Norderstedt. Am ZOB in Norderstedt-Mitte stehen sich Fußgänger beim Warten auf Busse und Autos die Beine in den Bauch. Kritik kommt von den Grünen

Es mag etwas kleinkariert sein, hier die Stoppuhr laufen zu lassen. Doch der Eindruck trügt nicht: Wer in Norderstedt-Mitte, und zwar direkt am ZOB, als Fußgänger die Rathausallee überqueren möchte, muss oftmals weit mehr als eine Minute an der roten Ampel warten, während Autos, Busse und andere motorisierte Verkehrsteilnehmer offenbar Priorität haben. Das nervt die Passanten quasi täglich. Und so war es Ingrid Betzner-Lunding, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr einmal mehr ein Anliegen, das nicht nur aus ihrer Sicht bestehende Problem anzusprechen.

„Gerade an der Stelle ist der Pkw-Verkehr in alle Richtungen bevorzugt“, sagte sie, es handele sich um „das schlechteste Beispiel einer Bettelampel“. Was sie meint: Wer ungeduldig mit der Hand den Knopf drückt (in der Hoffnung, etwas zu beschleunigen), bewirkt tagsüber nichts. Im Gegenteil: Tatsächlich ist es durchaus die Regel, dass der Verkehr in Ost-West-Richtung, also zwischen Ulzburger Straße und Oadby-and-Wigston-Straße, zwei Grünphasen genießt – und die Menschentraube am Fahrbahnrand wächst.

Rathausallee in Norderstedt: Lange Ampelphase – Grüne kritisieren Wartezeit

„Wenn man von der Seite des Rathauses kommt und zu den Bussen möchte, steht man manchmal so lange, dass der Bus schon wegfährt“, so Betzner-Lunding. Das sei doch sehr „misslich, gerade an dieser Ampel, die an einem zentralen Punkt des öffentlichen Verkehrs ist“. Man könne das schon verändern, meint sie und nennt vergleichbare Ampeln in der Nähe von Schulen, die auf einen Knopfdruck reagieren.

Während Fußgänger warten, hat der Autoverkehr tagsüber manchmal zwei Grünphasen.
Während Fußgänger warten, hat der Autoverkehr tagsüber manchmal zwei Grünphasen. © Christopher Mey | Christopher Mey

Klar, man könnte auch unterhalb der Straße über den Bahnsteig auf die andere Seite gelangen. Doch für Menschen mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen ist das keine Zeitersparnis. Zumal es keine transparente Anzeige gibt, wann die Ampel denn von Rot auf Grün umspringe, beispielsweise ein „Countdown“ wie in anderen Städten. „Wenn wir Autoverkehr reduzieren möchten, müssen wir ihn unattraktiver machen“, so die Grünen-Stadtvertreterin. Sie sagt: An erster Stelle müssten die Busse kommen, dann die Fußgänger, erst danach der weitere Verkehr.

Komplizierte Verkehrsregelung in Norderstedt-Mitte

Die Rathausallee gilt als kompliziert, sie ist stark befahren, eine wirkliche Alternative für den Verkehr gibt es nicht, dazu kommt der Busverkehr, und auch die vielen Tiefgaragenausfahrten müssen berücksichtigt werden. Schon, als vor einigen Jahren die Stadt ihre Bevölkerung aufforderte, über den Bürgerhaushalt Vorschläge einzubringen, wurde dieses Thema genannt.

Die Antwort verdeutlichte: Ganz so einfach wäre es wohl nicht, hier etwas zu justieren. Demnach gibt es gesonderte Bus-Beschleunigungsspuren, die Vorrang haben. Verkehr aus den Nebenstraßen, wie etwa aus der Tiefgarage direkt am ZOB, wird mit Detektoren erfasst und erhält dann Grün – ansonsten sind diese Ampeln immer auf Rot.

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Und abends ist es noch einmal anders. Da hat der Verkehr grundsätzlich erst einmal eine grüne Welle, Fußgänger lösen dann per Knopf die Bedarfsampel aus.

Norderstedt-Mitte: Umgestaltung und Verkehrsberuhigung haben keine Priorität

Ideen, den ganzen Bereich zu verändern, liegen viele in der Schublade. Vor einigen Jahren hatte es Workshops und Veranstaltungen gegeben mit dem Ziel, langfristig den Rathausmarkt und die Rathausallee umzugestalten. Eine Verkehrsberuhigung stand da ganz oben auf der Agenda. Doch mittlerweile sind diese Projekte aus Kostengründen auf die lange Bank geschoben, derartige Millioneninvestitionen kann sich Norderstedt derzeit nicht leisten, da haben insbesondere die zahlreichen Neubauvorhaben und weitere Maßnahmen an den Schulen Priorität. Ingrid Betzner-Lunding schätzt, dass die Rathausallee und der Rathausmarkt vielleicht „in zehn Jahren“ an der Reihe sind.

Übrigens: Es ist nicht die einzige Ampel, die offenbar kritikwürdig ist. Andreas Münster (CDU) nannte seinerteis ein Beispiel am Herold-Center, nämlich die Überquerung Berliner Allee/Am Birkenhof, auch diese verursache lange Wartezeiten für Passanten. Die Anfragen wurden im Ausschuss zumindest notiert. Die Verwaltung gelobte, „man gucke sich das an“.