Kreis Pinneberg. Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Wo die Kommunen im Kreis Einsparpotenzial sehen – und was gegen Kommando “Licht aus!“ spricht.

Energiesparen ist das Gebot der Stunde – auch in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen im Kreis Pinneberg steht das Thema ganz oben auf der Tagesordnung. Neben Temperaturabsenkung beispielsweise in Büroräumen und Sporthallen ist die Straßenbeleuchtung ein Bereich, der einiges an Einsparpotenzial verspricht. Unterschiedliche Szenarien sind dabei denkbar: Die Laternen könnten während der Nachtstunden komplett abgeschaltet oder aber in ihrer Intensität auf 30 oder 50 Prozent gedimmt werden.

Energiekrise: Geht in den Städten bald die Straßenbeleuchtung aus?

Die Stadt Tornesch überlegt zurzeit, wie bereits berichtet, in einigen Bereichen der Stadt die Straßenlaternen zwischen 1 und 4.30 Uhr komplett auszuschalten – damit würde Tornesch eine Vorreiterrolle im Kreis übernehmen. Bereiche wie Unterführungen, das Bahnhofsumfeld, Kreuzungen und Schulen würden von einer solchen Regelungen ausgenommen, heißt es aus dem Rathaus. Die Stadt hat ausgerechnet, dass dennoch 43.680 Euro im Jahr eingespart werden könnten.

Ein Problem: Laut Straßenverkehrsordnung müssten parkende Autos unter abgeschalteten Laternen von den Fahrern selbst beleuchtet werden. Die Kosten für eine entsprechende Laternenmarkierung durch spezielle Ringe an den Masten würden in Tornesch immerhin 12.800 Euro betragen.

„Wir sind gebeten worden, die Möglichkeiten, die die Stadt hat, aufzuzeigen. Doch diese Möglichkeiten sind aufgrund der technischen Gegebenheiten begrenzt“, sagt der Bauamtsleiter der Stadt Tornesch, Rene Goetze. So könnten beispielsweise die Straßenlaternen nicht auf eine geringere Lichtintensität gedimmt werden.

Pinneberg, Wedel und Elmshorn setzen auf LED-Beleuchtung

Die Städte Pinneberg, Wedel und Elmshorn gehen einen anderen Weg – sie legen den Fokus vor allem auf die Umstellung von alten Glühbirnen auf LED-Beleuchtung. Bei der Dimmung oder gar der Abschaltung der Straßenbeleuchtung sehen sie nur bedingt Einsparpotenzial.

Sowohl Pinneberg als auch Wedel sind aktuell dabei, die gesamte Straßenbeleuchtung auf LED umzustellen. „Dabei sparen wir schon, je nach Altlampe, 50 bis 80 Prozent ein“, so Marco Bröcker, Pressesprecher der Stadt Pinneberg. In Wedel wurden bereits 50 Prozent der Straßenbeleuchtung erneuert. Zusätzlich entschied sich die Stadt noch für weitere Maßnahmen. In den Straßen mit „Alt-Beleuchtung“ wird von 23 bis 6 Uhr die Lichtintensität um 50 Prozent gesenkt. Auch der Ponton wird nur noch mit der notwendigsten Beleuchtung bestrahlt; die „Schmuckbeleuchtung“ wurde dort bis auf Weiteres abgeschaltet.

In Elmshorn wird, sobald eine Altlampe ihren elektrischen Geist aufgegeben hat, der gesamte Straßenzug mit LED ausgestattet. Darüber hinaus hat Elmshorn bereits vor ein paar Jahren weitere Maßnahmen ergriffen: Im gesamten Stadtgebiet gibt es eine Halbnachtschaltung, das heißt, dass die Laternen nur noch eine Lichtintensität von 50 Prozent haben. Zusätzlich dazu wird ab 21 Uhr in Nebenstraßen nur noch jede zweite Laterne betrieben. Diese sind durch eine rote Banderole gekennzeichnet. Sicherheitsbedenken hat Lars Bredemeier, Baustadtrat der Krückaustadt, nicht. Das Konzept habe sich bisher bewährt – aber natürlich müsse darauf geachtet werden, dass keine „Angsträume“ entstünden.

Im Stadtgebiet dürfen keine „Angsträume“ entstehen

Ende September wurde im Elmshorner Hauptausschuss noch eine mögliche Energiespar-Variante vorgestellt. Der Vorschlag: Die Halbnachtschaltung nicht wie bisher von 21 bis 6.30 Uhr laufen zu lassen, sondern bereits um 20 Uhr zu beginnen. Eine Entscheidung steht jedoch noch aus. Lars Bredemeier betont: „Wir können auch gar nicht mehr so viel einsparen, nur um die 2 Prozent, weil wir bereits vor der Krise so gut aufgestellt waren.“

Derartige Maßnahmen wie das Abschalten von Laternen oder auch nur die Reduzierung der Lichtintensität strebt die Stadt Pinneberg jedoch nicht an: „Wir senken die Lichtintensität nicht ab. Das ist für uns eine Frage der Sicherheit“, begründet Stadtsprecher Bröcker die Entscheidung der Stadt Pinneberg.

Tornesch schließt aus demselben Grund einen Betrieb von nur jeder zweiten Laterne aus. Die Begründung: Durch den schnellen Wechsel zwischen Hell und Dunkel könnten die Verkehrsteilnehmer viel schlechter sehen, als wenn sich die Augen einmal an die Dunkelheit gewöhnt hätten. In Elmshorn und Wedel sieht man das aber offensichtlich anders. So betont Sören Schuhknecht, Leiter der Stadtwerke Elmshorn, dass durch die Benutzung nur jeder zweiten Straßenlaterne der Sicherheitsaspekt durchaus berücksichtig werde.

Energiekrise: Gehen in den Städten im Kreis bald die Lichter aus

Die Polizei wiederum hält sich mit einer Stellungnahme zu dem Thema zurück. „Für uns ist das wahnsinnig schwierig einzuschätzen. Für die Autofahrer sehen wir durch die Absenkung der Lichtintensität zunächst keine besondere Gefahr, da wir annehmen, dass sich die Fahrer entsprechend verhalten und langsamer fahren. Genauso wie man es bei Schnee oder Nebel tun würde“, sagt Sandra Firsching von der Polizeidirektion Bad Segeberg. Im Grunde vertraue man auf den gesunden Menschenverstand.

In Bezug auf die Radfahrer und Fußgänger kann sich Firsching aber schon vorstellen, dass die geminderte Lichtintensität oder das Abschalten einzelner Laternen zu einem gewissen Unwohlsein in manchen Gebieten führt.