Obergurgl/Norderstedt. Bildhauer Thomas Behrendt aus Norderstedt bearbeitete Steine auf einer Alm in Österreich, als die Königin samt König vorbeikam.
- Norderstedter Bildhauer arbeitet nichtsahnend in Österreich auf der Alm
- Bei einem Workshop schaut auf einmal Königin Silvia von Schweden vorbei
- Und am nächsten Tag kam sie gleich noch mal wieder
Der Norderstedter Künstler, Bildhauer und Dozent Thomas Behrendt (68) liebt die Steinbildhauerei. Seit 47 Jahren ist „Steinekloppen“, wie er es liebevoll nennt, seine Passion. An den Volkshochschulen Norderstedt und Hamburg gibt er seit über 30 Jahren Kurse für alle, die es ihm gleichtun wollen. Und offenbar ist er sehr gut darin, die Faszination Bildhauerei darzustellen. So gut, dass er sogar Königinnen und Könige anlockt.
Bei einem Bildhauer-Workshop in Österreich im Dorf Obergurgl (Gemeinde Sölden) wollte er sich gerade um eine Teilnehmerin und deren Stein kümmern, da stand plötzlich Königin Silvia von Schweden (80) vor ihm. Und Thomas Behrendt erkannte sie zunächst gar nicht, nahm sie als nette ältere Dame wahr: „Die war ganz liebenswürdig und freundlich und fragte, was wir da machen würden. Da habe ich es ihr erklärt und auch die unterschiedlichen Gesteinsarten gezeigt. Ich bin dann mit ihr von einem Teilnehmer zum anderen gegangen.“ Irgendwann dämmerte es ihm, dass es sich wohl eher um eine etwas bekanntere, nette, ältere Dame handelte.
Königin Silvia und König Carl XVI. Gustaf stehen bei Norderstedter auf der Alm
Seit 26 Jahren gibt der Norderstedter für die Volkshochschule Hamburg 14-tägige Steinbildhauerkurse in Obergurgl. Die Gruppe umfasste zehn Personen aus Hamburg, Norderstedt, Österreich und der Schweiz. Steingeschlagen wird immer auf einer Wiese neben der Zirben Alm und nahe des Obergurgler Zirbenwaldes. An einer Liftanlage, die passenderweise auch noch den Namen „Steinmannlift“ trägt.
Die Augenpartie der älteren Dame kam Behrendt irgendwie bekannt vor. „Ich dachte, das könnte ja vielleicht die Silvia sein.“ Aber der Gedanke, dass hier auf der Alm die Königin von Schweden beim „Steinekloppen“ auftaucht, schien Behrendt zu absurd. „Auf einmal sah ich dann aber weiter hinter ihr auf einem Wanderweg König Carl Gustaf (77) stehen. Was läuft denn hier für ein Film ab, war meine erste Reaktion“, sagt Behrendt.
Für die Königin von Schweden gab es bei Norderstedter Alabaster
Königin Silvia, die in Heidelberg geboren ist, fragte Behrendt, ob er auch Alabaster dabei hätte. „In meinem Auto hatte ich eine Kiste mit sechs, sieben Zentimeter großen Alabaster-Splittern. Die sind im Licht richtig toll durchscheinend. Zwei Steine, die ich ihr schenken wollte, waren auf der Rückseite ein bisschen unschön. Ich wollte sie noch überarbeiten. Auch einen grünen Speckstein hatte ich noch für sie“, erzählt Behrendt.
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Also verabredeten sich der Bildhauer aus Norderstedt und die Königin von Schweden für den nächsten Tag. Tatsächlich kam das Königspaar dann auch um Punkt zwölf Uhr mittags wieder an den Steinmannlift. Problem nur: Thomas Behrendt hatte die Steine noch nicht ganz fertig. Also gingen Silvia und Carl Gustaf erst einmal auf die Zirben Alm zum Mittagessen. „In dieser Zeit habe ich dann die Steine nochmal durchgeschliffen. Ich glaube, so schnell bin ich in meiner ganzen Berufszeit noch nie gewesen.“
Beim Foto wollte Norderstedter Bildhauer beinahe den Arm um sie legen
Königin Silvia freute sich riesig über die Steine und bedankte sich mehrfach. „Sie wollte die auch bezahlen, aber ich habe sie ihr geschenkt. Leider habe ich von den Steinen keine Fotos gemacht. Immerhin gibt es aber eines mit Silvia und mir. Das hat ihr Bodyguard von uns gemacht. Wir saßen da nebeneinander auf einer Bank. Ich barfuß und in Shorts. Da war ich fast versucht, den Arm um sie zu legen. Das habe ich dann aber lieber doch nicht gemacht.“
Behrendt beschreibt die Königin als liebevoll, offen, unkompliziert und warmherzig. König Carl XVI. Gustaf habe sich dagegen eher im Hintergrund gehalten. Beide waren nach Behrendts Einschätzung wohl für einen Kurzurlaub in Österreich. Behrendt drückte Silvia bei der Verabschiedung noch seine Visitenkarte in die Hand. Falls es künftig noch ein paar Stein-Wünsche geben sollte: „Bis heute hat sie sich aber noch nicht gemeldet.“ Der Bildhauer wird aber weiter auf einen Anruf warten.