Elmshorn. Historisches Gebäude in Elmshorn wird abgerissen, alte Blutbuche darf vorerst bleiben. Die Gründe für den Abriss.

Die historischen Backsteingebäude an der Berliner Straße 18 (ehemals Citastrom Elektrofachhandel) und 20 in Elmshorn werden abgerissen. Die Blutbuche an der Schauenburger Straße hingegen darf vorerst bleiben. Das hat der Stadtumbauausschuss (SUA) beschlossen und damit zwei Streitthemen aus dem Weg geräumt.

Stadtentwicklung: Elmshorner Politik ringt um Entscheidung

Die Entscheidung, was mit den Häusern nun passieren soll, ist den Politikern nicht leichtgefallen. Der Streit um Abriss oder Erhalt der Gebäude tobte seit vielen Jahren. Zwei Jahre wurden Expertisen gesichtet, Argumente ausgetauscht, um eine Entscheidung über den Umbau der Berliner Straße zu bekommen.

Denn diese soll im Zuge des Stadtumbaus ausgebaut und künftig in beide Fahrtrichtungen nutzbar sein. Gemeinsam mit der Hafenspange soll sie den Verkehr aus dem neuen Quartier Krückau-Vormstegen her­ausführen. Geplant ist ein von Bäumen gesäumter Boulevard, der als grünes Band mit vielen Parkplätzen das Eingangstor zum Stadtteil Krückau-Vormstegen wird.

Stadtentwicklung: Initiative will historische Häuser erhalten

Gegen diese Entscheidung protestierten Bürger, vor allem aber die Initiative Augen auf VormStegen (wir berichteten). Auch Grüne und Linke wollten die Häuser um jeden Preis erhalten und suchten nach Alternativen. Denn mit dem Abriss des Hauses mit der Nummer 20 gehe ein historisches Gebäude verloren, ein Mahnmal für die Zwangsarbeiter, die in der NS-Zeit in der damaligen Wurstfabrik arbeiten mussten. Die SPD hatte sich diesem Protest angeschlossen.

Verkehrsexperten des Büros Argus prüften intensiv verschiedene Alternativen, um eine breitere Fahrbahn auch bei Erhalt der Häuser zu realisieren. Aber alle überarbeiteten Varianten wurden vom Landesbetrieb für Verkehr und Straßenbau (LBV), der für diese Bundesstraße zuständig ist, abgelehnt. Denn für den Ausbau der Straße stehen nur die Flächen auf der Westseite zur Verfügung, eben jene Flächen, auf denen die Häuser stehen. Gelände auf der Ostseite sei nicht greifbar. Die Deutsche Bahn habe es abgelehnt, Grundstücke dort zu verkaufen, und die Pachtverträge der Tankstelle und Waschstraße, ebenfalls auf der Ostseite, laufen noch über Jahre.

Stadtentwicklung: Nachbarhaus steht unter Denkmalschutz

Grüne und Linke stimmten nun gegen den Abriss, CDU, FDP und die SPD stimmten dafür. Dörte Köhne-Seiffert (SPD) sprach von einer der schwierigsten Entscheidungen, die sie „mit schwerem Herzen“ fällte. Sie schlug vor, die alten Steine des Torbogens sowie die Tür und das große Tor des Hauses 20 abzutragen. Sie sollten während der Sanierung der Straße zwischengelagert und danach in unmittelbarer Nähe wieder aufgebaut werden.

So könnte ein würdiger Ort entstehen, der an die Historie, auch an die Zwangsarbeit in der ehemaligen Wurstfabrik, erinnere. Einstimmig fasste der SUA dann den Beschluss, dass der Ausschuss für Kultur und Weiterbildung in Zusammenarbeit mit der Verwaltung und Freiraumplanern Vorschläge für einen neuen Standort erarbeitet.

Enttäuscht vom beschlossenen Abriss zeigen sich die Mitglieder der Stiftung zur Erhaltung von Kulturdenkmalen in Elmshorn. Architekt Thomas Wehrmann betont, dass es sich bei Haus Nummer 18 um ein Kulturdenkmal handele, es stehe per Gesetz unter Denkmalschutz. Dieser Schutz „ist nun ausgehebelt“, und er bedauert, dass „in der Stadt Elmshorn ein Bewusstsein für Kulturdenkmale nicht vorhanden ist“.

Stadtentwicklung: Blutbuche wird vorerst nicht gefällt

Dem widerspricht Bürgermeister Volker Hatje vehement. Gerade die vielen jahrelangen, intensiven Auseinandersetzungen zeigten doch, „dass wir nicht leichtfertig mit solchen Gebäuden umgehen, dass wir uns mit der Stadt auseinandersetzen“. Mit dem Kompromissvorschlag, ein Mahnmal in unmittelbarer Nähe zu errichten „können man leben“, meint auch Bürgervorsteher Andreas Hahn (CDU): „Wir erhalten doch das, was uns allen besonders am Herzen liegt.“

Die Rotbuche an der Schauenburger Straße darf vorerst bleiben. Die geplante Verlegung der Schauenburger Straße und auch der Kanalbau betreffen die Buche nicht. Erst mit der Neubebauung des ehemaligen Sky-Geländes durch einen Investor werde das Thema tatsächlich akut, erklärt Baustadtrat Lars Bredemeier. Bis dahin bleibt der Baum, wo er ist. „Die Verwaltung hat einen klaren Auftrag, den Baum zu sichern“, heißt es aus dem SUA.

Ursprünglich sollte die imposante Blutbuche gefällt werden – ist das doch laut Rahmenplan für den Stadtumbau im Sanierungsgebiet Krückau-Vormstegen ursprünglich vorgesehen und sogar 2011 beschlossen worden. Nach einem Protest von engagierten Bürgern ruderte die Verwaltung im Juni zurück.