Kayhude. Kerstin Marten aus Kayhude hat sich mit einem Hundeservice selbstständig gemacht. Was sie in ihrem Job-Alltag erlebt.
Das Rudel gehorcht. Ob Pudel, Mischling oder Rhodesian Ridgeback, ob groß, ob klein – sie alle rennen zu ihrem Frauchen auf Zeit, die fürs Foto auf einer Bank Platz genommen hat. Kerstin Marten ist hauptberufliche Gassigeherin. Von montags bis freitags ist die Kayhuderin täglich unterwegs, damit sich Hunde ohne Herrchen oder Frauchen austoben und spielen können.
Zwischen acht und 15 Tiere sammelt die Hundesitterin, die die diesen Ausdruck allerdings nicht so gerne hört, mit ihrem Transporter ein. Sie springt mit ihrem Service in die Bresche, wenn die Besitzer keine Zeit haben oder gesundheitlich nicht in der Lage sind, mit ihrem Tier spazieren zu gehen.
Die Zahl der Hunde steigt, die Freilaufflächen werden weniger
„Den ersten nehme ich schon in Kayhude mit“, sagt Kerstin Marten. Dann führt ihre Route in den Hamburger Norden, wo der Großteil ihrer Kunden Zuhause ist. In Duvenstedt und Poppenbüttel füllt sich das Fahrzeug, das sie auf einem Parkplatz am Kupferteich abstellt.
Von dort sind es nur wenige Meter bis zu Freilaufwiese. „Das ist eine der wenigen Flächen, wo die Hunde noch ohne Leine laufen können. Es ist leider so, dass die Zahl der Hunde immer weiter zunimmt, die Auslaufflächen aber zunehmend eingeschränkt werden“, sagt Marten, die schon aus diesem Grund nicht weit von der Grenze zu Schleswig-Holstein nicht allein ist.
„Man kennt sich, viele kommen schon seit Jahren hierher, und wir verstehen uns gut“
Eine Handvoll Kolleginnen haben ihre Gassigeh-Rudel ebenfalls hier von der Leine gelassen. „Man kennt sich, und wir verstehen uns gut, viele kommen auch schon seit Jahren hierher“, sagt die Kayhuderin, die die Hunde hauptberuflich ausführt. Und das schon seit 2009. Bei einem Blick auf ihr Leben wird schnell klar, dass Tiere eine entscheidende Rolle spielen. So hat sie in Hannover Tierpflegerin gelernt, „mit allem Drum und Dran“.
Soll heißen: Kerstin Marten hat nicht nur kleine Tiere versorgt, sondern weiß auch, was Pferde brauchen. Privat hat es die Niedersächsin dann in den Norden verschlagen. Da hatte sie ihren beruflichen Blick zunächst den Tierheimen zugewendet, aber: „Die sind oft sehr klein, und dort leisten viele Ehrenamtliche gute Arbeit.“
Die Idee, ich als Gassigeherin selbstständig zu machen, hat voll eingeschlagen
Da kam ihr die Idee, sich als Gassigeherin selbstständig zu machen, eine Idee, die voll eingeschlagen hat. Zu Anfang hat Kerstin Marten Flyer verteilt, in denen sie ihren Ausführ-Service angeboten hat. Doch die gezielte Werbung wurde schnell überflüssig. „Über Mund-zu-Mund-Propaganda kamen immer mehr Kunden hinzu, vor allem eben aus dem Hamburger Norden“, sagt die Unternehmerin.
Sie hat ihr Gewerbe angemeldet und einen gewerblichen Hundeführerschein, der ihr erlaubt, fremde Hunde auszuführen. Sachkunde ist vorhanden, Erfahrung auch. Beides braucht Kerstin Marten vor allem, wenn sie einen neuen Hund mitnimmt auf ihre tägliche Bewegungstour. „Bevor ich mit ihm in die große Gruppe gehe, gucke ich mir das Tier erstmal an und führe ein Gespräch mit dem Besitzer oder der Besitzerin.“
Es gibt immer Kandidaten, die die Gassigeherin besonders im Blick haben muss
Die sollten ihrem Vierbeiner eine „gewisse Grunderziehung“ vermittelt haben, bevor die Gassigeherin ihn mit den anderen zusammenbringt. Und es gibt Ausschlusskriterien. Dazu zählen ein ausgeprägter Jagdtrieb, auch unkastrierte Rüden und läufige Hündinnen müssen Zuhause bleiben. „Es gibt immer mal ein oder zwei Kandidaten, die ich besonders im Blick haben muss“, hat die Gassigeherin festgestellt.
Doch da hilft die Schleppleine, eine besonders lange Leine, die dem Hund viel Bewegungsfreiheit lässt. Und: Leckerli wirken immer, mit den kleinen Köstlichkeiten lässt sich so gut wie jeder Hund locken. Dass die Tiere gehorchen, ist wichtig, denn: Auf den Wegen rund um den Kupferteich sind viele Spaziergänger, Hundehalter, Jogger und Radfahrer unterwegs.
Fahrzeit, Auslauf und Büroarbeit – der Arbeitstag ist gut gefüllt
„So mancher Radler könnte gern klingeln, auch wenn er noch weiter weg ist. Dann können wir reagieren“, sagt Kerstin Marten, die betont, dass es aber insgesamt kaum Ärger gebe. Und wenn dann doch mal einer ihrer Hunde im Weg steht oder einen Passanten interessiert beschnuppert, entschuldige sie sich freundlich. Es seien leider oft die privaten Hundehalter oder Hundehalterinnen, die sich nicht um ihre Tiere kümmerten und so mit anderen aneinandergerieten.
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Das Gassigehen ist ein Vollzeitjob, sagt Kerstin Marten. Sie ist gut eineinhalb Stunden unterwegs, um alle Tiere einzusammeln und braucht die gleiche Zeit, um sie wieder zurückzubringen. Gut zwei Stunden bringt sie auf der Freilauffläche zu. Hinzu kommt die Büroarbeit, die Organisation der Touren, die Abrechnungen – Arbeiten am PC, die sie weniger mag.
Draußen sein bei Regen, Frost, Hitze und Sturm – das härtet ab
Die Kayhuderin ist lieber draußen mit den Tieren: „Das ist wie in einer Kita, auch wir als Gassigeher haben viel Verantwortung. Die Hunde sind enorm wichtig im Leben von Herrchen und Frauchen, einige behandeln sie wie Kinder, für sie sind sie das Liebste, was sie haben.“
Draußen sein bei Regen, Frost, Hitze und Sturm – das härtet ab. Kerstin Marten kann sich nur an einen Krankheitstag während ihres Arbeitslebens als Gassigeherin erinnern. Noch immer hat sie Spaß an ihrem Job: „Man muss Hunde und Menschen mögen“, sagt die 48-Jährige, die sich in ihrer Freizeit um ein altes Pony, vier Tierschutz-Hunde und Fische im Gartenteich kümmert – wie sollte es auch anders sein.