Henstedt-Ulzburg. Einkaufszentrum in Henstedt-Ulzburg begrenzt Gratis-Internetzugang. Center-Manager erklärt Maßnahme. Und: Kommt neuer Bäcker?

Dass Einkaufszentren und deren jeweiliges Umfeld beliebte Treffpunkte gerade für Jugendliche oder junge Erwachsene sind, ist keine neue Erkenntnis. Doch rund um das City Center Ulzburg (CCU) in der Ortsmitte von Henstedt-Ulzburg ist in der jüngeren Vergangenheit eine offenbar derartig unangenehme Situation entstanden, die aus Sicht des Management im letzten Herbst eine ungewöhnliche und mit Sicherheit unpopuläre Maßnahme zur Folge hatte. Denn das öffentliche WLAN, also das Gratis-Internet, wurde im November deutlich eingeschränkt und ist seitdem nur noch von 8 bis 20 Uhr verfügbar.

„Das hat es der Polizei leichter gemacht“, sagt Erich Lawrenz, der Centermanager. Er berichtet von Jugendlichen, die „alkoholisiert rumgegrölt“ hätten, von Anwohnern, die genervt waren und sich oftmals beschwerten über Belästigungen und Ruhestörung. Und auch der Müll, seien es leere Getränkedosen oder weggeworfene Döner-Reste, prägten das Bild. „Die Saufgelage hinterlassen Spuren.“

CCU in Henstedt-Ulzburg: WLAN abgeschaltet, um grölende Jugendgruppen zu vertreiben

Und so entschied man sich für eine Art soziales Experiment. Das WLAN von wilhelm.tel, genannt Mobyklick, läuft über eine Funkzelle im CCU-Gebäude, also nicht außerhalb. Das Signal ist allerdings so stark, dass es auch noch auf dem Marktplatz empfangen werden kann. Lawrenz wendete sich an wilhelm.tel, die Telekommunikationstochter der Stadtwerke Norderstedt, und bat um unbürokratische Hilfe.

Die Idee, das WLAN mit einem simplen Knopfdruck umzustellen, war zwar nicht umsetzbar, die Einschränkung erwies sich vielmehr als kompliziert, doch letztlich fand sich eine technische Lösung, berichtet Lawrenz.

Centermanager: „Es ist ruhiger geworden“

Und heute, Mitte April? Er zeigt sich zufrieden mit dem Effekt. „Seitdem wir es im November ab 20 Uhr abschalten, ist es ruhiger geworden. Die Polizei hat es wohlwollend registriert.“ Wohin die Jugendlichen ausgewichen sind, weiß er nicht. Und ob es im Sommer nicht doch wieder voller wird vor dem CCU, lässt sich natürlich ebenso wenig vorhersagen. Doch das CCU hat vorerst die gewünschte Wirkung.

Auch beim Konsum von Essen und Getränken im Einkaufszentrum sei man nun aufmerksamer. Mit Hinweistafeln werden Besucherinnen und Besucher nämlich gebeten, dort zu konsumieren, wo sich die Gastronomie-Angebote auch befinden. „Dort gibt es Platz“, so Lawrenz. „Aber nicht auf den Sitzbänken.“ Denn dort, wo die Menschen einfach so verweilen können, ist die Verschmutzung durch Essensreste immer mal wieder ein Ärgernis gewesen.

Neuer Bäcker im Erdgeschoss: Interessenten gibt es, aber es fehlt an Personal

Doch das CCU ist nicht nur deshalb ein ständiges Gesprächsthema in Henstedt-Ulzburg. Erich Lawrenz, der im Ort gut vernetzt ist, kennt das leidige Thema aus täglichen Unterhaltungen. „Da, wo man sich trifft“, diesem selbst verliehenen Slogan werde das Einkaufszentrum weiterhin nicht gerecht, räumt er ein. Der Leerstand im Obergeschoss ist kein schöner Anblick. Lawrenz verweist hierbei allerdings auch auf die grundsätzlichen Strukturschwächen zahlreicher Shopping-Tempel. „Als damals das Center geplant worden ist, hatten wir andere Voraussetzungen, andere Eckdaten.“ Allen voran sei der Onlinehandel noch nicht so dominant gewesen.

Auch dass es im Erdgeschoss, direkt am Eingang, seit Jahren keinen Bäcker mehr gibt, gilt als erheblicher Standortnachteil. Lawrenz sagt, dass er mit Bäckereien in Kontakt sei. „Einer würde gerne kommen, er will auch, aber es liegt am Personal.“ Ein Kritikpunkt, für den er und das CCU nichts können, ist der Mangel an Platz für Außengastronomie genau dort, wo ein Bäcker samt Café sein würde. Vom Flair einer Fußgängerzone zwischen Rathaus und Einkaufszentrum ist daher nichts zu sehen.

Außengastronomie vor dem CCU ist nicht möglich

Die Gemeinde bestätigt die Problematik auf Nachfrage: „In dem genannten Bereich vor dem CCU ist eine Außengastronomie aus baurechtlichen Gründen nicht erlaubt, da sich dort eine Feuerwehrzufahrt beziehungsweise eine Feuerwehraufstellfläche befindet“, sagt Volker Duda, Leiter des Bauamtes. Auch die markanten, meterlangen Gitter haben einen bestimmten Zweck. „Das lange Geländer ist Teil des barrierefreien Ausbaus der dortigen Steigung. Diese liegt über der Norm, weswegen diese Lösung mit dem Geländer und einem Ausruhplateau geschaffen wurde.“

Mehr zum Thema

Immerhin: Im CCU wird sich trotzdem sehr bald einiges verändern. Denn die Gemeinde hat bereits einen Mietvertrag unterschrieben für eine rund 1200 Quadratmeter große Fläche im Erdgeschoss, die insbesondere das derzeitige „Zentrum der Hilfe“, also den Treffpunkt für Flüchtlinge und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beziehungsweise Organisationen, umfasst. Dort, wo der Einzelhandel nicht wie gewünscht funktioniert, soll ein sogenannter „3. Ort“ geschaffen werden, eine moderne Form von Gemeindebücherei als Lern- und Begegnungsstätte mit kulturellem Wert und zugleich ein Treffpunkt für kreative Menschen. Allerdings ohne Café oder Bäckerei, hier soll keine Konkurrenz entstehen, hat die Gemeinde stets versichert.

CCU: Gemeinde will „3. Ort“ schaffen – und der Eigentümer eine Neustrukturierung

Seit 2018 ist der „3. Ort“ in Planung, der erste Ansatz, die bestehende Gemeindebücherei umzubauen, wurde letztlich verworfen. Der beauftragte Architekt Aat Vos realisiert derzeit in Norderstedt das neue Bildungshaus am Herold-Center. Henstedt-Ulzburg denkt da etwas kleiner und günstiger. Dennoch: Bisher kommt das Projekt in diesem Jahr nicht voran. Denn wohl erst im Mai wird der Haushalt für 2024 beschlossen sein, erst dann können Aufträge vergeben und letztlich die nötigen Umbaumaßnahmen in die Wege geleitet werden.

Parallel soll sich auch im Obergeschoss etwas tun. Im letzten Jahr hatte der Eigentümer des CCU, nämlich der Investmentfonds Greenman mit Sitz in Dublin, über seine PR-Agentur mitgeteilt: „Über die nächsten Jahre plant Greenman [...], einen Großteil des Einkaufszentrums zu restrukturieren, um es an die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse von Kund:innen und Mieter:innen anzupassen.“ Damals war die Rede von potenziellen Mietern etwa aus dem Bereich „Fitness“. Ein Baubeginn war für Sommer 2024 anvisiert, der Abschluss dann im ersten Quartal 2025. Weitere Details sind aktuell nicht bekannt, auch Erich Lawrenz will sich hierzu noch nicht weiter äußern. Die Kundschaft muss also geduldig bleiben.