Quickborn. Seit die AKN-Strecke für die Elektrifizierung gesperrt ist, pendeln Busse. Die Betroffenen äußern sich nun erstmals kritisch zur Lage.
Bis Ende 2025 wird die AKN-Strecke zwischen Kaltenkirchen und Eidelstedt für die S-Bahn elektrifiziert. Dafür ruht zurzeit der Bahnverkehr im südlichen Bereich dieser Bahnlinie. Bis Ende August müssen deshalb die rund 10.000 Fahrgäste, die sonst täglich in Quickborn, Bönningstedt, Hasloh und Ellerau in die Bahn steigen, ersatzweise mit Bussen fahren, die nur an den Bahnhöfen halten.
Wie dieser Schienenersatzverkehr funktioniert und wo es Probleme gibt, wollte jetzt die SPD in Quickborn wissen und hat rund 60 Fahrgäste dazu befragt. Auch die Elmshorner Landtagsabgeordnete Beate Raudies machte mit und kündigte jetzt an, im Kieler Verkehrsministerium und bei der AKN für die Umsetzung der Verbesserungsvorschläge der Fahrgäste zu werben.
AKN-Ersatzverkehr: Die Meinung der Betroffenen
Grundsätzlich sei ein Drittel der Befragten mit dem Ersatzverkehr zufrieden, so das Ergebnis der Umfrage an den betroffenen Haltestellen. Auch wenn die Beschwernisse für einige doch recht groß seien, die jetzt täglich etwa eine Stunde länger zur Arbeit und wieder zurück nach Hause bräuchten, hat die Abgeordnete Raudies erfahren.
„Das ist für viele schon recht lang.“ Umso wichtiger sei es, dass die bereitgestellten Busse auch genügend Platz böten, bequem seien und die Haltestellen gut ausgeschildert und beleuchtet seien.
AKN-Umfrage: Ersatzbusse sind oft viel zu voll
Aber genau dabei gebe es Verbesserungsbedarf, so die Umfrage der SPD unter den Fahrgästen. Denn ein Viertel der Befragten bemängelte, dass die Ersatzbusse zu voll seien, die Haltestellen keinen Regenschutz böten und nicht ausreichend beleuchtet seien.
Ein Drittel der Befragten fordere zudem, dass die AKN Extra-Schulbusse einsetzen solle, fasst Quickborns sozialdemokratischer Parteisprecher Karl-Heinz Marrek das Ergebnis zusammen. „Erstaunlich für uns war, dass die Umfrage von den Fahrgästen ausnahmslos positiv aufgenommen wurde.“
Bahnunternehmen freut sich über Meinung der Kunden
Alle, die frühmorgens in der Hauptverkehrszeit auf diese Busse warteten, hätten gerne an der Befragung teilgenommen. Auch die AKN freue sich über diese Umfrage, teilt Bahnsprecherin Maren Brandt mit. Die AKN und alle daran beteiligten Partner seien mit hohem Engagement bei diesem Projekt dabei, sagt sie.
„Insofern freut es uns, dass das Projekt in der Bevölkerung, bei den Fahrgästen und auf politischer Ebene breit und unterschiedlich thematisiert wird. Dazu zählt auch die neue Umfrage der SPD.“
Mobilität soll sich durch Ausbau deutlich verbessern
Wenn nach dem Ausbau der AKN-Strecke Ende 2025 die Fahrgäste von Kaltenkirchen bis zum Hamburger Hauptbahnhof, ohne in Eidelstedt umsteigen zu müssen, fahren könnten, „wird sich die Mobilität der Menschen in der Region verbessern.“
Aber bis dahin müssten sie mit diesem etwas umständlichen und zeitraubenden Schienenersatzverkehr zurechtkommen. Zusätzliche Busse für den Schülerverkehr werde es nicht geben. Dafür seien die Schulträger, also die Kommunen selbst verantwortlich.
Haltestellen besser ausbauen: Dafür seien die Gemeinden zuständig
Das gelte auch für die Ausstattung der Ersatzbus-Haltestellen, erklärt AKN-Sprecherin Brandt. „Durch die kurze Vorlaufzeit der Vorbereitung der Ersatzverkehre zur S21 war es auch den Gemeinden nicht möglich, die Ersatzhaltestellen vollumfänglich baulich auszurüsten. Wir sind mit den Gemeinden im Austausch. Hier wird, wo es möglich ist, gerade punktuell optimiert.“
Barrierefreie Gelenkbusse würden bereits eingesetzt. Ein Zehn-Minuten-Takt, wie ihn sich einige der befragten Fahrgäste laut der Umfrage wünschten, sei zwar theoretisch möglich, aber praktisch kaum umzusetzen, teilt sie mit.
Gefahr der Überlastung einzelner Fahrten
„Hier haben wir momentan die Gefahr der Überlastung einzelner Fahrten: Alle wartenden Fahrgäste werden in den einen Bus einsteigen wollen und werden nicht auf den nächsten Bus warten, der zehn Minuten später kommt“, argumentiert sie.
Dafür würden die Zugführer in Ellerau und Burgwedel in aller Regel auf die Bus-Fahrgäste warten, versichert sie. „Die Anschlüsse von Zug auf Bus und umgekehrt haben wir bei unserem Ersatzverkehr so weit als möglich für die Fahrgäste optimiert.“
„Sichtverpasser“ beim Umsteigen auf den Busverkehr „sollten nicht vorkommen“
Bei geringen Verspätungen werde gewartet, ein sogenannter „Sichtverpasser“ sollte nicht vorkommen. „Aus Gründen der Fahrplanstabilität sind längere Wartezeiten nicht möglich. Jede größere Verspätung bei der Abfahrt auf der einen Strecke kommt auf der Rückfahrt wieder zurück, somit bauen sich die Verspätungen unkontrolliert immer weiter aus“, erklärt die Bahnsprecherin.
Grundsätzlich habe die AKN den Eindruck, dass die meisten ihrer Fahrgäste sich mit diesen Unannehmlichkeiten des Ersatzverkehrs arrangiert hätten, so die Bahnsprecherin weiter. „Die Beschwerdelage ist inzwischen ruhig. Es gibt keine Vorkommnisse, die aus dem Rahmen eines normalen Ersatzverkehrs fallen“, erklärt sie.
AKN hat sich selbst ein Bild über die Meinung verschafft
Die AKN habe sich über die Servicestellen und Hotlines, durch die Resonanz in den Medien, Gespräche mit Fahrgästen und den Austausch mit den Gemeinden „ein breitgefächertes Bild verschafft“. Aber natürlich sei „ein Ersatzverkehr für die Fahrgäste immer mit Unannehmlichkeiten verbunden“, weiß die AKN-Sprecherin.
„Das ist aufgrund der Bautätigkeiten leider unvermeidbar.“ Die AKN analysiere täglich den Betriebsablauf, um diesen kontinuierlich zu verbessern. „Die Erkenntnisse fließen in die Planungen der zweiten Bauphase ein. Am Ende des Projekts S21 steht die verbesserte Mobilität und das verstehen auch die meisten Fahrgäste.“
Verbesserung wäre eine Haltestelle im Norden Bönningstedts
Dazu könnte aus Sicht der Landtagsabgeordneten Beate Raudies auch eine zusätzliche Bushaltestelle im Norden von Bönningstedts gehören, wo jüngst Anwohner aus Winzeldorf die Ersatzbusse stoppten, um dafür zu werben (wir berichteten).
Denn auch die neue Buslinie 395, die seit Dezember zwischen Pinneberg und Norderstedt durch die Gemeinde fährt, sei aus einem Ersatzverkehr entstanden, erinnert die Abgeordnete an die Sperrung der Brücke über die A7 zwischen Bönningstedt und Norderstedt.
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Als vor ein paar Jahren die Brücke an der Norderstedter Straße wegen des sechsspurigen Ausbaus der A7 gesperrt war, musste deshalb für einige Monate der Busverkehr der Linie 295 über Hasloh umgeleitet werden.
AKN-Ersatzverkehr: Es gibt Hoffnung für die Bönningstedter
„Oft ist es ja so, dass Leute plötzlich in die Busse einsteigen, wenn so eine neue Haltestelle da ist, von denen man vorher gar nicht geglaubt hat, dass sie mit dem Bus fahren wollen“, macht Raudies den Bönningstedtern Hoffnung.