Bürger sollen auf Salz verzichten, denn das Streugut wird rar. Statt dessen empfehlen die Gemeinden Sand, Split, Granulat und Asche.
Pinneberg. Wer kann, lässt in diesen Wintertagen Auto und Fahrrad stehen und macht sich zu Fuß auf den Weg zum Bus oder zur Bahn. Nicht selten gerät auch der Gang zur reinen Rutschpartie über spiegelglatte Wege. Je länger sich die Minustemperaturen halten, desto salopper scheinen es einige Bürger mit den von den jeweiligen Städten und Gemeinden vorgeschriebenen Winterdienstpflichten zu nehmen.
Hauptargument fürs Nichtstreuen: Im Baumarkt gibt es kein Salz mehr. Dabei sollten die Bürger eh auf Mittel mit Tauwirkung verzichten, appellieren die Gemeinden und empfehlen stattdessen Sand, Split, Granulat oder Asche.
So, wie es die Rellinger Straßenreinigungssatzung vorsieht, formulieren es die meisten Kommunen: "Der in der Zeit von 7 bis 20 Uhr gefallene Schnee und die entstandene Glätte sind zu beseitigen, sobald der Schneefall aufgehört hat oder die Glätte entstanden ist." Und: "In der Nacht gefallener Schnee und entstandene Glätte sind werktags bis 7 Uhr, sonn- und feiertags bis 8 Uhr zu beseitigen."
"Wird diese Pflicht vernachlässigt und stürzt deshalb ein Fußgänger auf glattem Gehweg, kann der für die Räumung Verantwortliche für alle aus dem Unfall resultierenden Kosten haftbar gemacht werden", sagt Sönke Iwersen als Spezialist für Haftpflicht und Rechtsschutz bei der Provinzial Versicherung in Kiel. "Auch die Krankenkassen machen ihre Kosten direkt beim Streupflichtigen geltend", bestätigt AOK-Sprecher Jens Kuschel. Sogar der Arbeitgeber des Geschädigten könne bei längerer Krankschreibung Regress für die Lohnkosten verlangen, so Iwersen. Daher handeln die Gemeinden im Interesse der Bürger, wenn sie - wie es auch der Quickborner Bürgermeister Thomas Köppl jetzt ankündigt - regelmäßig die Bürger auf ihre Räum- und Streupflichten hinweisen. Kritische Stimmen weisen allerdings darauf hin, dass auch manche Kommunen ihrer Räumpflicht nicht nachkommen.
Inzwischen geht nicht nur den Baumärkten das Streusalz aus, auch in den städtischen Bauhöfen gibt es kaum noch Vorräte. "Wir haben nur noch 20 Tonnen auf Lager", sagt Pinnebergs Bauhof-Leiter Hans Teut. Wedel dagegen hat bis aufs letzte Salzkrümelchen alles auf den Straßen verstreut und kämpft nun wie viele Städte mit Sand gegen die Straßenglätte an. In Elmshorn sind noch Restbestände an Streusalz vorhanden, womit noch Brücken und Rampen gestreut werden.
Der Pinneberger Bauhof ist derzeit mit 70 Mitarbeitern teils rund um die Uhr im Einsatz und arbeitet dabei eine Prioritätenliste ab: Regelmäßig geräumt und gestreut werden die Fußgängerzone, Durchgangsstraßen mit Busverkehr sowie Park & Ride Plätze. Teut: "Wenn dann noch Luft ist, räumen wir auch kleine Nebenstraßen, für die eigentlich die Anwohner verantwortlich sind."