Kreis Pinneberg. Simpel Unverpackt muss sich wandeln. Die Idee der Elmshorner stammt von Mitstreitern aus dem Kreis Pinneberg. Das steckt dahinter.
Weniger Müll, mehr Nachhaltigkeit – auf diese einfache Formel lässt sich das Geschäftsmodell von Simpel Unverpackt herunterbrechen. Aber hinter der Philosophie des Elmshorner Unverpackt-Ladens steckt noch viel mehr. Nämlich die Idee, dass vieles möglich ist, wenn man zusammenarbeitet.
Elmshorn: So soll der Unverpackt-Laden vor dem Aus gerettet werden
Schon vor der Gründung von Simpel Unverpackt haben Jannes Meyer, Barbara Slomka, Katja Antal, Peter Lüders-Bahlmann und Jens Herrndorff auf genau dieses Prinzip gesetzt und mit einem Crowdfunding-Projekt 16.000 Euro für nachhaltiges Einkaufen in Elmshorn gesammelt. Nur ein Teil des Startkapitals. Aber auch ein Zeichen. Das Interesse an unverpackten Lebensmitteln ist da, auch in Elmshorn.
Und der Beweis: Vieles ist möglich, wenn man zusammenarbeitet. Und Zusammenarbeit ist aktuell wichtiger denn je. Denn besonders für kleine inhabergeführte Geschäfte sind die Zeiten alles andere als rosig. Hohe Preise für Gas und Strom und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie sind für viele Geschäftsleute eine Last. Und die lässt sich gemeinsam eben ein bisschen leichter tragen.
Elmshorner Unverpackt-Laden drohte nach einem Jahr das Aus
Daher leuchtet die Idee von Jannes Meyer und dem Team des Simpel Unverpackt Elmshorn ein: statt von wenigen Einzelpersonen soll das Geschäft gemeinschaftliche getragen werden, von einer Genossenschaft. Der Laden an der Kirchenstraße 4 hatte Ende Januar 2022 eröffnet – und schon ein Jahr später kündigten die Inhaber die Schließung an. Allerdings mit einem großen „Aber“.
Denn Anfang dieses Jahres haben die Gründer von Simpel Unverpackt einen Prozess angestoßen, der das Geschäft langfristig sichern und nachhaltiges Einkaufen in Elmshorn auch in Zukunft ermöglichen soll: Die Gründung einer Genossenschaft.
Schon 500 Elmshorner wollen Simpel Unverpackt unterstützen
Anfang Januar habe es eine Infoveranstaltung gegeben, bei der das Betreiber-Team seine Vision von einem genossenschaftlich geführten Unverpackt-Laden präsentierte, sagt Jannes Meyer. „Die Resonanz war überragend. Es kamen mehr als 100 Leute.“ Nach drei Wochen war das Mindestziel des Teams von 500 Anteilen bereits erreicht.
Das ultimative Ziel liegt bei 600 Anteilen. „Dann können wir den Laden breiter aufstellen und ein vielfältiges Sortiment anbieten“, sagt Meyer. Die Kosten für einen Anteil belaufen sich auf 70 Euro. Insgesamt wird also eine Summe von 42.000 Euro benötigt, um das Geschäft finanziell sicher aufzustellen.
Wirtschaftliche Lage sorgt für verändertes Kaufverhalten
Die Frage, die sich unweigerlich stellt: Trägt sich das Geschäftsmodell Unverpackt-Laden überhaupt? Oder, anders gefragt: Warum ist es nötig, dass das Elmshorner Geschäft sein Konzept ändert?
„Die wirtschaftliche Lage hat sich verändert und damit auch das Kaufverhalten“, sagt Meyer. Die Entwicklung des Ladens sei anders verlaufen, als gedacht. Das Thema Genossenschaft hatten die fünf Gründer schon vor der Eröffnung diskutiert, sich dann aber zunächst dagegen entschieden.
Elmshorn: Unverpackt-Laden ist eine Herzensangelegenheit
„Wir wollten unsere Idee schnell umsetzen, haben dann aber gemerkt, dass es langfristig nicht tragbar ist.“ Reich werden wollten sie mit dem Unverpackt-Laden ohnehin nicht. „Die Idee steht im Vordergrund, es ging uns nie ums Geld verdienen“, sagt Meyer. Vielmehr sei der Laden eine Herzensangelegenheit. „Und nicht nur für mich, auch für unsere Kunden.“ Man wolle den Menschen in Elmshorn ermöglichen, verpackungsfrei einzukaufen.
„Wir haben schon sehr viele Menschen mit unserer Idee von nachhaltigem Einkaufen erreichen können. Aber der Laden hat noch so viel Potenzial“, sagt Meyer. Potenzial, dass allerdings nur gemeinsam voll ausgeschöpft werden kann.
Elmshorner Unverpackt-Laden sucht noch Unterstützung
Mitstreiter sind also gern gesehen. „Wir freuen uns über jeden, der aktiv im Laden oder finanziell mithelfen möchte“, sagt Meyer. Interessenten können sich über die Webseite des Unverpackt-Ladens www.simpelunverpacktelmshorn.de melden.
Die Arbeiten an der Genossenschaft gehen auf jeden Fall zügig voran. Das zehnköpfige Kernteam hat bereits eine Satzung entworfen, die gerade finalisiert wird und die Grundlage für das Vorhaben bildet, ein Finanzplan liegt in den letzten Zügen. Auch potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten für die Aufsichtsrats- und Vorstandsposten wurden bereits gefunden.
Elmshorner Unverpackt-Laden öffnet mittwochs und sonnabends
Aktuell ist der Laden nur an den Markttagen (mittwochs 8-12 Uhr, sonnabends 9-13.30 Uhr) geöffnet. Ziel seien aber vier, wenn möglich sogar fünf Öffnungstage. Mehr als 30 Personen hätten sich sogar schon freiwillig gemeldet, um ehrenamtlich im Laden mitzuhelfen. „Es ist gar nicht so einfach, alle unter einen Hut zu kriegen. Die Dienstpläne sind eine Herausforderung“, sagt Meyer.
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Unterstützer für die Idee des nachhaltigen Einkaufens gibt es also reichlich. Und Simpel Unverpackt Elmshorn ist nicht der einzige Laden im Kreis Pinneberg, dessen Konzept es ist, auf lästigen Verpackungsmüll zu verzichten.
Vier Unverpackt-Läden gibt es im Kreis Pinneberg
Drei weitere Geschäfte setzen auf dieses Konzept: Köp man lose in Barmstedt, Frollein Schütte in Pinneberg und Un.Fairpaqt in Quickborn. Die Idee, das Geschäft genossenschaftlich zu betreiben, haben die Elmshorner übrigens von ihren Mitstreitern in Sachen Nachhaltigkeit aus Barmstedt übernommen.
Das dortige Geschäft wird von der Unverpackt-Initiative-Barmstedt betrieben – genossenschaftlich. „Die Barmstedter sind ein positives Praxisbeispiel. Wir sind mit ihnen viel im Austausch“, sagt Meyer.
Elmshorn: Unverpackte Lebensmittel zu fairen Preisen
Nicht die einzige Art der Zusammenarbeit. Denn die Inhaberinnen und Inhaber der vier Unverpackt-Läden im Kreis Pinneberg halten nicht nur trotz Energiekrise durch – sie halten auch zusammen: Alle vier bis sechs Wochen treffen sich die Händler, besprechen Probleme und suchen nach Lösungen, um so nachhaltig wie möglich zu wirtschaften und sich dabei gegenseitig zu unterstützen.
Gemeinsame Bestellungen sorgten beispielsweise für günstigere Preise für alle. Und die können auch direkt an die Kunden weitergegeben werden. Denn: „Das häufigste Vorurteil, das Menschen haben, bevor sie das erste Mal einen Unverpackt-Laden betreten, ist, dass es super teuer ist“, sagt Jannes Meyer. Dabei sei das gar nicht unbedingt der Fall, erklärt er. Einerseits würden die Unverpackt-Läden eben „faire Preise“ verlangen, die auch die Produzenten angemessen entlohnen.
Elmshorner Unverpackt-Laden ermöglicht nachhaltiges Einkaufen
Andererseits könnten die Kunden auch Geld sparen, da nur das gekauft wird, was man auch wirklich braucht. Somit könnten kleinere Haushalte auch kleinere Portionen kaufen und müssten in den Supermärkten nicht auf die großen und gegebenenfalls teuren Packungen zurückgreifen.
„Viele Kunden sind überrascht, wenn sie an der Kasse stehen“, sagt Jannes Meyer. Das Gefühl, dass unverpackte Lebensmittel teurer seien, sei eben genau das: ein Gefühl.