Kreis Pinneberg. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen überreicht am Freitag Finanzierungszusage für S-21-Projekt und blickt in die Zukunft.
Er wolle unbedingt einmal einen Zug von unten sehen, bat der Verkehrsminister. Und so kletterte Claus Ruhe Madsen mit Prokurist Marco Daniel geduckt in die enge Werkstattgrube der Fahrzeughalle der AKN in Kaltenkirchen, um die Technik des Triebwagens aus der Froschperspektive zu bestaunen.
Nicht, dass aber der Reporter hinterher schreibe, der Herr Minister sei unter die Räder gekommen, sagte sein Sprecher Harald Haase. Und lachte. Die Stimmung beim Antrittsbesuch des Ministers in der Zentrale des landeseigenen Bahnunternehmens war locker und entspannt.
AKN: Nach dem S-21-Ausbau kommt die Expresslinie nach Neumünster
Das lag sicher auch am dreifachen Förderbescheid, den der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Madsen im Gepäck hatte. So überreichte er dem AKN-Geschäftsführer Ulrich Bergmann die Finanzierungszusage des Bundes und der beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, die je zur Hälfte an der AKN beteiligt sind, über zusammen rund 100 Millionen für das ambitionierte S-21-Ausbauprojekt, das, wie berichtet, vor einer Woche in Hasloh gestartet ist.
52,2 Millionen Euro für die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Kaltenkirchen und Burgwedel bei Eidelstedt. Und 46,9 Millionen Euro für den zweigleisigen Ausbau der AKN-Strecke A 1 zwischen Quickborn und Ellerau, die bislang eingleisig ist. Weitere 720.000 Euro gab es für ein Ausbauprogramm in Burg auf Fehmarn, wo auch die AKN ihre Züge fahren lässt.
Zweigleisiger Ausbau der AKN zwischen Kaltenkirchen und Eidelstedt wird 120 Millionen Euro kosten
Insgesamt werde die Elektrifizierung und der zweigleisige Ausbau der AKN zwischen Kaltenkirchen und Eidelstedt aber wohl 120 Millionen Euro kosten, sagte der Minister. Die noch fehlende Summe werde noch folgen. Hauptgeldgeber sei ohnehin der Bund, mit dem das Land Schleswig-Holstein und auch die anderen Bundesländer gerade in schwierigen Verhandlungen sei, was die Regionalisierungsmittel angehe.
Der Bund, der eigentlich für die Finanzierung des Bahnverkehrs zuständig ist, hat vor etwa 25 Jahren diese Aufgabe an die Länder übertragen und gewährt dafür über das Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz den Ländern dafür jährliche Haushaltsmittel. Für Schleswig-Holstein sind das aktuell 358 Millionen Euro im Jahr, so das Verkehrsministerium. „Das ist aber zu wenig“, betont Minister Madsen.
S-21-Projekt: Alle 60 bis 70 Meter wird ein Mast stehen
Das S-21-Projekt soll bis Ende 2025 fertiggestellt sein, erklärte Projektleiter Karl-Heinz Moje. Dazu würden auf der insgesamt 55 Kilometer langen Bahnstrecke in vier Bauabschnitten die Stromoberleitungen und mehr als 1000 Masten jeweils beidseitig errichtet. „Alle 60 bis 70 Meter wird ein Mast stehen“, sagt Moje. Auf dem 600 Meter langen Bahnabschnitt auf Hamburger Gebiet werde eine Stromschiene eingebaut, was auf schleswig-holsteinsicher Seite wegen der zahlreichen Bahnübergänge aus Sicherheitsgründen nicht möglich sei.
Der erste Bauabschnitt zwischen Ellerau und Burgwedel werde bis Mitte August andauern. Solange wird es entlang dieser Strecke (Quickborn – Hasloh – Bönningstedt) einen Schienenersatzverkehr mit Bussen geben. „Wir sind gut im Zeitplan“, sagt Projektleiter Moje.
Expresslinie: Fahrtzeit von Norderstedt nach Neumünster soll sich um bis zu 23 Minuten verkürzen
Die Strecke Eidelstedt – Kaltenkirchen wird dann von der Hamburger S-Bahn bedient. Damit die 84 Triebwagen-Fahrzeugführer, die zurzeit bei der AKN beschäftigt sind, auch 2026 noch bei der AKN Bahnstrecken fahren können, soll zum Beispiel zwischen Norderstedt und Neumünster eine Expresslinie angeboten werden.
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Dadurch würde sich die Fahrtzeit von derzeit 65 Minuten je nach Ausbaustufe um zehn bis 23 Minuten verkürzen, sagt AKN-Chef Ulrich Bergmann. Verkehrsminister Madsen versprach, sich für das Projekt einzusetzen.
AKN: Ein Jobgarantie für die Beschäftigten gibt der Minister nicht
Es würde in der ersten Ausbaustufe etwa zehn Millionen, in der zweiten etwa 40 Millionen Euro kosten und drei bis acht Jahre bis zur Realisierung dauern. Die auch wiederum von den Fördersummen vom Bund abhingen, erklärte der Minister. Eine Jobgarantie aber wollte Minister Madsen den AKN-Beschäftigten nicht geben. „Dafür muss erst der Haushalt beschlossen sein.“ Aber das Land gehe ohnehin davon aus, dass alle Zugführer bei der AKN verbleiben und weiterbeschäftigt werden, sagte Aufsichtsratsvorsitzende Karin Druba.
Zudem lobte Madsen den enorm hohen Pünktlichkeitsgrad der AKN, der bei 98 Prozent für das Bahnunternehmen mit Sitz in Kaltenkirchen sei und damit über dem Landesdurchschnitt von 94 Prozent liege. Das stelle unter Beweis, so der Minister, wie gut geführt und welch hoch motiviertes Team die AKN mit ihren insgesamt 340 Beschäftigten habe.
AKN: 98 Prozent der Fahrgäste sind zufrieden mit dem Kaltenkirchener Unternehmen
Pünktlichkeit sei das A und O, um den Öffentlichen Nahverkehr attraktiv zu machen und die Autopendler in Bahnen oder Busse zu bewegen, sagte Minister Madsen. „Wenn ich nicht pünktlich zur Arbeit, Schule oder einen Termin komme, entscheide ich mich anders.“
Mit dieser 98-Prozent-Quote übernehme Matthias Meyer, der ab Februar Ulrich Bergmann auf dem AKN-Chefsessel ablöst, kein leichtes Erbe, sagte Minister Madsen. „Es ist sicher leichter, einen Betrieb zu übernehmen, der nicht so gut läuft.“