Elmshorn. Schüler haben selbst über neuen Namen abgestimmt. Beinahe standen auch Bibi und Tina zur Wahl. Neuen Titel finden aber nicht alle gut.
An der Friedrich-Ebert-Schule, einer von sechs Grundschulen in Elmshorn, wird Demokratie gelebt. Das hätte dem Namensgeber der Einrichtung sicherlich gefallen, immerhin war Ebert der erste Reichspräsident der Weimarer Republik.
Ganz demokratisch haben die Schülerinnen und Schüler nun entschieden, Friedrich Ebert soll weg. Zumindest aus dem Namen der Schule. Und einen neuen Namen haben die Mädchen und Jungen auch schon ausgesucht, ganz demokratisch. Bei einer Abstimmung bekam der Name „Schule am Wasserturm“ mehr als 56 Prozent der Stimmen.
Elmshorner Grundschule will Friedrich Ebert aus ihrem Namen streichen
Vorausgegangen war ein Prozess, bei dem Eltern, Schülerinnen und Schüler beteiligt waren. Alle konnten Namensvorschläge machen, acht blieben für die Endauswahl erhalten. Einige wurden direkt aussortiert, etwa die „Bibi-und-Tina-Schule“ oder die „Dieter-Ackmann-Schule“, benannt nach dem aktuellen Schulleiter.
Anschließend hatten Eltern und Kinder 14 Tage Zeit, bei einem Online-Voting abzustimmen. Mehr als 200 Stimmen wurden abgegeben, eine überwältigende Mehrheit für den Vorschlag „Schule am Wasserturm.“ Eine passende Wahl, immerhin befindet sich die Schule an der Jahnstraße in unmittelbarer Nähe des Wahrzeichens.
Friedrich Ebert hat keinen Bezug zu Elmshorn
Argumente, die Schule umzubenennen, gibt es genug. Im Antrag der Schule, den Namen offiziell in „Schule am Wasserturm – Offene Ganztagsgrundschule der Stadt Elmshorn“ zu ändern, legt Schulleiter Dieter Ackmann diese dar. Und stellt klar: „Die Verdienste von Friedrich Ebert stehen außer Frage.“
Allerdings sei die Schule bei der Namensgebung 1959 noch eine Volksschule gewesen, die Grund- und Hauptschule vereinte. Heute handele es sich um eine reine Grundschule. Friedrich Ebert habe zudem keinen Bezug zu Elmshorn.
Schüler stimmen demokratisch über neuen Namen ab
Des Weiteren biete der Name den Schülerinnen und Schülern keine Möglichkeit der Identifikation und auch inhaltlich sei Friedrich Ebert „wohl eher Thema an einer weiterführenden Schule“. Für den neuen Namen spreche, dass der Wasserturm ein prägendes Wahrzeichen für die Stadt sei und die Schule verorte.
Ackmann appelliert zudem an die Politikerinnen und Politiker, den Antrag nicht abzulehnen. Dies fördere eine Politik- und Demokratieverdrossenheit, immerhin hätten sich Schülerinnen und Schüler in einem demokratischen Prozess mit Eltern und Lehrkräften für den neuen Namen ausgesprochen.
Friedrich-Ebert-Schule wird umfassend erweitert
Die Friedrich-Ebert-Schule wird aktuell erweitert, der Schulhof neugestaltet. Künftig wird es eine Mensa, eine Bücherei, einen Musikraum sowie sechs weitere Klassenräume geben. Der Schulhof soll mit neuen Spielgeräten und Sitzgelegenheiten aufgewertet werden. Auch hierbei durften die Schülerinnen und Schüler mitreden.
Seit mehr als einem Jahr ist die Einrichtung zudem eine offene Ganztagsgrundschule. Es ist also viel in Bewegung an der Friedrich-Ebert-Schule. Warum also bei den Veränderungen vor dem Namen Halt machen? Fragt auch Schulleiter Ackmann: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Elmshorn: Namensänderung von Schulen ist langer Prozess
Nun kann eine Schule ihren Namen allerdings nicht einfach ändern. Dafür bedarf es diverser Abstimmungen und Entscheidungen, das letzte Wort haben die Elmshorner Stadtverordneten und natürlich die Schulaufsichtsbehörde.
Die erste Hürde, die Schulkonferenz, hat der neue Name bereits genommen und auch im Ausschuss für Kinder, Jugend, Schule und Sport gab es im November 2022 große Zustimmung vonseiten der Politikerinnen und Politiker. Einzig der SPD stößt die Umbenennung sauer auf.
Elmshorner SPD gegen eine Umbenennung der Friedrich-Ebert-Schule
„Die Namensänderung überzeugt uns nicht. Aus unserer Sicht ist Friedrich Ebert ein passender Namensgeber, besonders für eine Grundschule“, sagt SPD-Fraktionschef Arne Klaus. Immerhin habe Ebert maßgeblich an der Einführung der Grundschulen im Zuge des Reichsgrundschulgesetztes mitgewirkt.
Die Sozialdemokraten bevorzugen Persönlichkeiten als Namensgeber für Schulen. Die Mehrzahl der städtischen Schulen trage bereits die Namen wichtiger Personen, wie etwa Anne Frank, Astrid Lindgren, Erich Kästner oder Elsa Brändström. Deshalb solle auch Friedrich Ebert als Namensgeber erhalten bleiben.
Elmshorner Politiker stimmen am 23. März über Namensänderung ab
Die SPD lehne eine reine Ortsbezeichnung ab. Auch auf einen Kompromiss konnten sich Schule und Fraktion in einem Gespräch nicht einigen. Damit die Sozialdemokraten von ihrem Standpunkt abweichen, bräuchte es schon einen „sehr, sehr überzeugenden Vorschlag“, sagt Klaus. Und den gibt es aus seiner Sicht nicht.
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Die Elmshorner Sozialdemokraten werden dem Antrag auf Umbenennung in der Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums am Donnerstag, 23. März, deshalb nicht zustimmen. Ob sie eine Umbenennung abwenden können, ist unklar. Die SPD ist nur zweitstärkste Kraft.