Kreis Pinneberg. 2500 Beschäftigte im Kreis Pinneberg wollen die Landesregierung damit nachdrücklich an ihre Finanzierungszusage erinnern.
Mit einer konzertierten Aktion, an der sich möglichst alle 2500 Kollegen beteiligen sollen, will die Belegschaft der Regio Kliniken bei der Landesregierung für den geplanten Neubau der Zentralklinik werben. Sie soll – wie berichtet – bis 2032 in Pinneberg oder Elmshorn errichtet werden. Da im Sozialausschuss des Landtages Ende vorigen Jahres plötzlich die im Frühjahr 2022 in Aussicht gestellte Finanzierung des 500 Millionen Euro-Baus in Frage gestellt wurde, soll jetzt direkt Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) angesprochen werden. Noch im Januar will die Klinikleitung ihm Hunderte, wenn nicht ein paar Tausend Wunschzettel überreichen, die sich für das Regio-Wunsch-Projekt Nummer eins für 2030 stark machen.
Dazu schreiben die Mitarbeitenden jetzt ihre Wünsche an Daniel Günther, und zwar auf Türklinken-Anhänger, wie es sie in Hotels gibt. Günther ist auch auf den Anhängern abgebildet. Diese liegen in den Cafeterias der beiden Krankenhäuser in Pinneberg und Elmshorn aus und sind bereits zu Hunderten beschrieben.
Klinikneubau in Pinneberg oder in Elmshorn?
Für die neue Klinik spreche „die Zukunftsperspektive, die gesundheitliche Versorgung des bevölkerungsreichsten Kreises aktiv mitzugestalten“, heißt es da zum Beispiel. Die Arbeitsbedingungen würden sich verbessern, weil die Dienstzeiten in einer Einheit besser und gerechter zu verteilen wären als in den vorhandenen zwei Standorten in Pinneberg und Elmshorn, schreibt jemand anderes.
Eine neue, moderne Klinik an einem Standort würde weniger Energie verbrauchen und den ökologischen Fußabdruck deutlich senken, heißt es anderswo. „Lange Transporte zwischen den Häusern fallen weg“, das „Wir-Gefühl von Regio – ein Haus, ein Team – wird gestärkt“, „der Platzmangel in den einzelnen Abteilungen wird endlich beseitigt“ oder „bessere fachübergreifende Betreuung der Patienten sorgt für die bestmögliche medizinische Versorgung im bevölkerungsreichsten Kreis des Landes“, lauten weitere Wünsche und Argumente, warum die Regio Kliniken und ihre Beschäftigten den zentralen Neubau „verdient“ hätten.
„Uns hat in große Sorge versetzt, dass von der Landesregierung und einigen Mitgliedern des Landtages die Finanzierung unseres Neubauvorhabens plötzlich in Frage gestellt wurde“, erklärt der kaufmännische Regio-Chef Gundolf Thurm die ungewöhnliche Aktion, die über die Feiertage im gemeinsamen Brainstorming entstanden sei. Von der Kreispolitik, die sich bereits mit einem einmütigen Kreistagsbeschluss für den Neubau der Klinik ausgesprochen hat, und den acht Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Pinneberg wüssten sie, dass sie allesamt voll dahinter stehen. Diesen Rückhalt und diese Rückendeckung erhoffen sie sich nun auch von der Landesregierung, so Thurm.
Ende März Entscheidung für neuen Klinik-Standort
Denn Eile sei geboten. Bereits Ende März falle die Entscheidung, auf welchem der drei Grundstücke in Pinneberg oder Elmshorn die neue Zentralklinik errichtet werden soll. Die beiden Bewerberkommunen könnten zurzeit noch bis Mitte Januar ihre Konzepte nachbessern. Dann werde gutachterlich von einem Fachgremium, an dem auch die Kreisverwaltung beteiligt ist, die vorgeschlagenen Standorte nach Hunderten von Kriterien bewertet.
Im Wesentlichen geht es dabei um die Erreichbarkeit für Patienten und Mitarbeitende, das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, die Vorgaben des Rettungsdienstes sowie die Zufriedenheit und Verbesserungen für die Belegschaft. Unmittelbar danach müsste die Klinikleitung mit dem Eigentümer des ausgesuchten Grundstücks Verhandlungen über einen Ankauf oder eine optionale Sicherstellung des Erwerbs führen. „Dafür brauchen wir Planungssicherheit“, sagt Klinikchef Thurm.
Klinikneubau in der Region: Die Zeit drängt
„Wenn sich dieser Zeitplan jetzt verzögern sollte, würde uns das empfindlich treffen und um Jahre zurückwerfen“, warnt Prof. Dr. Max Nedelmann, Chefarzt der Neurologie und Ärztlicher Direktor der Regio Kliniken. Schon heute entsprächen die vorhandenen Strukturen nicht mehr den Vorgaben einer modernen medizinischen Versorgung, wie sie die Bundesregierung erlassen habe.
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Vor allem die unnötigen Doppelstrukturen, jederzeit rund um die Uhr in zwei Häusern die Ambulanzen und Fachabteilungen besetzt und am Laufen zu halten, mache den Verantwortlichen schwer zu schaffen. „Wenn wir diese Kräfte an einem Standort bündeln könnten, würde das auch dem Fachkräftemangel abhelfen.“ Diese Nachteile seien noch ein paar Jahre auszuhalten, aber ohne die Perspektive, dass sich bis 2032 tatsächlich etwas ändere, „würden wir in große Schwierigkeiten geraten“, ist der Chefarzt überzeugt.
„Wir würden gerne unseren eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen“, sagt Klinikchef Thurm. Darum brauche die Klinikleitung, die 2500 Beschäftigten und auch der gesamte Kreis Pinneberg jetzt schnell „ein deutliches Signal“ von der Landesregierung, dass sie auch dahinter stehe und die in Aussicht gestellte Finanzierung zusagt. Die Kosten sollen je zur Hälfte vom Land und vom Kreis getragen werden. Anders als in anderen Teilen des Landes stünde auch die Bevölkerung im Kreis größtenteils voll hinter dem geplanten Zentralneubau, der zwei Krankenhäuser mit 871 Krankenhausbetten in gleicher Größe an einem Standort zusammenlegen soll, betont Thurm.
Klinikneubau – "das darf jetzt nicht auf der Kippe stehen"
Die Wunschzettel werde er noch in der zweiten Januarhälfte persönlich ins Landeshaus nach Kiel bringen, erklärt Thurm. Ebenfalls im Januar werde der Betriebsrat der Regio Kliniken die acht Landtagsabgeordneten aus dem Kreis Pinneberg zu einem Gespräch einladen. Und auch die Kreispolitik schaut nicht tatenlos zu, wie Kreispräsident Helmuth Ahrens (CDU) betont. „Wir haben bereits im Dezember um ein Gespräch bei Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken gebeten“, sagt er. Er gehe davon aus, dass dieser Termin kurzfristig zustande komme.
„Wir werden darin deutlich machen, dass der Klinikneubau, hinter dem wir alle stehen, die Chance auf eine hervorragende medizinische Versorgung im Kreis Pinneberg böte“, erklärt Kreispräsident Ahrens. „Das darf jetzt nicht auf der Kippe stehen.“ Die Landesregierung, die sich namentlich mit dem vorherigen Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) für den Neubau ausgesprochen und den Kreis darin bestärkt habe, müsse nun auch zu ihrem Wort stehen. Auch wenn der überwiegende Teil der Finanzierung des Klinikneubaus wohl erst in der nächsten Wahlperiode Ende der 2020er-Jahre fällig werden würde.