Pinneberg/Itzehoe. Wie präzise kann sich Andy T. an die Bluttat nach dem Rapvideodreh erinnern? Mit Prozentangaben tappt er in die „Fragen-Falle“.

Die Wahrheitsfindung im Fall der Messerattacke vom Bahnhof Pinneberg – sie verläuft weiterhin zäh. Am Donnerstag hatte erneut der Hamburger Musikproduzent Andy T. das Wort. Er ist der Hauptzeuge der Anklage gegen Jamal H. (21) – und wurde bereits zum dritten Mal vernommen.

Damit hat die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Itzehoe, vor der sich der junge Mann aus Pinneberg wegen versuchten Totschlags verantworten muss, an den bisherigen sieben Prozesstagen erst vier Zeugen abarbeiten können.

Messerattacke am Bahnhof Pinneberg: Verteidiger nehmen Hauptzeugen in die Mangel

Einer von ihnen – mit Mohmen A. (19) aus Hamburg ausgerechnet das lebensgefährlich verletzte Opfer der Attacke – hatte zudem sein Aussageverweigerungsrecht genutzt und war stumm geblieben. Auch der Angeklagte schwieg zu den Tatvorwürfen.

Von den zehn Personen, die am 6. Juli 2022 nach einem heimlichen Rap-Videodreh gegen 3.15 Uhr am Bahnhof Pinneberg auf die S-Bahn warteten, war Andy T. (26) bei der Polizei der Gesprächigste. Er hat angeblich nicht nur den Messerstich des Angeklagten in den Bauch des Opfers gesehen, sondern den Vorfall auch gemeinsam mit Beamten der Mordkommission in einer Tatrekonstruktion nachgestellt.

Pinneberg: Wie genau kann sich der Zeuge tatsächlich an die Abläufe erinnern?

Am Donnerstag, seinem dritten Auftritt vor Gericht, musste er sich bohrenden Fragen des Verteidigers Lino Peters stellen. Der wies den Hamburger immer wieder auf angebliche Widersprüche in seinen Vernehmungen hin und stellte infrage, wie genau dieser sich tatsächlich an die Abläufe der Auseinandersetzung erinnert.

Peters konfrontierte den Zeugen auch damit, dass dieser bei der von ihm beschriebenen Stellung von Täter und Opfer zueinander und seinem eigenen Standort kaum das Messer in der Hand des Angeklagten hätte sehen können.

Pinneberg: Zeuge der Messerattacke bleibt bei seiner belastenden Aussage

Mehrfach tappte Andy T. dabei in die „Fragen-Falle“. Als er kundtat, sich an ein bestimmtes Detail zu „60 bis 70 Prozent“ zu erinnern, bohrte der Verteidiger sofort nach, ob dieser Prozentsatz auch für die übrigen Abläufe der Tat gelte. Das wäre dann „nahe an fifty-fifty“, so Peters.

Derart in die Enge getrieben, blieb der Zeuge zumindest in einem Punkt konsequent. Er könne sich zwar nicht mehr an alles erinnern, sei sich aber dennoch „zu 100 Prozent sicher“, ein Messer in der linken Hand des Angeklagten gesehen zu haben.

Pinneberg: Prozess um Messerattacke am Bahnhof dürfte noch länger andauern

Der Prozess wird kommende Woche fortgesetzt – dann wird ein weiterer Zeuge gehört, der am Bahnhof dabei war. Wann mit einem Urteil gerechnet werden kann, ist unklar. Neben den unmittelbar beteiligten Personen sind auch noch Polizeibeamte, die am Tatort waren, die Vernehmungsbeamten der Mordkommission sowie Rechtsmediziner zu hören.