Quickborn. Nach dem Protest der Rathaus-Mitarbeiter wird die Verwaltung nun doch verstärkt. Wirtschaftsfragen sollen aber ausgelagert werden.

Politischer Burgfrieden in buchstäblich letzter Minute im Quickborner Hauptausschuss. Der von der CDU zunächst angekündigte Stellenabbau ist vom Tisch. Einstimmig segneten die Politiker den Stellenplan des neuen Bürgermeisters Thomas Beckmann (FDP) ab, der die Anzahl der Mitarbeitenden in der Verwaltung um 22 Vollzeitstellen auf nun 257 Kräfte erhöht.

Lediglich die von Beckmann gewünschte personelle Verstärkung der Wirtschaftsförderung lehnten CDU und SPD ab. Mit dieser Aufgabe soll jetzt eine externe Agentur beauftragt werden.

Erneut waren gut 60 Beschäftigte der Quickborner Verwaltung zur Sitzung gekommen, nachdem bei der davor bereits 100 Mitarbeitende aus Sorge um ihren Arbeitsplatz die Debatte im Hauptausschuss verfolgten – das Abendblatt berichtete.

Quickborn: Mehr neue Stellen im Rathaus – aber kein Wirtschaftsförderer

CDU-Fraktionschefin Annegret Tegen beruhigte die Belegschaft gleich zu Beginn mit der Aussage, „wir wollten Sie nicht in Angst und Schrecken versetzen, dass wir Ihre Stellen abschaffen wollen“. Lediglich 2,5 der sieben beantragten neu zu besetzenden Stellen sollten nun wegfallen, sagte sie.

Damit ließen sich 160.000 Euro der insgesamt rund 1,4 Millionen Euro für die 22 zusätzlichen Stellen einsparen. Knapp vier Personalstellen würden aber durch Zuschüsse von 230.000 Euro durch Dritte refinanziert sein, weitere zwölf Stellen für 700.000 Euro hatte Amtsvorgänger Thomas Köppl noch in seiner Amtszeit zusätzlich geschaffen. Verblieben noch sieben neue Stellen, die 400.000 Euro im Jahr kosteten.

Wirtschaftsförderung kostet die Stadt jetzt trotzdem 500.000 Euro

Davon sollten neben dem einzustellenden Wirtschaftsförderer jeweils zusätzliche halbe Stellen in der Stadtkasse, in der Bauabteilung und im Medienbereich nicht neu besetzt werden. Doch dagegen protestierten die zuständigen Fachbereichsleiter vehement, die wieder vollzählig die Sitzung verfolgten.

Volker Dentzin berichtete, dass die Kollegen in der Bauabteilung bereits an der „Belastungsgrenze“ arbeiteten, weil die Fallzahlen seit 2020 um ein Viertel gestiegen seien. Cathrin Stank verwies auf die Zugriffszahlen der Quickborner Internetseite, die sich seit 2019 auf 4,5 Millionen Aufrufe im Jahr beinahe vervierfacht hätten.

Oberste Finanzbeamtin: „Stelle ist notwendig, um Schaden abzuwenden“

Und die neue Kämmerin Annett Winter warnte die Politik davor, die Stadtkasse im Regen stehen zu lassen, die nicht hinterher käme, säumige Steuerschuldner rechtzeitig anzumahnen. „Die zusätzliche halbe Stelle in der Stadtkasse ist notwendig, um Schaden von der Stadt Quickborn abzuwenden“, betonte Annett Winter.

Nur mit einem funktionierenden Forderungsmanagement ließen sich die Steuereinnahmen der Stadt so regeln, dass sie keine Kassenkredite aufnehmen müsste. Die Quickborner, die ihre Steuern rechtzeitig zahlten, hätten ein Anrecht darauf, „dass wir säumige Steuerschuldner zeitnah anmahnen.“

Externe Wirtschaftsförderung für zwei Jahre

Diese Argumente überzeugten die CDU, die ihre Streichungsanträge bis auf die Wirtschaftsförderung zurückzogen. Diese Vollzeitstelle würde die Stadt rund 72.000 Euro im Jahr kosten, hatte die Verwaltung ausgerechnet. Nun soll die Aufgabe extern vergeben und dafür jeweils 250.000 Euro in 2023 und 2024 bereitgestellt werden.

„Wir brauchen dafür ausgewiesene Fachleute, die etwas von Baurecht und Wirtschaft verstehen und gute Verkäufer sind“, begründet Bernd Weiher (CDU) diesen Beschluss. Die Agentur werde projektbezogen bezahlt, eine neue Vollzeitstelle müsse langfristig finanziert werden, wenn sie erst einmal geschaffen sei. Ob nachher diese halbe Million Euro wirklich nötig sei, werde sich noch zeigen.

Bürgermeister Beckmann konnte das nicht recht nachvollziehen. Mit dem Geld könnte er die zusätzliche Stelle in der Wirtschaftsförderung fast sieben Jahre lang finanzieren. Auch Grünen-Fraktionschef Dirk Salewsky argumentierte dagegen. „Wir brauchen eine zusätzliche Stelle im Rathaus, damit die Wirtschaftsförderung dort jederzeit ansprechbar ist.“

Wirtschaftsförderer soll nicht nur anlocken, sondern auch Entwicklung begleiten

Die Aufgabe sei ja nicht nur, neue Betriebe anzulocken, sondern auch die vorhandenen zu betreuen und ihnen Entwicklungschancen aufzuzeigen. Doch letztlich setzte sich der Vorschlag, dies künftig extern zu vergeben, durch. Weil auch die SPD diese Idee besser fand, „die Wirtschaftsförderung von außen aufzubauen“, erklärte Astrid Huemke.

Somit geht Quickborn jetzt mit einem Haushaltsdefizit von rund fünf Millionen Euro in das neue Jahr. Dieser muss dann aber noch von der Landesregierung genehmigt werden.