Pinneberg. Pinneberg schlägt Rehmenfeld und Ossenpadd als Krankenhaus-Standorte vor, Elmshorn eine Baumschulfläche. Wann die Entscheidung fällt.

Jetzt, da die Entscheidung für den Neubau einer zentral gelegenen Klinik mit 630 Betten für rund 500 Millionen Euro auf kreispolitischer Ebene gefallen ist, beginnt das Buhlen unter den Kommunen um den Zuschlag für den neuen Klinikstandort. Allen voran bringen sich Verwaltung und Politik in den beiden bisherigen Krankenhaus-Standorten Pinneberg und Elmshorn in Stellung und bieten ihrerseits erste mögliche Grundstücke dafür an. Ihr Ziel: Zumindest einer von beiden soll Krankenhausstandort bleiben.

In Pinneberg sollen dafür die Gewerbeflächen am Ossenpadd und am Rehmenfeld infrage kommen. In Elmshorn hatte Bürgermeister Volker Hatje bereits im Dezember eine Baumschulfläche ins Spiel gebracht, die sich gegenüber der Kooperativen Rettungsleitstelle und damit ganz in der Nähe des jetzigen Klinikums befindet.

Die Chefärzte der Fachabteilungen erarbeiten das medizinische Konzept

Unterdessen hat Gundolf Thurm, Mitgeschäftsführer der Regio Kliniken, die weitere Zeitplanung für den Klinikneubau vor dem Ausschuss für Stadtentwicklung skizziert. Demnach werde der künftige neue Standort der Zentralklinik in einem öffentlichen, transparenten Verfahren zusammen mit dem Kreis Pinneberg erarbeitet, sagte er. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass dieser Klinikneubau in den Krankenhaus- und in den Investitionsplan des Landes aufgenommen wird.

Danach sollen in einem „Letter of Intent“, also einer gemeinsamen Absichtserklärung, von den Regio Kliniken und ihren beiden Gesellschaftern Sana und Kreis Pinneberg, die Kriterien für die Auswahl des künftigen Standortes festgelegt werden, um die eingereichten Standorte vergleichen und bewerten zu können. Dazu wird neben der Erreichbarkeit, der Verkehrsanbindung und dem Umfeld auch die Grundstücksgröße gehören, die Thurm mit mindestens zehn Hektar Fläche angab. Parallel dazu wird von den Chefärzten der einzelnen Fachabteilungen der Regio Kliniken das künftige medizinische Konzept erarbeitet, erläuterte Thurm.

Auch das werde „öffentlich diskutiert“ werden, versprach der Regio-Geschäftsführer. „Wir werden alle Städte und Kommunen im Kreis anschreiben und darum bitten, uns mögliche Standorte für die neue Klinik zu benennen.“ Diese würden dann nach den erarbeiteten Kriterien bewertet. Und „letztlich zu einem Grundstück verdichtet“, erklärt Thurm. „Im Laufe des Jahres 2023 fällt dann die Standortentscheidung.“

Der Ossenpadd liegt nah am als ideal bezeichneten Platz

Die Politik in der Kreisstadt hat jetzt extra die Wohnbau- und Gewerbeplanung für das Rehmenfeld zurückgestellt, um auch dort den Klinikneubau offen zu lassen. Die 49 Hektar große, unbebaute Fläche zwischen Mühlenau, Autobahn 23, Rellinger Straße, Rehmen und Wasserski-Seeanlage liegt südlich des jetzigen Klinikums. „Bis der Standort klar ist, sollte die Entscheidung vertagt werden“, so Gerhard Thomssen und Reinhard Matthies (SPD), deren Fraktion beantragt hatte, jede weitere Festlegung im B-Plan 150 bis dahin zu verschieben.

Die Grünen & Unabhängigen hatten sich in ihrem Antrag nicht zum Standort der neuen Großklinik geäußert, wohl aber die bisher dort geplante Wohnbebauung und deren außerplanmäßige Dehnbarkeit genauestens unter die Lupe genommen. Im Ausschuss sagte ihr Fraktionsmitglied Tafin Ahsbahs: „Mit der Entwicklung der Gewerbegebiete müssen wir weitermachen. Aber wir haben da noch Spielraum, das Rehmenfeld könnte für den Klinikneubau taugen. Wir haben Steuerungsmöglichkeiten.“ Sein Fraktionskollege Karsten Kreißler mochte sich trotz seines anders gelagerten Antrags nicht aus der Diskussion heraushalten: „Wir brauchen einen B-Plan, der passt. Die jetzige Festlegung hat nichts mit einem Krankenhaus zu tun. Wir senden darin kein positives Signal.“

Pinneberg wirbt mit sehr guter Verkehrsanbindung und Infrastruktur

Sollten die Sana-Kliniken sich für Pinneberg aussprechen, stellt Reinhard Matthies (SPD) eine sofortige Sondersitzung in Aussicht, „um einen ganz neuen Plan zu erstellen“. Dass große Teile der Politik sich plötzlich einig zu sein scheinen, das Rehmenfeld neuen Zwecken zuzuführen, hängt auch mit den jüngsten Erfahrungen mit städtebaulichen Verträgen auf dem ILO-Gelände zusammen.

Die Bürgernahen betonten ebenfalls, dass sie „die Fläche für das Krankenhaus reservieren möchten“, so Petra Springer. Bürgermeisterin Urte Steinberg sagte dazu: „Die Regio-Kliniken werden wohl ab dem dritten Quartal ein Grundstück kaufen. Das werden sie aber nur tun, wenn ein B-Plan vorliegt.“ Die Kreisstadt bringt nicht nur das Rehmenfeld ins Rennen für den neuen Klinikstandort. Auch das geplante Gewerbegebiet am Ossenpadd sei „sehr gut geeignet“, erklärt Büroleiter Marco Bröcker. Dort seien sogar 20 Hektar Baufläche ohne weiteres möglich, die bislang für Gewerbe vorgesehen waren.

Womöglich bringt Elmshorn eine weitere Fläche ins Spiel

Dieser Standort läge ohnehin ganz in der Nähe des als ideal bezeichneten Klinikstandortes, wie ihn ein Landesgutachten zum Klinikneubau bereits 2020 herausgearbeitet hatte (wir berichteten). Dort sei auch eine neue S-Bahn-Haltstelle Pinneberg-Nord vom Land geplant, so Bröcker. Das Rehmenfeld liege nah am S-Bahnhof Thesdorf. Beide Flächen lägen direkt an der A23, wirbt Bröcker für Pinneberg als Klinikstandort. „Wir punkten mit einer sehr guten Verkehrsanbindung und Infrastruktur.“

Davon ist seinerseits auch Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje überzeugt: „Unsere Bewerbung ist so gut wie fertig.“ Er hätte die genannte Baumschulfläche mit einer möglichen Erweiterungsfläche, die zusammen mehr als zehn Hektar groß seien, bereits gern öffentlich als möglichen Klinikstandort vorgestellt. Aber dies nach Rücksprache mit den Regio Kliniken und Landrätin Elfi Heesch zurückgestellt, bis die Auswahlkriterien festgelegt seien, erklärt Hatje. „Dann wird es eine Matrix geben, nach der die Standorte bewertet werden.“ Der geeignetste werde den Zuschlag erhalten.

Womöglich werde Elmshorn ähnlich wie die Kreisstadt noch eine weitere Fläche ins Spiel bringen, kündigt Hatje an. Dieses As im Ärmel wolle er aber noch nicht öffentlich verraten. „Diese Katze lasse ich noch nicht aus dem Sack.“