Kreis Pinneberg. Ändern wird sich nach der Kommunalwahl vieles. Etwa in Appen oder Haseldorf. In diesen Gemeinden beginnt die Bürgermeistersuche.
49 Prozent – nur knapp weniger als die Hälfte der wahlberechtigten Bürger im Kreis Pinneberg nutzte ihr demokratisches Grundrecht und ging am Sonntag, 14. Mai, zur Kommunalwahl, um neben der politischen Zusammensetzung des Kreistags auch über die Zukunft der Parlamente in den Städten und auf den Dörfern zu entscheiden. Das Abendblatt nennt Beispiele, wo sich die politische Lage verändert hat.
Imposantes passierte in Appen. Die Wählergemeinschaft Appen holte aus dem Stand 31,2 Prozent. 2018 war die Gruppierung noch nicht dabei. „Ich freue mich über alle Maßen, dass unsere Vorstellung von Kommunalpolitik bei unseren Bürgern in Appen so gut angenommen wurde“, sagt Christian Möhle, stellvertretender Vorsitzender der Wählergemeinschaft.
Kommunalwahl im Kreis Pinneberg: Das ändert sich in den Dörfern
Dieses Wahlergebnis und dadurch direkt zweitstärkste Kraft im Ort zu werden, sei ein deutliches Zeichen der Wertschätzung der bisherigen Arbeit und ein konkreter Auftrag für die nächsten fünf Jahre, so der Berufssoldat der Bundeswehr.
Die CDU um Bürgermeister Hans-Peter Lütje sackte um 6,9 Prozentpunkte auf 35,1 Prozent ab. Auch SPD mit 22,3 Prozent als zweitstärkste Appener Kraft (-8,2) und die FDP mit 10,7 Prozent (-15,6) verloren massiv an Zuspruch. „Der erstplatzierten CDU kommt die Aufgabe zu, einen Bürgermeister anzubieten und entsprechende Mehrheiten zu organisieren“, stellt Möhle klar. Er führt aus: „Wir gehen ergebnisoffen, aber vorbereitet in die interfraktionellen Gespräche.“
„Die CDU Appen ist weiterhin die stärkste Fraktion. Dass ein paar Prozentpunkte verloren wurden, liegt auch daran, dass statt bisher drei Gruppierungen oder Parteien in Appen nun vier angetreten sind“, sagt Bürgermeister Lütje, der sein Amt weiterführen möchte.
CDU gratuliert der Appener WG zum starken Wahlergebnis
Er zeigt aber auch große Anerkennung gegenüber dem neuen politischen Konkurrenten: „Dass sie so stark werden, damit habe ich nicht gerechnet. Dazu kann ich nur gratulieren.“
Die Appener CDU kann ein Mandat im Gemeinderat hinzugewinnen und liegt bei sechs Sitzen. Zweitstärkste Kraft ist die neue Wählergemeinschaft, die mit fünf Sitzen direkt ein mehr als gewichtiges Wort bei den politischen Beschlüssen mitsprechen wird. Die SPD kommt auf vier, die FDP auf zwei Sitze.
Wahlbeteiligung von 53,2 Prozent in Appen
53,2 Prozent der Wahlberechtigten gingen in Appen an die Wahlurnen und damit mehr als im kreisweiten Durchschnitt. Allerdings: „Die Freude über unser Ergebnis wird durch die niedrige Wahlbeteiligung von knapp über 50 Prozent getrübt. Wir wollen unsere Bürger zukünftig wieder für Kommunalpolitik begeistern und zeigen, dass persönliches Engagement vor Ort sich positiv zum Wohle der Gemeinschaft auswirkt“, so die Hoffnung Möhles.
Das ist allerdings nur ein kleiner Wermutstropfen für die momentan dauerjubelnden Mitgliedern der Wählergemeinschaft.
Haseldorf: Kritik des Prinzen zeigt wenig Wirkung
In Haseldorf scheint die schriftlich in Zeitungen veröffentlichte Kritik von Udo Prinz von Schoenaich-Carolath-Schilden an der Wählergemeinschaft Bürger für Haseldorf (BfH) und der SPD im Vorfeld der Wahl in der Bevölkerung nicht ganz gefruchtet zu haben. Der adelige Großgrundbesitzer hatte in Aussicht gestellt, den Schlosspark möglicherweise wieder für die Bevölkerung zu öffnen.
Die CDU, die von 1966 bis 2018 stets bei den Kommunalwahlen die absolute Mehrheit erreichen konnte, legte zwar um 1,6 Prozentpunkt auf 38,2 Prozent zu, doch die BfH um den amtierenden Bürgermeister Daniel Kullig gewann sogar 2,8 Prozentpunkte in der Wählergunst hinzu.
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Das bestätigt uns für die gute Arbeit der letzten fünf Jahre“, sagt Kullig. Der „Bürgerwille“ solle fortgeführt werden. Er freut sich, dass die Wähler sich nicht „durch Veröffentlichungen in Zeitungen“ haben beeinflussen lassen, sondern „unsere Arbeit“ wertschätzen.
Im Haseldorfer Gemeinderat bleibt die Sitzverteilung gleich
Bei der Sitzverteilung im Gemeinderat bleibt alles beim Alten: Die BfH bleibt mit 47 Prozent stärkste Fraktion – es bleibt bei sechs Sitzen im Gemeinderat, die CDU (38,2, +1,6, fünf Sitze), die SPD (14,8, -4,4) hat zwei Sitze. Auffällig ist die hohe Wahlbeteiligung von 68,5 Prozent.
Beim Nachbarn Hetlingen gewinnt die Freie Wählergemeinschaft um Bürgermeister Michael Rahn 59,9 Prozent, die CDU um Herausforderer Jörg May verliert 3,9 Prozentpunkte und erreicht 40,1 Prozent
Neue Wählergemeinschaft in Hasloh triumphiert
Die neue Wählergemeinschaft „Hasloh gestalten“ um den Ex-FDP-Politiker Kay Löhr, Bürgermeister von Hasloh, wird auf Anhieb mit 29 Prozent aller Stimmen stärkste Fraktion in der Gemeinde. Es traten drei Parteien und die Wählergemeinschaft an.
- Kreis Pinneberg: Schwarz-Grün siegt auf Kreisebene – Kreistag größer denn je
- Sensation bei Kommunalwahl in Wedel: Grünen gewinnen erstmals drei Wahlkreise
- Tornesch: Neugegründete Wählergemeinschaft Bürger für Tornesch trumpft auf
Mit einem satten Verlust von 18 Prozentpunkten sind die Sozialdemokraten der große Verlierer. Zweitstärkste Kraft ist die CDU (27,1 Prozent), die ein Plus von 3,4 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2018 verbuchen kann. Die Grünen holen 16,9 Prozent und damit drei Sitze im Gemeinderat. CDU und die Wählergemeinschaft haben jeweils fünf Sitze, die SPD kommt auf vier Mandate.
Bokels Bürgermeister hört nach 15 Jahren Amtszeit auf
„15 Jahre Amtszeit sind genug“, hatte Bokels bisheriger Bürgermeister Wolfgang Münster (Wählergemeinschaft Bokeler Runde) bereits vor der Wahl angekündigt. Nun stellt er sein Amt zur Verfügung – und die Mehrheit im Gemeinderat wandert an die Christdemokraten.
Das Wählervotum – 52,6 Prozent der Bokeler Wähler entschieden sich für die CDU – entscheidet auch vermutlich die Bürgermeisterwahl. Der Christdemokrat Götz Reimer wird aller Voraussicht nach Münster beerben.
Kreis Pinneberg: Kommunalwahl in den Dörfern – Bürgermeister hören auf
Gleich sechs neue Bürgermeister wurden im Vorfeld der Wahl in den insgesamt zehn Gemeinden des Amtes Rantzau rund um Barmstedt gesucht: Hans-Hermann Sass (78, Hemdingen, HWG), Willi Hachmann (75, Bullenkuhlen, BWB), Johann Hachmann (73, Bevern, BWB), Hans-Jürgen Kublun (69, Lutzhorn, FWGL) und Werner Schlüter (67, Groß Offenseth-Aspern, FWG) hören dabei aus aus freien Stücken auf.
Lediglich Katrin Schade (53, Bokholt-Hanredder) würde weitermachen, kann aber nicht im Amt bleiben, weil ihre Partei, die CDU, nicht wieder zur Wahl antrat.
Kreis Pinneberg: Kommunalwahl in den Dörfern – Bürgermeister hören auf
In den meisten dieser Dörfer muss dann vom Gemeinderat ein Bürgermeister für die kommenden fünf Jahre gewählt werden: In Bullenkuhlen muss aus den Reihen der Bürgerlichen Wählergemeinschaft – es gibt keine politischen Mitbewerber – ein Bürgermeister gefunden werden, ebenso ist dies der Fall in Bevern, Lutzhorn, Groß Offenseth-Aspern und in Bokholt-Hanredder.
Nur in Hemdingen gab es für die Bürger alternative Vorschläge. Die Wählergemeinschaft kam als Wahlsieger auf 46,8 Prozent.
Weitere Infos: www.abendblatt.de/themen/kommunalwahl-2023-pi/