Norderstedt. Montessori-Konzept und Nachhaltigkeit: „Regenbogenschule“ will im August mit 16 Kindern starten. Jetzt fiel der Startschuss.

  • Unterrichtet wird in den ersten Jahren in Containern auf einem Gelände an der Lawaetzstraße.
  • Start mit 16 Kindern und fünf Lehrern, es werden noch Anmeldungen angenommen.
  • Je zwei Lehrer sollen eine Klasse mit 22 Kindern unterrichten.

Es ist ein Novum in Norderstedts Bildungslandschaft: Am 30. August wird an der Lawaetzstraße 3f die erste private Grundschule der Stadt ihre Arbeit aufnehmen. Auf einem gut 3000 Quadratmeter großen Gelände, gelegen zwischen dem Hospiz, der Flüchtlingsunterkunft und der Kita Fuchsbau, wird die Regenbogenschule mit einer Klasse und fünf Lehrern starten, in zunächst 14 Containern. Dafür wurde am Montag der erste symbolische Spatenstich gemacht.

„Wir haben sehr viel Unterstützung von der Verwaltung und der Politik erfahren. Es ist wichtig zu wissen, dass unsere Idee in der Stadt so willkommen ist“, sagte Stefanie Neruda, Initiatorin des Projekts, die ab August dann auch Leiterin der Regenbogenschule sein wird. „Unser Team ist komplett und wir bereiten uns schon eifrig auf den Schulstart vor.“

Spatenstich für Norderstedts erste private Grundschule

Die künftige Schulleiterin Stefanie Neruda. Auf dem Gelände hinter ihr wird in 14 Containern der Unterricht stattfinden.
Die künftige Schulleiterin Stefanie Neruda. Auf dem Gelände hinter ihr wird in 14 Containern der Unterricht stattfinden. © FMG | Claas Greite

Sie sagte auch, was die neue Schule von den staatlichen Grundschulen unterscheiden soll: „Wir leisten uns einen besseren Personalschlüssel, damit eine wirklich individuelle Betreuung der Kinder und ihrer Lernwege möglich ist. Unterrichten wollen wir auf Grundlage der Montessori-Pädagogik, außerdem sind für uns die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNESCO sehr wichtig.“

Norderstedts Stadtpräsidentin Petra Müller-Schönemann lobte die „innovative Idee“ der neuen Schule, die die bestehende Schullandschaft „erweitern“ werde. In Richtung von Stefanie Neruda und dem Initiatiorenkreis sagte sie: „Es war wahnsinnig mutig, was Sie da gemacht haben.“

Vereinsmitglieder und Eltern bürgen selbst für Gründungsdarlehen

Tatsächlich gehen die Mitglieder des Trägervereins, aber auch Eltern der künftigen Schulkinder finanziell in Vorleistung beziehungsweise ins Risiko. Stefanie Neruda steckt viel privates Geld in das Projekt. Zudem hat der Verein ein Darlehen bei der GLS-Bank aufgenommen, mit dem der Schulbetrieb in den ersten zwei Jahren finanziert wird.

Aufgenommen wurde „eine knappe halbe Million“, wie der Vereinsvorstand Jan Tews sagt, der auch Unternehmensberater ist. Für das Darlehen fungieren Gründungsmitglieder und Eltern als Bürgen. Erst ab dem dritten Jahr, so heißt es vonseiten der Schulplaner, übernehme das Land Schleswig-Holstein 82 Prozent der Kosten.

„Bisher sind 16 Kinder für das erste Schuljahr angemeldet. Regulär planen wir Klassen mit 22 Kindern“, sagt Tews. Wer sich den Schulbetrieb ab Spätsommer vorstellen will, braucht aktuell allerdings noch ein bisschen Fantasie. Denn bisher befindet sich auf dem Gelände, das der Schulverein für fünf Jahre von der städtischen Entwicklungsgesellschaft EGNO gepachtet hat, wenig mehr als eine Sandfläche.

Unterrichtet wird in den ersten Jahren in Containern

Bis vor einem Jahr standen an dieser Stelle die Container der Kita „Fuchsbau“, die mittlerweile in einem Neubau nebenan residiert. Da die Regenbogenschule die vorhandenen Container nicht übernehmen konnte, werden schon bald neue aufgestellt. Erstmal werden es 14 sein, für jede weitere Schulklasse kommen dann neue Container hinzu. Ein Parkplatz soll auch noch entstehen.

Die Container würden in einer „offenen Pavillonstruktur“ aufgebaut, außerdem werde es „kleine Gärten vor den Türen“ geben. Eine Wiese, die an das Hospiz angrenzt, soll Schulhof werden. „In den Containern richten wir dann auch eine Mensa ein. Dafür sind wir noch in Gesprächen mit möglichen Caterern“, so Tews weiter.

Sport: „Haben eine Vereinbarung für eine Hallennutzung“

Jan Tews aus dem Team der Schulplaner. Die Wiese im Hintergrund soll zum Schulhof umfunktioniert werden.
Jan Tews aus dem Team der Schulplaner. Die Wiese im Hintergrund soll zum Schulhof umfunktioniert werden. © FMG | Claas Greite

Einen Sportlehrer habe man natürlich auch im Team. Der werde seinen Unterricht aber nicht auf dem Gelände an der Lawaetzstraße machen. „Wir haben eine Vereinbarung für eine Hallennutzung“, so Tews. Außerdem würde man gerne das nahe gelegene Außengelände des SV Friedrichsgabe nutzen. „Da hoffen wir noch. Aber wir haben noch keine Gespräche geführt.“

Weiter ist der Verein, der zehn Mitglieder hat, mit dem pädagogischen Konzept. „Es ist bei der Landesschulbehörde eingereicht und im ersten Schritt positiv akzeptiert worden. Dann kam noch eine kleine Frageliste, die wir jetzt beantworten.“ Die „finale Genehmigung“ werden dann voraussichtlich kommen, sobald die Baugenehmigung der Stadt Norderstedt da sei.

Personalschlüssel: Zwei Lehrkräfte für 22 Kinder

Vorgesehen ist, dass immer zwei Lehrkräfte die Klassen unterrichten. Außerdem solle es fächerübergreifenden „Epochenunterricht“ geben. Und dann ist da die Montessori-Pädagogik, die es aus Sicht des Vereins besser ermöglicht, dass jedes Kind in seinem Tempo seine Stärken entfalten kann. Tews: „Mein Sohn war auch auf einer Montessori-Schule und ich habe gesehen, wie gut es ihm tat.“ Deshalb hat er, neben seiner Tätigkeit als Unternehmensberater in der Lüneburger Heide, schon mehrere Schulgründungen dieser Art begleitet, war unter anderem Geschäftsführer der „Leipziger Modellschule“.

Die künftige Schulleiterin Stefanie Neruda hat auch schon einige Erfahrung auf dem Gebiet. Die 59-Jährige arbeitete zunächst als Intensivkrankenschwester, orientierte sich dann beruflich um, machte ein Lehramtstudium und unterrichtete zunächst an staatlichen Schulen. Aber diese erlebte sie als unterfinanziert: „Es fehlt der Rahmen, um gute Schule zu machen.“ Später wurde sie Leiterin der Freien Gemeinschaftsschule Quickborn.

Warum eine Mutter ihr Kind an der Regenbogenschule anmeldete

Aktuell lernen sich viele der Kinder, die später die Regenbogenschule besuchen werden, an Spielenachmittagen kennen, zudem gibt es ein Vorschulangebot. Das wird in der nahe gelegenen „Regenbogenkita“ des Vereins „Regenbogenkinder“ angeboten, der allerdings organisatorisch – trotz des ähnlichen Namens – nichts mit dem Verein der Regenbogenschule zu tun hat.

Zu den Kindern, die an der Regenbogenschule angemeldet sind, gehört die fünf Jahre alte Julia, die auch beim Spatenstich mithelfen durfte. Warum sie ihr Kind hier anmeldet – und nicht etwa in einer regulären, staatlichen Schule – begründet ihre Mutter Elena Antonova so: „Das Konzept ist einfach super. Und der Personalschlüssel spielt für mich eine große Rolle. Außerdem wohnen wir hier gleich um die Ecke.“

Schulgebühren: Zwischen 60 und 360 Euro, Stipendien geplant

Wie die anderen Eltern, wird Elena Antonova für ihre Tochter Schulgeld bezahlen müssen. Das ist gestaffelt nach Einkommen und wird zwischen 60 und 360 Euro pro Monat betragen. Außerdem plane man für weniger begütete Familien Stipendien, wie Jan Tews sagt. Er betont auch: „Wir haben sogar schon Anmeldungen für das Schuljahr 2025.“

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Bleibt die Frage, was eigentlich passiert, wenn nach fünf Jahren der Pachtvertrag mit der EGNO ausläuft. Dazu Jan Tews: „Die EGNO hat uns in einem Letter of Intent schriftlich mitgeteilt, dass wir ein Baugrundstück in Norderstedt erhalten werden, sobald eines frei ist.“ Die Schule wird also nach den ersten Jahren wohl noch einmal umziehen – in einen dann endgültigen Schulbau.

Wer sich über die Schulneugründung und den Trägerverein informieren möchte, findet auf der Webseite regenbogenschule-norderstedt.de viele Informationen.