Kreis Pinneberg. Die alten Standorte in Pinneberg und Elmshorn zu sanieren, wäre günstiger. Doch eine neue Analyse empfiehlt ein anderes Vorgehen.

Die Entscheidung, ob eine neue, zentral gelegene Großklinik die beiden Krankenhäuser der Regio Kliniken in Elmshorn und Pinneberg ersetzen soll, fällt vermutlich schon in den nächsten Tagen: Der Hauptausschuss des Kreistages will darüber am Mittwoch, 9. März, beraten. Anschließend wird Landrätin Elfi Heesch das Votum für den Kreis in die demnächst tagende Gesellschafterversammlung mitnehmen, in der der Kreis mit 24,9 Prozent (die Sana AG hält 75,1 Prozent) Stimmenanteil zwar nur Minderheitsgesellschafter ist. Aber nach dem Kaufvertrag von 2009 könnte der Kreis die Aufgabe der beiden Klinikstandorte bis 2029 blockieren.

Dem Abendblatt liegt dazu eine schriftliche Analyse der Regio Kliniken vor, die die Vor- und Nachteile eines Neubaus mit denen einer Sanierung der vorhandenen Krankenhäuser vergleicht. Erstmals werden darin auch konkrete Zahlen zu den kalkulierten Kosten und Zeiträumen genannt.

Regio Kliniken Neubau soll 500 Millionen Euro kosten

Demnach würde eine komplette Modernisierung der jetzigen Krankenhäuser rund 180 Millionen Euro günstiger sein als ein Neubau, der ziemlich genau 500 Millionen Euro kosten soll. „Im Ergebnis würden sich die für eine umfassende Modernisierung notwendigen Baumaßnahmen in Elmshorn bis zum Jahr 2037 erstrecken, in Pinneberg bis zum Jahr 2039“, heißt es in dem Papier. „In Elmshorn entstünden geschätzte Kosten in Höhe von 183,1 Millionen Euro, in Pinneberg in Höhe von 135,8 Millionen Euro.“

Zugleich würden damit „alle baulichen Defizite an den beiden heutigen Klinikstandorten durch eine weitreichende Modernisierung behoben werden können“, was die Gebäudetechnik, Krankenhaushygiene und Vorhaltung von Reserveflächen anginge. Es ließen sich dadurch auch erheblich bessere Strukturen für eine zukünftig ambulantere medizinische Versorgung schaffen als heute. Das gelte auch für eine moderne Klinik als Ausbildungsstätte für Ärzte und Pflegepersonal mit der Einschränkung, dass „die Trennung der Standorte“ in Pinneberg und Elmshorn „hierbei deutliche Nachteile im Betrieb mit sich brächte“.

All das würde ein Neubau dagegen in vollem Umfang garantieren, der zudem noch weitere Vorteile hätte. So würde ein Neubau erheblich bessere Arbeitsbedingungen schaffen und dem Fachkräftemangel besser entgegenwirken können, so die Analyse. Vor allem weil alle medizinischen Fachabteilungen an einem Standort gebündelt wären und es keine Doppelstrukturen beziehungsweise Patientenverlegungen zwischen Pinneberg und Elmshorn mehr geben müsste.

Psychiatrischen Klinik mit etwa 140 Plätzen geplant

Auch in Bezug auf die erwarteten zukünftigen gesundheitspolitischen Vorgaben wäre eine Zentralklinik besser vorbereitet. Da größere Zentren für die medizinischen Fachabteilungen gebildet werden könnten, die die Anforderungen nach Mindestmengen von klinischen Eingriffen eher erfüllen könnten.

Darum, so das Fazit der Analyse, sei ein Neubau zu befürworten. Denn mit einem solchen Neubau ließe der Kreis Pinneberg die historisch zergliederte Krankenhausstruktur endgültig hinter sich, heißt es in dem Papier. „Mit dem Projekt verfolgen wir das Ziel, eine dem zukünftigen Bedarf angepasste Krankenhausinfrastruktur zu schaffen. Diese bildet ein langfristig stabiles Fundament für eine bedarfsgerechte, wirtschaftliche, medizinisch optimale und wohnortnahe stationäre Gesundheitsversorgung im Kreis Pinneberg.“ Mit Blick auf das sich schnell entwickelnde Gesundheitswesen und den Versorgungsbedarf im einwohnerstärksten Kreis des Landes sei dieser Schritt „dringend geboten“.

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Die Regio Kliniken wollen deshalb einen Fördermittelantrag für eine Klinik mit 630 stationären Betten zuzüglich einer Psychiatrischen Klinik mit etwa 140 Plätzen sowie einer Tagesklinik mit noch einmal 50 Plätzen für Gesamtkosten in Höhe von rund einer halben Milliarde Euro beim Land einreichen. Die Fertigstellung der neuen Klinik wird bis zum Jahr 2032 angestrebt.

Standort für einen möglichen Neubau gibt es noch nicht

Genau so hatte es Schleswig-Holsteins Sozialminister Heiner Garg dem Pinneberger Kreistag geraten, als er im November in Elmshorn sagte: „Im Frühjahr 2022 muss die Entscheidung fallen. Ich hoffe auf einen gemeinsamen Schulterschluss.“ Zuvor hatte bereits ein Gutachten der Landesregierung den Neubau einer Zentralklinik idealerweise nahe der Kreisstadt Pinneberg empfohlen.

In dem Antrag der Regio Kliniken heißt es dazu jetzt: „Der reale Standort der neuen Zentralklinik ist noch nicht ermittelt.“ Aus krankenhausplanerischer Sicht „soll die Zusammenlegung zunächst am Sitz der Gesellschaft in Elmshorn erfolgen“. Ob das als eine Vorentscheidung für den Standort der Zentralklinik aufzufassen ist, bleibt unklar.

Für die CDU-Fraktionschefin Heike Beukelmann, die zugleich dem Hauptausschuss des Pinneberger Kreistages vorsitzt, eilt jetzt die Entscheidung. „Wir müssen endlich zu Potte kommen, um überhaupt in den Krankenhausbedarfsplan aufgenommen zu werden“, sagt sie. „Wenn es nach uns geht, können wir das am 9. März entscheiden.“ Ihre Fraktion spreche sich einmütig für den Neubau aus, weil der aus Sicht der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung die beste Lösung wäre. Auch wenn eine Sanierung erheblich kostengünstiger wäre, so die Christdemokratin, würde sie doch bei laufendem Betrieb über die vielen Jahre weder den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch den Patienten zuzumuten sein, wenn sie bei den engen Platzverhältnissen am Klinikum in Pinneberg nicht sogar „unmöglich“ wäre.