Kreis Segeberg. Vierbeinige Freunde sorgen für Fixkosten, die längst nicht jeder schultern kann. Expertin des Tierheims Henstedt-Ulzburg warnt.
Sie sind treu, verlässlich, Freund, Familienmitglied und Schutz vor Vereinsamung: Hunde sind beliebt, ihre Zahl wächst. Rund 13 Millionen leben in Deutschland, im Norden mehr als im Süden. Gassigehen bei jedem Wetter stärkt Herz, Kreislauf und Immunsystem. Dackel, Golden Retriever und Schäferhunde sind Kontakt-Katalysatoren. Schnell kommen Herrchen und Frauchen mit anderen Hundebesitzern und -besitzerinnen ins Gespräch.
Die Vierbeiner wirken als Stressminderer: Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass beim Streicheln Glückshormone ausgeschüttet werden und der Stresspegel sinkt. Nicht nur als Such- oder Blindenhunde sind sie wichtige Helfer, sie unterstützen Kinder beim Lesenlernen, hören kritiklos zu, wenn Kinder mit Leseproblemen ihnen vorlesen.
Ausgaben für den Tierarzt können schnell vierstellige Summen erreichen
Doch wer im Tierheim vor seinem treu blickenden Favoriten steht oder beim Züchter einen knuddeligen Welpen im Arm hält, vergisst leicht: Hunde erzeugen wie Katzen, Hamster, Vögel und andere Haustiere Kosten, wobei Hunde das Haushaltsbudget am stärksten belasten. „Und da schlagen nicht nur der Kaufpreis und die regelmäßigen Folgekosten für Futter zu Buche, sondern nicht vorhersehbare Ausgaben für den Tierarzt“, sagt Philine Bestehorn, stellvertretende Leiterin des Tierheims Henstedt-Ulzburg.
Und da kann es teuer werden, vierstellige Summen können auf Herrchen und Frauchen zukommen, wenn es sich um eine chronische Krankheit oder komplizierte Operationen handelt. „Aus Angst davor, dass sie die Rechnungen nicht bezahlen können, gehen die Leute nicht zum Tierarzt und geben bei uns Tiere in schlechtem Gesundheitszustand ab“, sagt Philine Bestehorn.
Hundeliebhaber sollten auf keinen Fall ein Tier aus dem Internet kaufen
Sie und ihre Kolleginnen weisen Interessierte, die sich einen Hund aus dem Tierheim holen wollen, auf diese Sonderausgaben hin und empfehlen, eine OP- oder Krankenversicherung für das Tier abzuschließen. Wer sich einen Vierbeiner aus dem Tierheim oder generell aus dem Tierschutz zulegen will, muss meist eine Schutzgebühr von 200 bis 500 Euro zahlen.
Dafür ist das Tier mindestens einmal geimpft, gechipt, entwurmt und entfloht, manchmal auch kastriert. Für Rassehunde rufen Züchter auch schon mal vierstellige Beträge auf. „Auf keinen Fall sollten Interessierte Welpen im Internet kaufen“, sagt Sina Hanke, Vorsitzende des Rellinger Tierschutzvereins Animal Care, der sich unter anderem dem Kampf gegen den illegalen Welpenhandel verschrieben hat – und das mit Erfolg.
Neben dem Kaufpreis für das Tier fallen Kosten für Zubehör an
So haben die Tierschützer im vorigen Sommer eine Welpenhändlerin vor Gericht gebracht und von 2020 bis 2022 mehr als 130 Fälle dem Hamburger Welpenhändler-Clan zugeordnet. Dieses kriminelle Netzwerk biete die Welpen, die in Osteuropa für den lukrativen Verkauf gezüchtet und oft unter krank machenden Bedingungen gehalten werden, in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen an. „Die Händler sind hochkriminell und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück“, sagt die Tierschützerin.
Doch zurück zu den Kosten. Der Deutsche Tierschutzbund listet auf, mit wie viel Ausgaben Frauchen und Herrchen rechnen müssen, wenn sie sich einen Hund anschaffen wollen. Neben dem Kaufpreis schlägt die Basisausstattung zu Buche, also Investitionen zum Beispiel für Futternäpfe, Leinen, Halsband/Geschirr, Spielzeug, eventuell einen Maulkorb und eine Transportbox. Dafür kalkulieren die Tierschützer je nach Größe und Zubehör zwischen 230 und 720 Euro.
Ausgaben für den Tierarzt können die Kosten stark in die Höhe treiben
1200 bis 1350 Euro stehen als jährlich wiederkehrender Posten auf der Homepage des Tierschutzbundes. Darunter fallen Hundesteuer, eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung, die einspringt, wenn der Labrador oder Pudel einen Unfall verursacht oder einen teuren Teppich mit seinem Geschäft verunreinigt. Hinzu kommen Ausgaben für Futter, Impfungen, Entwurmung und gegebenenfalls ein OP-/Krankenversicherung.
Die Kosten für den Tierarzt können drastisch steigen, wenn der Hund chronisch krank ist, größere Eingriffe oder Spezialbehandlungen nötig sind. Nicht eingeflossen in die Kalkulation sind Ausgaben für Hundeschule oder besondere Aktivitäten wie Agility oder Spielstunden.
Rund 800 Euro pro Jahr kalkuliert der Deutsche Tierschutzbund für Katzen
Der Deutsche Tierschutzbund beziffert die jährlichen Kosten für einen Hund mit 1200 bis 1350 Euro. Tierfachmärkte wie die Ketten „Fressnapf“ oder „ZooRoyal“ gehen von etwas niedrigeren Sätzen aus (550-900 Euro). Die Tierschützer haben ausgerechnet, dass ein 14-jähriger mittelgroßer Hund, der nicht als Gefahr- oder Kampfhund eingestuft ist, im Laufe seines Lebens mindestens 17.500 bis 20.000 Euro kostet.
Noch mehr Fans als Hunde haben Katzen. Sie sind die beliebtesten Haustiere. Laut dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands lebten 2022 rund 15,2 Millionen Katzen in deutschen Haushalten. Die jährlichen Kosten gibt der Deutsche Tierschutzbund mit rund 800 Euro an, wird das Tier 16 Jahre alt, kostet es mindestens 13.300 Euro.
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Wer nun denkt, je kleiner das Haustier, desto günstiger der Unterhalt, sieht sich getäuscht. Für Meerschweinchen nennt der Tierschutzbund jährliche Kosten von 830 bis 1520 Euro, wobei dieser Betrag für zwei Tiere gilt, da sie nicht allein gehalten werden sollten. Werden sie acht Jahre alt, kommen Ausgaben von mindestens 7000 Euro zusammen.