Norderstedt. Über 1000 Teilnehmer dabei: Sportveranstaltung des SV Friedrichsgabe wächst weiter. Die schönsten Momente auf der Strecke und am Rande.

Um 6 Uhr sollte der Wecker eigentlich klingeln, doch Bastian Foedisch war schon um 4.30 Uhr wach. So ist das, wenn der vom SV Friedrichsgabe ausgerichtete Stadtlauf in Norderstedt ansteht und die Organisatoren, zu denen auch der Chef der Zippel’s Läuferwelt gehört, dann doch nervös sind, ob alles so funktioniert wie geplant. So viel sei gesagt: Alles lief, im wahrsten Sinne des Wortes. „Das ganze Organisatorische zehrt an den Nerven, man ist innerlich unruhig. Aber man erstmal alles am Laufen ist, wenn um 9 Uhr der erste Startschuss gefallen ist, fällt die ganze Last ab.“

Sogar die anvisierte Marke von über 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnte übertroffen werden, am Ende waren 1015 gemeldet, das ist ein deutliches Plus bei der dritten Auflage der Veranstaltung seit dem Neustart. Denn bekanntlich wird nicht mehr rund um das Arriba gelaufen, vielmehr ist die Heimat des ausrichtenden SV Friedrichsgabe, also das Waldstadion an der Lawaetzstraße, der Mittelpunkt.

Stadtlauf in Norderstedt: Bilder, Sieger und viele Emotionen

Stadtlauf in Norderstedt: 1015 Läuferinnen und Läufer waren dabei in den Wettbewerben vom Kinderlauf über 2,9 Kilometer, 5 Kilometer und 10 Kilometer. Das ist die mit Abstand beste Beteiligung seit dem „Neustart“ vor drei Jahren.
Stadtlauf in Norderstedt: 1015 Läuferinnen und Läufer waren dabei in den Wettbewerben vom Kinderlauf über 2,9 Kilometer, 5 Kilometer und 10 Kilometer. Das ist die mit Abstand beste Beteiligung seit dem „Neustart“ vor drei Jahren. © Christopher Mey | Christopher Mey

Ja, der Stadtlauf wachse in gesunder Art und Weise, bestätigte Foedisch, „vom ersten Jahr nach Corona mit 410 Teilnehmern auf 800 war ein gigantischer Sprung, jetzt haben wir knapp 250 mehr dazu bekommen. Das ist ein realistisches Wachstum. Und wenn das nächstes Jahr wieder so erfolgt, bin ich zufrieden.“

Es hat sich rumgesprochen, dass der Stadtlauf interessant ist, „es musste sich erstmal wieder neu etablieren“. Dazu gehört auch das Rahmenprogramm – „mit Hüpfburg und Kletterwand, es ist ein Familienfest, darauf haben wir Lust“.

Stadtlauf in Norderstedt: Viele Zuschauer feuerten die Aktiven an der Strecke an - wie hier beim 10-Kilometer-Wettbewerb auf einem Abschnitt am Rande des Rantzauer Forstes, wo Oliver, Marleen und Jesse auf Anica Born warten.
Stadtlauf in Norderstedt: Viele Zuschauer feuerten die Aktiven an der Strecke an - wie hier beim 10-Kilometer-Wettbewerb auf einem Abschnitt am Rande des Rantzauer Forstes, wo Oliver, Marleen und Jesse auf Anica Born warten. © Christopher Mey | Christopher Mey

Ein gutes Beispiel waren Anica und Oliver Born mit ihren Kindern Jesse und Marleen. Der Sohn absolvierte die 5 Kilometer, seine Schwester die Schnupperdistanz (2,9 Kilometer), ihre Mutter den 10er-Lauf. Übrigens nur wenige Wochen, nachdem sie erstmals erfolgreich beim Marathon in Hamburg mitgemacht hatte.

Vater Oliver musste mit einer Erkältung hingegen passen. „Ich bin zur Unterstützung hier.“ Gespannt warteten er und die Kinder, bis seine Frau das erste Mal vorbeikam, sie klatschten sich ab, dann verschwand sie vorerst hinter der Kurve am Rande des Rantzauer Forstes. „Im nächsten Jahr versuchen wir mal, es als ganze Familie hinzubekommen.“

Die Polizei Norderstedt lief als Team das 5-Kilometer-Rennen und stellte zudem sich und ihre Arbeit an einem Infostand vor.
Die Polizei Norderstedt lief als Team das 5-Kilometer-Rennen und stellte zudem sich und ihre Arbeit an einem Infostand vor. © Christopher Mey | Christopher Mey

Den Teamgedanken pflegte unter anderem auch die Polizei aus Norderstedt. Denn diese war gleich mit einer ganzen Mannschaft unterwegs, stellte zudem sich und ihre Arbeit an einem Infostand vor, wie der stolze Revierleiter André Wichmann berichtete – er selbst inbegriffen. „Es ist eine sehr motivierte, sehr sportliche Truppe. Es ist ein gutes Zeichen, dass wir am Wochenende mit so vielen Leuten zusammen laufen.“

Einer der Sportler war Lukas Großkopf. „Eine gewisse Grundsportlichkeit gehört zum Rollenbild, zum Selbstverständnis einer jeden Polizeibeamtin, eines jeden Polizeibeamten“, sagte der Polizist. „Und auf der anderen Seite wollten wir mit der Teilnahme und mit dem Stand einmal außerhalb des Regeldienstes ein bisschen Bürgernähe schaffen.“ Als Bonus gab es obendrauf sogar Platz eins in der „Firmenwertung“.

Christian Hiller aus Hamburg (hier im Gespräch mit Moderator Michael Eggert) gewann erst die 5 Kilometer, wurde dann direkt im Anschluss Zweiter über die doppelte Distanz.
Christian Hiller aus Hamburg (hier im Gespräch mit Moderator Michael Eggert) gewann erst die 5 Kilometer, wurde dann direkt im Anschluss Zweiter über die doppelte Distanz. © Christopher Mey | Christopher Mey

Wie so oft liefen bei den Wettbewerben Frauen und Männer vorneweg, die regelrechte Lauf-Cracks sind. So wie Christian Hiller aus Hamburg, der erst über 5 Kilometer in 16 Minuten und 18 Sekunden knapp vor Alexander Schilling (Bramstedter TS) siegte, sich dann aber keinesfalls ausruhte, sondern gleich noch die doppelte Runde nachlegte. Beinahe hätte es für Hiller zum Double gereicht, wäre da nicht ein Neuling gewesen.

10 Kilometer statt Ultra-Marathon: „No problem“ für Daniel Kokot aus Polen

Denn Daniel Kokot war ein frisches Gesicht auf dem Siegerpodium. Der 32-Jährige kommt aus der polnischen Kleinstadt Ozimek. „Ich besuche Freunde in Norderstedt“, sagte er. Und da gab es eben die eher spontane Idee, sich für den Stadtlauf anzumelden, nachdem er davon via Internet erfahren hatte.

Die drei besten Frauen über 10 Kilometer – in der Mitte die Siegerin Alyssa Oppermann, links die zweitplatzierte Anna Nehrmann, rechts Almut Lange, die Dritte wurde.
Die drei besten Frauen über 10 Kilometer – in der Mitte die Siegerin Alyssa Oppermann, links die zweitplatzierte Anna Nehrmann, rechts Almut Lange, die Dritte wurde. © Christopher Mey | Christopher Mey

Als er verriet, was er sonst sportlich unternimmt, wurde klar: Der Mann ist kein Überraschungs-Champion. Ansonsten sucht Kokot nämlich deutlich härtere Herausforderungen – er ist Ultramarathon-Läufer, das sind teilweise mehr als 100 Kilometer. Norderstedt sei da eher ein „kleines Training“ gewesen, die 10 Kilometer logischerweise „no problem“. Er brauchte 33 Minuten und 45 Sekunden.

Auch die schnellste Frau über die 10-Kilometer-Distanz war eine Debütantin. Alyssa Oppermann (31) ist Hamburgerin, gehört zum Team der Adidas Runners. „Ich bin das erste Mal hier. Es war sehr schön, die zweite Runde war ein bisschen hart, aber es hat Spaß gemacht. Die Strecke hat viel Abwechslung, ist kurvenreich, ein bisschen durch den Wald, bergauf und bergab. Und ich bin Bestzeit gelaufen.“ 41 Minuten und 42 Sekunden, genauer gesagt. Wie kam es dazu? Ganz einfach: „Ich habe mir ein Herz gefasst und bin gelaufen.“

Der Nachwuchs nach vorn: Beim Waldi-Kinderlauf rasten die Kinder einmal die 400-Meter-Runde im Waldstadion.
Der Nachwuchs nach vorn: Beim Waldi-Kinderlauf rasten die Kinder einmal die 400-Meter-Runde im Waldstadion. © Christopher Mey | Christopher Mey

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Am Rande mischte sich Katrin Schmieder, seit Januar Oberbürgermeisterin von Norderstedt, unter die Leute, feierte aber ihrerseits auch eine Premiere, da sie quasi von Amts wegen befugt war, Startschüsse abzugeben – was sie dann auch reihenweise tat. „Ein tolles Event, Norderstedt bewegt sich“, freute sie sich. „Der SV Friedrichsgabe macht das mit allen Unterstützerinnen und Unterstützern zu einem echten Norderstedter Event. Es ist Ehrenamt, das ist viel Arbeit, wir als Stadt helfen, wo wir können.“

Sie selbst habe eine Menge bekannter Gesichter getroffen, „das macht es auch aus“. Und, fügt sie hinzu, „es ist ein bisschen wie ein autofreies Straßenfest, wir laufen hier, ich konnte auf der Oadby-and-Wigston-Straße Fahrrad fahren.“ Eine Läuferin sei sie aber nicht, „da kleben meine Beine immer am Boden“.

Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder gab für die Läufe jeweils den Startschuss.
Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder gab für die Läufe jeweils den Startschuss. © Christopher Mey | Christopher Mey

Stadtlauf in Norderstedt: Im Juni 2025 gibt es die 27. Auflage

Die Verwaltung hatte im Vorfeld in der Tat ihren Teil dazu beigetragen, dass die Veranstaltung möglichst wenig Einschränkungen haben wird und darauf gedrängt, dass die Vollsperrung der Ulzburger Straße nach einem Gas-Leck, das am Freitagmittag bei Bauarbeiten entstanden war, und die nötigen Reparaturmaßnahmen rechtzeitig beendet werden konnten.

Auch das hatte zur Aufregung bei Bastian Foedisch einen Teil beigetragen. Im Juni 2025 wird es den 27. Norderstedter Stadtlauf geben, kündigte er schon mal an. „Wir setzen uns in vier Wochen zusammen, man beratschlagt sich, wo Fehler aufgelaufen sind, woran müssen wir vielleicht arbeiten. Kleinigkeiten gibt es immer. Wenn es nichts zu verbessern gibt, stimmt irgendetwas nicht.“ Viel dürfte es aber nicht sein, sofern man auf die gute Resonanz der Läuferinnen und Läufer vertraut.

Alle Ergebnisse und Zeiten gibt es online.