Kreis Segeberg. Das Elektrofahrrad wird immer beliebter. Wie Sie bei der Anschaffung richtig viel Geld sparen können, erklären zwei Händler.

  • Elektrofahrräder werden in Deutschland immer beliebter.
  • Wer ein E-Bike über seinen Arbeitgeber least, spart viel Geld.

Die Fahrradindustrie in Deutschland boomt weiter. Im Jahr 2012 hatte die Branche rund 2 Milliarden Euro verdient – 2022 hat sich der Umsatz fast vervierfacht und liegt nun bei 7,36 Milliarden Euro. Immer mehr Menschen steigen dabei auf ein E-Bike um. Inzwischen ist es so beliebt, dass der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) davon ausgeht, dass in diesem Jahr erstmals mehr E-Bikes als Fahrräder verkauft werden. Bei der Anschaffung eines Elektrofahrrads gilt es allerdings einiges zu beachten.

„Das Rad muss zu dir passen“, sagt Felix Habke, Marketingleiter des Händlers Küstenrad. „Die Leute sollten darauf achten, dass sie ein Fahrrad kaufen, das sie wirklich brauchen. Wenn sie damit nur zur Arbeit fahren, brauchen sie keinen Akku mit einer Reichweite von 200 Kilometern.“

Elektrofahrrad: Tipps von Experten – Das sollte man beim E-Bike-Kauf beachten

Küstenrad eröffnet im Juni im Ohland-Park in Kaltenkirchen seine achte Filiale. Weitere Standorte befinden sich in Pinneberg, Neumünster, Kiel, Brunsbüttel und Sarzbüttel. Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern werden um die 150 Räder stehen. „Dabei handelt es sich nur um Ausstellungsstücke und Testräder“, erklärt Felix Habke. Entscheidet sich der Käufer für ein Modell, wird es aus dem Zentrallager in Neumünster in die jeweilige Filiale gebracht.

Felix Habke ist Marketingleiter bei Küstenrad. Im Juni eröffnet eine neue Filiale im Ohland-Park in Kaltenkirchen. Hier haben Interessierte die Möglichkeit, E-Bikes zu testen.
Felix Habke ist Marketingleiter bei Küstenrad. Im Juni eröffnet eine neue Filiale im Ohland-Park in Kaltenkirchen. Hier haben Interessierte die Möglichkeit, E-Bikes zu testen. © Annabell Behrmann

Das Prinzip vor Ort funktioniert wie folgt: Online unter kuestenrad.de kann ein Beratungstermin vereinbart werden. Eckdaten wie Budget, Größe und Zweck des Fahrradkaufs müssen bereits angegeben werden, damit sich die Berater vorbereiten können. „Und dann geht es ans Testen“, sagt Habke.

Küstenrad-Kunden geben im Schnitt 4000 Euro für das E-Bike aus

Auf dem Parkplatz des Ohland-Parks können einige Runden gedreht werden. Der 38-Jährige würde jedem Interessenten unbedingt empfehlen, sich professionell beraten zu lassen und E-Bikes nicht einfach ungetestet im Internet zu bestellen. „Wenn ich so viel Geld für ein Rad ausgebe, möchte ich vernünftig beraten werden und es vorher testen“, sagt Habke.

Für ein solides Elektrorad würde er mindestens 3000 Euro in die Hand nehmen. „Unsere Kunden geben mit 4000 Euro im Schnitt aber sogar mehr aus“, berichtet Habke. Das liege vor allem daran, dass viele Unternehmen heutzutage ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit bieten, Fahrräder zu leasen. Das sei viel günstiger, als direkt den vollen Preis zu zahlen.

Leasing: „Es ist sehr schlau, sich ein Rad zu leasen“

„Wenn ich ein E-Bike lease, geht ein monatlicher Betrag vom Bruttogehalt ab“, erklärt Habke. Daraus ergeben sich Steuerersparnisse. Nach einer Vertragslaufzeit von beispielsweise drei Jahren, in denen das Rad automatisch versichert ist, kann es zu einem Restwert gekauft werden. „Beim Leasing spart man ungefähr 20 bis 40 Prozent, als wenn man das E-Bike gleich kauft.“

Auch Karin Müller vom Geschäft Fahrrad Hertel, das an der Langenhorner Chaussee an der Grenze zu Norderstedt liegt, sagt: „Leasing macht sich im Geldbeutel positiv bemerkbar. Es ist sehr schlau, sich ein Rad zu leasen.“ Auch bei Hertel zeichnet sich der allgemeine Trend zum E-Bike ab. „Ich würde sagen, dass wir inzwischen sogar etwas mehr E-Bikes als Fahrräder verkaufen. Vor zwei Jahren war das noch ganz anders“, sagt Müller.

E-Bike-Fahren – ein durchgehendes, gleichmäßiges Herz-Kreislauf-Training

Von dem Klischee, ein Elektrofahrrad sei nur etwas für Faule, hält sie überhaupt nichts. „Es ist immer noch ein Fahrrad, das nicht von alleine fährt“, betont sie. Sie hält es sogar für das bessere Kardiotraining, mit dem E-Bike anstatt dem muskelbetriebenen Fahrrad zu fahren. „Auf dem E-Bike lauge ich nicht schon am Anfang aus, sondern halte eine höhere Trittfrequenz länger durch. So habe ich ein durchgehendes, gleichmäßiges Herz-Kreislauf-Training.“

Müller würde jedem, „der ordentlich Kilometer abreißt“, ein Elektrorad empfehlen. Am allerwichtigsten sei bei der Wahl des E-Bikes, dass es zu den eigenen Ansprüchen passe und bequem sei. „Es ist entscheidend, dass ich gern auf dem Rad sitzen mag. Man muss sich wohlfühlen.“

Die Reichweite hängt von vielen Faktoren ab

Wie bei allen Fahrzeugen mit Elektromotor ist die Reichweite begrenzt. Grundsätzlich gilt: Je mehr Reichweite man sich wünscht, desto größer und schwerer ist der Akku. Wie weit der Fahrer oder die Fahrerin mit dem E-Bike am Ende kommt, ist zudem noch von weiteren Faktoren abhängig: Wie schwer sind Person und Gepäck? Herrscht Gegenwind? Wie sieht das Fahrverhalten aus?

„Wie bei einem Auto sollte ich nicht im höchsten Gang anfahren. Wenn ich nicht die Gangschaltung nutze, ist der Verschleiß höher und die Reichweite geringer“, erklärt Karin Müller. Deswegen mahnt sie: „Schalten, schalten, schalten!“

Außerdem sollte der Akku nicht bei zu kalten oder zu warmen Temperaturen gelagert werden. Steht das Elektrorad während einer Verschnaufpause in der prallen Sonne, sollte der Akku lieber mitgenommen werden.

Elektrofahrrad: Eine Helmpflicht gilt für die gängigen Modelle nicht

Eine Helmpflicht gilt für die gängigen E-Bikes, bei denen der Motor bis 25 km/h unterstützt, übrigens nicht. „Der Fahrer sollte schon körperlich fit sein, um mit dem schnelleren Fahrzeug umgehen zu können“, sagt Karin Müller. Ansonsten bestehe aus ihrer Sicht keine höhere Unfallgefahr. „Umsicht von allen Beteiligten im Straßenverkehr ist das Wichtigste“, sagt sie.

Zum Hintergrund: Pedelec, S-Pedelec oder E-Bike – zwischen den elektromotorisierten Rädern gibt es klare Unterschiede. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist aber meistens die Rede von E-Bikes, deswegen wurde auch in diesem Artikel der Begriff verwendet. Ein Pedelec ist das gängigste Modell: Nur wenn der Fahrer in die Pedale tritt, springt der Motor an. Die Unterstützung erfolgt bis 25 km/h. Sie werden oft als E-Bike bezeichnet. Das S-Pedelec braucht ein Versicherungskennzeichen. Ebenso ist ein Führerschein notwendig, da sich der Motor erst bei 45 km/h abschaltet. „Richtige“ E-Bikes gelten nicht als Fahrräder, sondern als Kraftfahrzeuge. Sie funktionieren ohne Pedal-Unterstützung.