Henstedt-Ulzburg. Moderner Treff für Bildung und Kultur statt Einzelhandel: Entscheidender Termin – Politik in Henstedt-Ulzburg muss ihr Okay geben.
- Bildungsausschuss muss Konzept und Investition absegnen
- 2025 soll der Dritte Ort eröffnet werden
- Eigentümer des CCU beteiligen sich finanziell in siebenstelliger Höhe
Es ist der zweite Versuch: Nachdem sich die Politik in Henstedt-Ulzburg vor einigen Wochen kurzfristig vertagt hatte, steht nun endgültig ein richtungsweisender Beschluss für die Ortsentwicklung bevor. Denn im Bildungs-, Jugend-, Kultur und Sportausschuss müssen die Fraktionen am Dienstag, 18. Juni (18.30 Uhr, Bürgerhaus), über das Konzept und die Kosten für den „Dritten Ort“ entscheiden, also ein modernes Zentrum für Lesen, Lernen, Kulturveranstaltungen, zusammengefasst: das soziale Miteinander in der Großgemeinde. Auch die Bücherei würde hier integriert sein. Und genau das soll im CCU (City Center Ulzburg) entstehen, bereits jetzt wurden hierfür Flächen angemietet. Es könnte ein Anstoß sein, um das Einkaufszentrum wiederzubeleben.
In den letzten Tagen wurde noch am Budget geschraubt. Mittlerweile steht fest: Die CCU-Eigentümer, also der Investmentfonds Greenman, wird sich mit 1,3 Millionen Euro am Umbau beteiligen, das betrifft unter anderem Fußböden, Strom- und Wasserleitungen, sanitäre Einrichtungen, den Bau der geplanten Galerie und weitere Räume. Die Inventarplanung und -beschaffung ist mit 2,2 Millionen Euro angesetzt.
CCU Henstedt-Ulzburg: Millioneninvestition für „3. Ort“ im Einkaufszentrum?
Und genau hierfür benötigt die Verwaltung nun eine Verpflichtungsermächtigung über 1,774 Millionen Euro, die für das laufende Haushaltsjahr bereitgestellt werden muss. Zur Erinnerung: Henstedt-Ulzburg hat immer noch keinen gültigen Finanzplan für 2024, dieser soll aber in den nächsten Wochen beschlossen werden. Hinzu kommen 808.000 Euro, die 2025 nötig würden für die Bücherei (Medien, Geräte, Personal).
Die Hoffnung ist, dass ein beträchtlicher Teil durch Fördermittel eingeworben werden kann. „Nach aktuellem Stand könnte eine Förderung der integrierten Ländlichen Entwicklung in Betracht kommen“, sagt die Gemeinde. Bis zu fünf Millionen Euro seien möglich, ein nächster Aufruf, um Anträge einzureichen, soll voraussichtlich im Oktober/November stattfinden. Auch für Personalkosten, für die offene Bücherei oder den Makerspace sind Subventionen über Fördertöpfe der Europäischen Union, des Landes oder des Bundes nicht ausgeschlossen. Allerdings drängt die Zeit. Erst mit einem politischem Votum auf dem Tisch könnten die Subventionen beantragt werden, teilweise laufen die Fristen bis Ende Juli, teilweise beginnen die Verfahren erst im Herbst oder laufen bis 2025.
Große Glasfront, Barrierefreiheit, Rückzugsorte, offene Bücherei
Das Vorhaben hat eine lange Vorgeschichte, wurde erstmals 2018 diskutiert, zeitweise mit der Absicht, die bestehenden Flächen der Bücherei in dem Gebäudekomplex bei den Parkplätzen zwischen Rathaus und Hamburger Straße umzubauen, ehe das verworfen wurde. 2022 beantragte eine politische Mehrheit, auf das CCU umzuschwenken, ehe schließlich Anfang 2024 der Mietvertrag unterzeichnet werden konnte. Dazu gehört auch die Immobilie, in der sich bislang das „Zentrum der Hilfe“, also der Treff für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helfer, befindet.
Im März wurden die vorhandenen Entwürfe des niederländischen Architekten Aat Vos und dessen Firma includi (diese realisiert auch das Bildungshaus in Norderstedt) auf die CCU-Räumlichkeiten übertragen. Die Fachleute werden in der Sitzung per Video zugeschaltet sein. Als Vorteil für die Außendarstellung gilt insbesondere die Schaufensterfront, die Ebenerdigkeit dient der Barrierefreiheit, die Raumhöhe ermögliche eine Galerie, heißt es, diese würde mehr Rückzugsorte und „bessere Sichtbeziehungen“ bieten. „Dies kann auch zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl während der Öffnungszeiten der geplanten Open Library beitragen“, so die Verwaltung.
Täglicher Zugang bis 22 Uhr angedacht – auch ohne Personal vor Ort
Denn auch wenn der Dritte Ort von 10 bis 18 Uhr (Montag bis Freitag) beziehungsweise 10 bis 13 Uhr (Sonnabend) geöffnet haben soll, gilt das nur für die Betreuung durch Fachpersonal. Ansonsten ist ein täglicher Zugang von 7 bis 22 Uhr angedacht, geregelt über eine dafür freigeschaltete Büchereikarte, „sodass auch nachvollzogen werden kann, wer wann die Räumlichkeiten genutzt hat. Dieses würde eine Videoüberwachung erfordern und dient zum Schutz der Einrichtung, aber auch zum Schutz der Nutzer*innen“, so das Konzept.
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Neben den klassischen Dienstleistungen einer Bücherei soll auch eine digitale Kreativwerkstatt („Maker Space“) angeboten werden, Kunstausstellungen, Veranstaltungen, Workshops, Kooperationen mit Vereinen, Beiräten oder Beratungsstellen sind erwünscht, ferner sollen die Bürgerinnen und Bürger aber auch dazu eingeladen werden, eigene Formate mit einzubringen.
Neueröffnung des CCU nach Umstrukturierung zeitgleich mit Drittem Ort?
„Das Ziel ist es, möglichst viele Gewerke in Eigenregie auszuschreiben und nur die Sonderanfertigungen unter Begleitung von Includi auszuschreiben. Dadurch kann auch die aufgeführte Summe der Baunebenkosten verringert werden. Die Ausschreibung in Eigenregie kann sich auch positiv auf die Summe der Transportkosten auswirken, wenn ortsnahe Firmen beauftragt werden können“, so die Gemeinde. Vor Einsparungen bei der Einrichtung werde abgeraten, „da diese eine Änderung des Konzeptes nach sich ziehen würden“. Möbel von minderer Qualität sind ebenso nicht empfohlen. Derzeit werde mit einer Haltbarkeit von 20 bis 30 Jahren gerechnet.
Das Einkaufszentrum könnte in den nächsten Monaten sogar komplett zur Großbaustelle werden. Denn Greenman will das CCU umstrukturieren, um dann neue Mieter anzusiedeln. Eine Eröffnung sei zum April 2025 geplant. Henstedt-Ulzburg will seinen Dritten Ort „möglichst zeitgleich mit der Neueröffnung des CCU“ einweihen.