Kreis Segeberg/Pinneberg. Tierschützer kämpfen auf Höfen in den Kreisen Segeberger und Pinnberg gegen die Grausamkeit und für die Kastration von Tieren.
„Wir stoßen emotional an unsere Grenzen, wenn Landwirte berichten, wie sie Babykatzen in der Güllegrube ertränkt hätten“, sagt Sina Hanke, Vorsitzende von Animal Care. Einen derart grausamen Tod will der Rellinger Verein verhindern, indem er die Katzen auf den Bauernhöfen in der Region kastriert. Seit Ende des Jahres sind die Tierschützer in den Kreisen Pinneberg und Segeberg im Großeinsatz.
Wie groß der Bedarf ist, zeigt sich in der aktuellen Bilanz: „Während wir bisher auf ein bis zwei Höfen pro Jahr kastrieren konnten, sind wir in letzten halben Jahr schon an sieben Hofstellen aktiv geworden, haben an die 40 Tiere kastrieren, im Bedarfsfall medizinisch betreuen und auf unserer Pflegestelle aufpäppeln lassen“, sagt Hanke, die zusammen mit dem Team von Animal Care auf Höfen in Mönkloh, Heede, Bokelsess, Seester, Tornesch und Kaltenkirchen aktiv waren.
Tierquälerei: Verein kämpft gegen Katzenelend
Die steigenden Einsatzzahlen seien auch im Umdenken der Landwirte begründet, die sich zunehmend dem Tierschutz verpflichtet fühlten und Kastrationen ermöglichten. Dennoch seien „altertümliche Methoden“ immer noch gängige Praxis. Unerwünschter Katzennachwuchs, und davon gebe es oft viel auf den Höfen, werde erschlagen oder ertränkt.
Das sei nicht nur grausam, es stelle außerdem einen Verstoß gegen Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes dar. Das Zufügen von Leiden und Schmerzen kann mit bis zu dreijähriger Haftstrafe oder Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro geahndet werden, sagt die Vereinsvorsitzende.
Tödlicher Katzenschnupfen – junge Tiere auf den Höfen leiden oft
Denn die Kastration des Katzenbestandes helfe, unnötiges Leid der jungen Kitten zu verhindern. Unter dem ungewollten Katzennachwuchs verbreite sich häufig der tödliche Katzenschnupfen. Verklebte Augen und eitriger Nasen- und Augenausfluss, das sei kein schönes Bild, das oftmals auf den Höfen existiere. Das Problem: Katzen vermehren sich rasend schnell. Laut Deutschem Tierschutzbund bringt es eine Katze innerhalb von zehn Jahren rein rechnerisch auf 240 Millionen Nachkommen.
Vor eine besondere Herausforderung habe die Tierschützer im vergangenen Sommer eine Katzenkolonie aus acht Tieren auf einem verlassenen Hof in Quickborn Renzel gestellt. Die Katzen seien nicht nur unkastriert und schon Babys vorhanden gewesen. „Die völlig verwilderten Tiere waren auch nicht mehr ausreichend versorgt, nachdem der Tierhalter verstarb und der Hof unbewohnt blieb“, sagt Hanke. Neben den Katzen habe dort auch noch ein einsamer alter Ziegenbock gelebt.
Zusammenarbeit mit den Veterinärämtern klappt gut
„Es brauchte also eine schnelle, tierschutzgerechte Lösung.“ Aber wohin mit wilden Katzen und einem alten, zu dem Zeitpunkt nicht transportfähigen Ziegenbock? Fünf aktive Animal-Care-Mitglieder hätten sich zusammen getan und die tägliche Versorgung einschließlich tierärztlicher Betreuung übernommen. Der Ziegenbock sei gestorben, aber die Katzen würden weiter täglich vor Ort durch die Rellinger Tierschützer versorgt. „Das macht uns unglaublich stolz, welche Herausforderungen wir mit unseren engagierten Mitgliedern meistern können.“
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Animal Care kooperiert eng mit den Veterinärämtern der Kreise, die in Härtefällen schon mal durchgreifen und eine Kastration anordnen würden. „Wir sind sehr froh über dieses konsequente Durchgreifen der Behörden und die gute Zusammenarbeit, denn vorrangig geht es allen Beteiligten darum, das Leid zu lindern“, sagt Hanke. Doch nicht nur die Zusammenarbeit mit den behörden laufe gut, auch Partnerorganisationen wie der Norderstedter Verein Straßentiger Nord seien bei den Kastrationen mit im Boot und beteiligten sich an den Kosten. „Allein wäre das für uns gar nicht zu schaffen gewesen“, bilanziert die Vereinschefin.
Tierquälerei – Verein kämpft gegen Katzenelend
Kastrationskationen seien sehr kostenintensiv. Allein für die Kastrationen und das notwendige Zubehör wie Lebendfallen seien in den fünf Monaten knapp 4000 Euro angefallen. „Daher freuen wir uns sehr über die Unterstützung der Bürgerstiftung der VR-Bank in Holstein, die uns mit immerhin 500 Euro unterstützt hat“, sagt die Vorsitzende von Animal Care.
Aber der Verein sei dringend auf weitere Unterstützung und die Spendenbereitschaft von Tierfreunden angewiesen. Dazu gebe es auch eine Spendenaktion auf der Plattform Gofundme. Wer die Rellinger Tierschützer verlässlich unterstützen möchte, sei als Mitglied von Animal Care herzlich willkommen und trage dazu bei, dass der Verein seine vielfältige Tierschutzarbeit fortsetzen könne.