Norderstedt. Verkehrsreport 2023: Wie oft es in Norderstedt gekracht hat und welche Straßen und Kreuzungen am gefährlichsten sind

Sie schonen Muskeln und Kreislauf und erhöhen den Komfort beim Radfahren, aber: Pedelecs sind immer häufiger an Unfällen beteiligt. 28-mal waren E-Bikes im Vorjahr betroffen, wenn es auf Norderstedts Straßen krachte und: In jedem Fall verletzten sich die Fahrer und Fahrerinnen – eine Entwicklung, die Verwaltung und Polizei mit Sorge betrachten.

Die motorisierten Zweiräder erlauben mehr Tempo, was die Fahrer und Fahrerinnen zu Vorsicht und Vorsorge motivieren sollte. Nur: „Besonders auffällig ist bei der Gruppe der 55- bis 65-Jährigen und Älteren ist laut Polizei, dass viele keinen Helm tragen würden und dadurch die Verletzungen bei Stürzen meist besonders schwer seien“, heißt es im Protokoll der Unfallkommission für das Jahr 2023, das die Verwaltung zusammen mit dem Verkehrssicherheitsbericht in der nächsten Sitzung des Hauptausschusses öffentlich vorstellen wird (Mo., 10. Juni, 18.15, Rathaus).

Unfälle mit E-Bikes häufen sich, Fahrer verletzen sich schwer

Für 2022 verzeichnet die Statistik die gleiche Zahl an Pedelec-Unfällen, die sich im Vergleich zu den Jahren davor verdoppelt hat. Allerdings kaufen sich auch immer Menschen ein E-Bike – laut Datenbank „statista“ waren im vergangenen Jahr rund elf Millionen Fahrräder mit Motor auf Deutschlands Straßen unterwegs, der bisherige Höchststand.

Gut jeder vierte Unfall in Norderstedt ist ein Fahrrad-Unfall, E-Bikes eingeschlossen. 138-mal waren Radler und Radlerinnen beteiligt, zwölf von ihnen trugen schwere Verletzungen davon, nur sieben blieben unverletzt. Die Zahlen liegen leicht unter den Vorjahreswerten, aber deutlich über denen aus den Jahren 2019 und 2020. Allerdings verzeichnet die Statistik von Polizei und Verwaltung 41 „Alleinunfälle“, Unfälle, bei denen kein andere Verkehrsteilnehmer beteiligt war.

Wegen der vielen Radunfälle soll Polizei Radler stärker kontrollieren

Die Radler und Radlerinnen kamen zu Schaden, weil Seitenwind oder Glatteis sie stürzen ließen, sie den Lenker verkanteten, Gehsteige hinauffahren wollten, Schlaglöcher oder Laternenmasten übersehen oder Treppen mit Rampen verwechselt hatten. „Die Verkehrsaufsicht bittet wegen der hohen Anzahl an Radverkehrsunfällen um vermehrte Kontrollen der Polizei“, heißt es weiter im Protokoll der Unfallkommission.

Kai Hädicke-Schories von der Polizei Norderstedt informiert eine Radlerin über die Radverkehrswoche – wie vor sechs Jahren setzen Polizei und Verwaltung auch jetzt verstärkt auf Aufklärung.
Kai Hädicke-Schories von der Polizei Norderstedt informiert eine Radlerin über die Radverkehrswoche – wie vor sechs Jahren setzen Polizei und Verwaltung auch jetzt verstärkt auf Aufklärung. © Michael Schick | Michael Schick

Außerdem wollen Polizei und Verwaltung die Aufklärung intensivieren. Vor sechs Jahren hatten Stadt und Polizei in der „Schwerpunktwoche Radverkehr“ Radfahrer und Radfahrerinnen kontrolliert und über Fehlverhalten informiert. Drängeln, Klingeln, Hupen, auf dem vermeintlichen Recht beharren, Regeln missachten – der Radverkehr hatte sich zu einem zentralen Problem in Norderstedt entwickelt. Zudem schlägt die Unfallkommission vor, Unfallprävention nicht nur auf Kinder und Schulen zu beziehen, sondern beispielsweise auch für Senioren Fahrsicherheitstrainings für Pedelecs anzubieten.

Vier Menschen starben bei einem Verkehrsunfall in Norderstedt

Tödlicher Unfall Ende Oktober 2023 auf der Schleswig-Holstein Straße in Norderstedt: Der Fahrer eines Kleintransporters kam ums Leben. Mehrere Fahrzeuge und ein Lastwagen waren in den Unfall verwickelt.
Tödlicher Unfall Ende Oktober 2023 auf der Schleswig-Holstein Straße in Norderstedt: Der Fahrer eines Kleintransporters kam ums Leben. Mehrere Fahrzeuge und ein Lastwagen waren in den Unfall verwickelt. © Daniel Friedrichs | Danfoto

Insgesamt haben die Unfälle in Norderstedt wieder das Niveau aus der Zeit vor der Coronapandemie erreicht. 2068-mal hat es im Vorjahr gekracht, 520-mal hat die Polizei das Unfallgeschehen aufgenommen. Es gab etwas weniger Verletzte (305), dennoch spricht die Unfallkommission von einem hohen Stand.

Vier Menschen starben durch einen Verkehrsunfall: Eine Fußgängerin, die an der Kreuzung Rathausallee/Heidbergstraße bei Rot die Straße überquerte und von einem Auto erfasst wird. Auf dem Lemsahler Weg rast ein Autofahrer mit 190 km/h gegen einen Baum. Ob eine Suizidabsicht dahinterstand, könne nicht gesagt werden.

Die Unfallkommission hat 17 Unfallschwerpunkte in Norderstedt ermittelt

Der zweispurige Kreisverkehr am Ochsenzoll zählt nach wie vor zu den Unfallschwerpunkten in Norderstedt.
Der zweispurige Kreisverkehr am Ochsenzoll zählt nach wie vor zu den Unfallschwerpunkten in Norderstedt. © Christopher Mey | Christopher Mey

An der Ecke Falkenkamp/Habichtweq wurde eine 80-jährige Fußgängerin von einem nach rechts abbiegenden Lkw erfasst. Auf der Schleswig-Holstein-Straße gerät ein Pkw durch den Sekundenschlaf des Fahrers auf die Gegenfahrbahn. Ein Lkw muss ausweichen, der Fahrer verliert die Kontrolle, der Lkw kippt auf ein weiteres Fahrzeug, dessen Fahrer vor Ort verstirbt. Beim Blick auf die Unfallverursacher fällt auf, dass der Anteil an Männern über 80 sehr hoch ist.

Die Unfallkommission hat 17 Unfallschwerpunkte ermittelt: Am Ochsenzoll-Kreisel hat es elfmal gekracht. Die Verkehrsaufsicht schlägt vor, je eine der beiden Auffahrten auf den Kreisverkehr für ein halbes Jahr mit Barken abzusperren, um die Lage am Dauerunfallschwerpunkt zu entschärfen. Der Kreisel muss immerhin 53.000 Fahrzeuge am Tag verkraften. Doch die Verwaltungsleitung im Rathaus widerspricht dieser Maßnahme, sodass sie nicht realisiert wird.

Einige Unfallschwerpunkte sollen gezielt entschärft werden

Elf Unfälle gab es auch an der Kreuzung Ulzburger Straße/Rathausallee/Alter Kirchenweg, ein Bereich, in dem sich die Unfälle immer wieder häufen. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob ein gesondertes Signal für die Linksabbieger Abhilfe schaffen kann.

Sechs Unfälle gab es an der Kreuzung Schleswig-Holstein-Straße/Poppenbütteler Straße. Auffällig sind laut Polizei die Auffahrunfälle, die Autofahrer bremsen vor den Rotlichtblitzern ab. Nun soll an der Poppenbütteler Straße ein separat geschaltetes Signal für Linksabbieger installiert werden.

Unfälle mit E-Bikes häufen sich, Fahrer verletzen sich schwer

Für die Kreuzung Tangstedter Landstraße/Poppenbütteler Straße prüft die Verwaltung, ob für die Linksabbieger ein extra Signal eingerichtet wird. Die Prüfung soll in zwei Monaten abgeschlossen sein. Am Übergang von der Heidbergstraße zum Fußweg entlang der Bahngleise soll eine zweite Umlaufsperre eingerichtet und das rote Pflaster auf der Straße entfernt werden – das verleite die Radfahrer zu der Annahme, sie hätten Vorrang.

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Die anderen Unfallschwerpunkte sind: Langenhorner Chaussee, gegenüber der Straße Am Ochsenzoll (6 Unfälle); Ochsenzoller Straße/Achternfelde/Tannenhofstraße (5); Ulzburger Straße/Friedrichsgaber Weg/Harckesheyde (3); Harckesheyde/Falkenbergstraße (3); Harckesheyde/Oststraße (3); Segeberger Chaussee/Glashütter Damm (3); Segeberger Chaussee/Poppenbütteler Straße (4); Falkenbergstraße/Langenharmer Weg (5); Wilhelm-Busch-Platz (5); Schleswig-Holstein-Straße/Oststraße/Am Brüderhof (8); Ulzburger Straße/Langenharmer Weg (6); Flughafenumgehung (Drei-Jahresbetrachtung, 5 Unfälle); Friedrichsgaber Weg/Stettiner Straße (Drei-Jahresbetrachtung, 4 Unfälle).

Diese Bereiche wollen Polizei und Verwaltung weiter beobachten, momentan ließen sich aus dem zum Teil diffusen Unfallbild keine Maßnahmen ableiten.