Das Video zeigt Szenen, in denen die Helfer zum Einsatz gerufen werden – auch eine Bettszene. Das sei sexistisch, meint eine Gemeindevertreterin und ruft zum Shitstorm auf. Doch die Feuerwehr erhält Rückendeckung.
Bönningstedt. Ein fünfminütiger Imagefilm der Freiwilligen Feuerwehr Bönningstedt sorgt für Wirbel in der 4500-Einwohner-Gemeinde. Der Digitalfilm, der am Himmelfahrtstag zum Feuerwehrgrillen Premiere hatte, zeigt anschaulich, wie die 70 aktiven Wehrkräfte jederzeit aus Beruf, Alltag und Freizeit zum Einsatz gerufen werden können. Doch eine Szene empörte die Grünen-Gemeindevertreterin Resy de Ruijscher so sehr, dass sie zum sogenannten Shitstorm gegen den Film aufrief, weil dieser sexistisch und frauenfeindlich sei. Doch nun erntet sie selbst einen Sturm der Entrüstung, wie zahlreiche Kommentare im Online-Netzwerk Facebook zeigen. Das Video sei „gelungen“, „klasse“, „super“ und „toll“.
„Wir wollen mit dem Film, den wir seit Freitag auf unserer Homepage zeigen, um Nachwuchs werben“, erklärt Vize-Wehrführer Stefan Birke den Hintergrund des Videos, an dem fünf Kameraden ein Jahr lang gearbeitet hätten. Die Idee sei ihnen beim Marketing-Kongress gekommen, zu dem der Landesfeuerwehrverband voriges Jahr eingeladen hatte. Dort seien die örtliche Wehren dazu aufgerufen worden, kreativ und mit Hilfe der neuen Medien auf sich und ihre wichtige Arbeit aufmerksam zu machen. Der Film solle zeigen, „wie wir jederzeit aus dem Arbeitsleben und dem privaten Bereich herausgerissen werden können, um Menschenleben zu retten und Brände zu löschen“, sagt Birke. „Das Ganze sollte natürlich auch spannend und mit einem Augenzwinkern dargestellt werden und keineswegs langweilig wirken.“ Die Resonanz der etwa 1000 Besucher beim Grillfest sei durchweg positiv gewesen.
Das deckt sich mit den Reaktionen im Internet. Von den knapp 30 Leuten, die sich bis Dienstagnachmittag auf der Facebookseite der Feuerwehr zu dem Film geäußert hatten, waren fast alle sehr angetan von der filmischen Umsetzung dieser Image-Kampagne in eigener Sache. Birke selbst will sich zu den Kommentaren im Netz nicht äußern. Das seien private Meinungen, die jeder selber zu verantworten habe.
Bönningstedts Bürgermeister Peter Liske wird deutlicher: „Ich halte den Werbefilm für sehr gelungen und kann auch keine Frauenfeindlichkeit darin erkennen.“ Dass aber seine Gemeinderatskollegin de Ruijscher „in einem fremdem Forum feige zum Shitstorm aufruft“, sei völlig unangemessen. Wenn, dann hätte sie ihre Kritik gegenüber der Wehrführung vorbringen sollen. „Die Feuerwehr verdient das Vertrauen und die Akzeptanz aller Gemeindevertreter.“
Die Politikerin kritisiert eine Szene am Anfang des Films. Darin wird gezeigt, in welchen Lagen an einem Sonnabend die Kameraden zum Einsatz gerufen werden. Der eine spielt Football, ein anderer fährt mit dem Quad durch die Landschaft. Dann kommt es: Vier nackte Füße, die sich berühren, ragen unter einer Bettdecke hervor. Plötzlich piept der Feuermelder und jemand steht auf. Es sind nur die rotlackierten Fußnägel dieser Person zu sehen. Eine weibliche Stimme sagt, während die Zeitschrift Playboy aufs Bett geworfen wird: „Hier, damit du dich nicht langweilst.“
Diese Szene stelle ein Frauenbild von vor 100 Jahren dar, regt sich de Ruijscher auf. „Die Frau wird lediglich gev... es reicht der ‚Playboy‘ als Ersatz“, schreibt sie im Internet. „Liebe FFW bei aller Achtung vor Eurer Leistung der erste Teil des Films ist voll daneben!“ Und weiter: „Wenn Frauen als Playboyersatz oder Playboy als Frauenersatz dargestellt wird, ist total daneben. Ich hatte gedacht, dass die Kameradinnen da etwas selbstbewusster auftreten. Wenn die FFW so etwas postet, muss Sie auch mit Kritik rechnen.“ Und: „Bei dem Frauenbild und Verständnis von zwischenmenschlichen Beziehungen kann ich mir vorstellen, dass Eltern es sich gründlich überlegen, ihre Söhne und Töchter zur Feuerwehr zu lassen.“
Diese Interpretation kann kaum jemand nachvollziehen. Es sei doch der Mann, der in dieser Szene zum „Objekt“ degradiert würde, weil seine Frau oder Freundin zum Einsatz gerufen wird, schreibt ein Facebook-Nutzer. Wäre eine Frau beim Stricken oder in der Küche zu sehen gewesen, wäre erst recht der Aufschrei der Frauenfeindlichkeit aufgekommen, so ein anderer Kommentar. Auch mehrere aktive Feuerwehrfrauen äußern sich positiv über den Streifen. Sie würde ihrem Mann auch einen Playboy hinlegen, meint eine, eine andere: „Ein kleiner Schmunzler im Video wird wohl niemandem schaden!“ Und eine Kameradin betont, dass die zehn Frauen in der Wehr in Bönningstedt gleichberechtigt seien und im Vorstand vertreten seien.
Schließlich wirft ein Eintrag die Frage auf: „Müssen wir eigentlich ausrücken, wenn der SHITSTORM kommt...“ Der Film ist im Internet auf der Facebook-Seite der Feuerwehr Bönningstedt zu sehen.