Westerland. Der nächste Bahnstreik ist in Planung. Doch die Strecke nach Westerland wird noch aus anderen Gründen mehrmals gesperrt. Die Termine.
Wie wichtig die Marschbahn nach Sylt für Pendler und Urlauber ist, untermalte vor vier Wochen ein kurioser Vorfall: Weil der bundesweite Warnstreik der Deutschen Bahn am 27. März auch diese Strecke lahmgelegt hatte, ging ein Mann zu Fuß über den Hindenburgdamm. Der 31-Jährige wollte nach Hause laufen, schließlich fuhren ja keine Züge nach Westerland, sagte er den verblüfften Polizisten. Dass Betroffene bei der nächsten Sperrung erneut mit Leichtsinn reagieren, ist wohl nicht zu erwarten. Einige Termine stehen aber schon fest.
Nach dem erneuten Warnstreik am vergangenen Freitag ist auch die dritte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt mit der EVG gescheitert. Die Gewerkschaft kündigte daraufhin massivere Streiks als bislang an. Bei der Deutschen Bahn dürfte bald also abermals nichts mehr gehen.
Sylt: Vollsperrungen der Marschbahn ab Herbst 2023
Spätestens im Herbst und Winter dieses Jahres folgen die nächsten geplanten Sperrungen auf der Marschbahn: Der Bahnbetrieb nach Sylt wird auf dem Abschnitt Hindenburgdamm mehrere Male komplett eingestellt. „Urlauber und Pendler, die in dieser Zeit die Insel erreichen oder verlassen wollen, müssen vorher oder nachher an- bzw. abreisen“, wie eine Bahnsprecherin sagte.
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Grund dafür sind Bauarbeiten an den Bahnhöfen Westerland auf Sylt, Niebüll und Tönning, wo die alten Stellwerke durch elektronische Stellwerkstechnik ersetzt werden sollen. Damit der Bahnhof Westerland an das bestehende elektronische Stellwerk in Keitum angeschlossen werden kann, seien „umfangreiche Kabeltiefbauarbeiten“ nötig. Außerdem würden circa 40 Signale errichtet.
„Für eine größere betriebliche Flexibilität werden zwei zusätzliche Weichen eingebaut und ein Abstellgleis verlängert“, sagte die Sprecherin. Die Ferienzeiten habe die Bahn bei der Planung bewusst ausgenommen.
Marschbahn-Sperrungen nach Sylt 2023 im Überblick:
- 21./22. Oktober: Zwischen 23 Uhr und 5 Uhr fahren keine Personenzüge auf Sylt sowie von und zum Festland. Betroffen sind die Strecken zwischen Husum/Heide und Westerland, sowie Jübek und Husum. An diesem Wochenende erfolgt die Probeumstellung der Software für das neue elektronische Stellwerk Westerland. „Dies ist notwendig, damit die Umstellung im Dezember klappt“, sagte die Bahnsprecherin.
- 4. bis 8. Dezember: Anfang Dezember müssen Reisende sogar eine Woche lang mit Einschränkungen rechnen. Von Montag, 4. Dezember, 23 Uhr, bis zum Freitag, 8. Dezember, 4 Uhr, wird das neue elektronische Stellwerk in Betrieb genommen. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 5. bis 7. Dezember, fahren daher keine Autozüge von und nach Westerland. „Die Syltfähre ist in dieser Zeit mit zwei Fähren im Einsatz, damit die Insel erreichbar bleibt“, versichert die Sprecherin. Ebenfalls im Zeitraum vom 4. bis 8. Dezember fahren keine Personenzüge zwischen Keitum und Westerland. Wer mit der Marschbahn auf die Insel fährt, muss in Keitum aussteigen und gelangt mit dem Schienenersatzverkehr bis ans Ziel. Dies gilt in beide Richtungen.
- 6. Dezember: Von Mitternacht bis 6 Uhr morgens soll nun die Software im neuen Stellwerk eingespielt werden. Auch in dieser Zeit werden keine Personenzüge auf der Insel sowie vom und zum Festland über den Hindenburgdamm fahren. Die Sperrung betrifft auch die Regionalzüge zwischen Husum/Heide und Westerland sowie zwischen Jübek und Husum.
Sylt: Marschbahn-Sanierung verschlang 160 Millionen Euro
Die Marschbahn soll schneller ans Ziel kommen. Daher wurden seit 2018 gut 140 Millionen Euro investiert, um die Gleisanlagen auf der Strecke zwischen Elmshorn und Sylt zu erneuern. Neue Bahnübergänge, die Signaltechnik und Brückenarbeiten haben weitere 20 Millionen Euro verschlungen. Nachdem das Großprojekt im Dezember abgeschlossen wurde, folgen ab Herbst die Arbeiten der DB Netz AG für die Modernisierung der Stellwerkstechnik. Sie sollen die Stabilität und Zuverlässigkeit des Bahnbetriebs erhöhen – vorausgesetzt, es wird nicht gestreikt.