Rellingen. Wie der Rellinger Verein Animal Care nicht nur im Kreis Hunde und Katzen schützt – sondern auch auf Fuerteventura.

„Ich kenne Fuerteventura vom klassischen Urlaub, mit viel Sonne und schönen Sandstränden,“ sagt Esther Scheib. Doch als die 41-Jährige jetzt wieder das beliebte Ferienziel angesteuert hat, hat sie die Schattenseiten der kanarischen Sonneninsel kennengelernt – und das ganz bewusst. Sie hat sich um Hunde gekümmert, die dort oft ein Leben führen müssen, das von Leid, Hunger und Verletzungen geprägt ist. „Das Hundeelend ist groß“, sagt die Quickbornerin, die sich als Mitglied von Animal Care dem Tierschutz verschrieben und sich nun mit einer Gruppe des Rellinger Vereins auf Fuerteventura für bessere Lebensbedingungen der Tiere eingesetzt hat.

Tierschutz Rellingen: Verein kämpf gegen Hundeelende auf Fuerteventura

Sieben Vereinsmitglieder hatten sich auf den Weg gemacht. Mit dabei war ein freier Journalist, der im Auftrag von SAT 1 einen Beitrag für das Frühstücksfernsehen gedreht hat (der Sendetermin steht noch nicht fest). Auch den Tierschützern ging es zunächst wie den Touristen: streunende Hunde waren nicht zu sehen.

„Nach spanischem Gesetz werden alle freilaufenden Hunde von Hundefängern eingefangen und in die städtischen Perreras, sogenannte Hundeauffangstationen, gebracht“, sagt Sina Hanke, Vorsitzende von Animal Care. Laut spanischem Gesetz dürften zudem alle Hunde nach einer Frist von 21 Tagen eingeschläfert werden, unabhängig von ihrem Alter oder Gesundheitszustand, oft mit einer Giftspritze ohne vorherige Betäubung.

Sina Hanke ist verantwortlich dafür, dass sich die Rellinger Tierschützer auf Fuerteventura engagieren. Dort lag vor zehn Jahren die Keimzelle des Vereins – Sina Hanke traf Stefanie Schön, beide hatten das gleiche Ziel: der Kampf gegen das Hundeelend. Der Einsatz auf der Atlantikinsel ist nur eins von zahlreichen Projekten der Rellinger Tierschützer (siehe Info-Stück).

Tierschutz Rellingen: Streuner kommen in Tötungsstationen

Die Lage: Die Vorsitzende freut sich, dass sich inzwischen nicht mehr nur der Vorstand, sondern auch „ganz normale“ Vereinsmitglieder für die Tierhilfe auf der Insel engagieren – und dafür Urlaub „opfern“. Sandra Schmidt sieht den gut einwöchigen Aufenthalt als Gewinn: „Es ist doch ein schönes Gefühl, etwas Sinnhaftes zu tun und belohnt zu werden, wenn man sieht, dass es Hunde geschafft haben, es ihnen besser geht, oder sie nach Deutschland vermittelt wurden.“

Filmhund Lilly in aus dem Zeichentrickfilm des Rellinger Vereins Animal Care, in dem es um illegalen Welpenhandel geht
Filmhund Lilly in aus dem Zeichentrickfilm des Rellinger Vereins Animal Care, in dem es um illegalen Welpenhandel geht © Animal Care | Animal Care

Die 30-Jährige war vor fünf Jahren schon mal da und wollte sehen, ob und was sich verändert hat. „Als ich dann vor einer der Perreras stand, hat mich das Leid übermannt. Die Erinnerung an die schrecklichen Zustände war plötzlich da, und ich wollte da nicht rein“, sagt die Quickbornerin. Die gute Nachricht: Die Situation in dieser Auffangstation habe sich verbessert. „Die Mitarbeiter, die für die Perrera verantwortlich sind, arbeiten stärker tierschutzorientiert. Die Hunde sahen gut aus“, sagt die Animal-Care-Chefin. Dafür gebe es bei der größten Tötungsstation auf der Insel leider Rückschritte.

Tierschutz Rellingen: Hunde leben unter furchtbaren Bedingungen

Ein Spanier hatte die örtlichen Tierschützer, mit denen Animal Care eng kooperiert, um Hilfe gebeten – ein ungewöhnlicher Schritt, folgen die meisten Einheimischen doch den ungeschriebenen Regeln, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Animal Care kümmert sich in Kooperation mit den Landwirten der Region auch um die Kastration von Katzen, damit sich die Tiere nicht massenhaft vermehren und kranke Jungkatzen produzieren.
Animal Care kümmert sich in Kooperation mit den Landwirten der Region auch um die Kastration von Katzen, damit sich die Tiere nicht massenhaft vermehren und kranke Jungkatzen produzieren. © HA

Danach sind Hunde Beiwerk, um die man sich nicht kümmern muss. Sie liegen meist an einer kurzen Kette im Freien oder in dunklen Verschlägen. „Unliebsame Welpen werden schon mal im Müll entsorgt“, sagt Sina Hanke. Ein Jäger habe ihr erzählt, dass von 100 Welpen nur einer für die Jagd tauge, der „Rest sei überflüssig“ in den Augen der Besitzer.

Bei dem Einheimischen fanden die Rellinger Tierschützer elf statt der angekündigten drei Hunde vor. Sie waren in einem kleinen gemauerten Viehstall angekettet und lagen auf dem kalten Steinboden. „Wir halten die eben so“, habe der Halter lapidar gesagt.

Tierschutz Rellingen: Beste Werbung ist Mund-zu-Mund-Propaganda

Die Besucher haben vier Hunde auf Vereinskosten kastrieren lassen, Sand auf dem Boden verteilt, damit die Hunde buddeln können und die Ketten verlängert. „Wir haben außerdem einer Hündin das Bein amputieren lassen, da der Tierhalter einen alten Unfall des Tieres nicht behandeln ließ, und wir haben von den elf Hunden sechs mitgenommen“, sagt Sandra Schmidt.

Auch bei einem zweiten Besitzer haben sie die Lebensbedingungen für dessen Hunde verbessert. „Das ist ein langer Weg der kleinen Schritte“, sagt Esther Scheib. Die beste Werbung für mehr Tierschutz sei Mund-zu-Mund-Propaganda unter den Einheimischen.

Die Tage auf „Fuerte“ waren prall voll. Besuche in den Auffangstationen und bei den Einheimischen, Gespräche mit den örtlichen Tierschützern. Die Rellinger haben in einer Woche etwa 1100 Kilometer zurückgelegt – und abends auch noch Katzen gefangen und kastriert. Ihr Fazit: „Der Einsatz hat sich gelohnt, wir haben die Insel mal aus einer ganz anderen Perspektive gesehen und konnten einigen Tieren helfen“, sagen Sandra Schmidt und Esther Scheib. Ein Anfang ist gemacht.

Tierschutz: Rellinger Verein engagiert sich gegen Hundeelend

Animal Care kämpft nicht nur auf Fuerteventura gegen das Hundeelend. Der Rellinger Verein unterstützt auch die Tierschützer auf Mauritius – auch dort erleben Hunde und Katzen „die Hölle auf Erden“.

In Rellingen ist der Verein auch aktiv: In Kooperation mit Landwirten werden Katzen kastriert.

Zudem hat sich der Verein dem Kampf gegen illegalen Welpenhandel verschrieben. Um aufzuklären hat der Verein einen Animationsfilm um das fiktive Hundemädchen „Lilly“ gedreht.

2012 wurde Animal Care gegründet und finanziert sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. https://www.animalcare-tierschutz.com