Kreis Segeberg. Joey Claussen gründet den ersten Cannabis Social Club im Kreis Segeberg. Schon jetzt gibt es knapp 100 Voranmeldungen.

  • Disco-Besitzer Joey Claussen gründet ersten Cannabis Social Club des Kreises Segeberg.
  • Anbauvereinigungen dürfen Cannabis anbauen und zum Eigenkonsum an jedes Mitglied abgeben.
  • Verein „Forever 420“ liegt im Gewerbegebiet Henstedt-Ulzburg.

„Soo, Bubatz bald legal“ – mit diesem Beitrag auf „X“ kommentierte Bundesfinanzminister Christian Lindner am Freitag, den 22. März, dass das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung den Bundesrat passiert hat. Doch nicht nur für den Bundesfinanzminister war die Neuigkeit ein Grund zur Freude. Auch Joey Claussen, Inhaber der Disco Joy in Henstedt-Ulzburg, die Ende April schließt, gehört zu den Profiteuren des Gesetzes: Denn er hat den ersten Cannabis Social Club (CSC) des Kreises Segeberg gegründet.

Das Cannabis-Gesetz ermöglicht ab dem 1. April den legalen Konsum und den Eigenanbau von Cannabis für Volljährige. Außerdem dürfen ab dem 1. Juli auch Cannabis Social Clubs starten. Diese Anbauvereinigungen, mit bis zu 500 Mitgliedern, dürfen Cannabis anbauen und zum Eigenkonsum bis zu 50 Gramm pro Monat an jedes Mitglied abgeben. Die Clubs dürfen dabei kein Cannabis verkaufen und vor Ort in den Clubs ist es nicht gestattet, Cannabis zu konsumieren.

Cannabis Social Club „Forever 420“ in Henstedt-Ulzburg

Der Cannabis Social Club „Forever 420“ wird in Henstedt-Ulzburg hinter der Disco Joy im Gewerbegebiet Nord in einer ehemaligen Industriehalle beheimatet sein. Den Verein gründete Claussen bereits im Oktober des vergangenen Jahres zusammen mit sieben weiteren Gründungsmitgliedern, sie sind auch gleichzeitig Kreditgeber für den Verein.

Das oberste Ziel sei ein sehr professioneller Anbau, die Gesamtkosten dafür werden sich voraussichtlich auf etwa 250.000 bis 300.000 Euro belaufen. Darin sind beispielsweise eine Beleuchtung im Wert von circa 40.000 Euro und eine Klimaanlage im Wert von circa 100.000 Euro enthalten, um optimale Bedingungen für den Anbau zu gewährleisten. Claussen zufolge rechne man allerdings damit, dass „blinde Kosten“ auf den Verein zukommen könnten.

Anbau in Halle mit 400 Quadratmetern hinter dem „Joy“

Die Industriehalle umfasst etwa 400 Quadratmeter, angebaut wird allerdings nur auf einer Fläche von 100 Quadratmetern in einem innenliegenden Gewächshaus. Der Platz sei dabei relativ knapp, erklärt Claussen. Man sei deshalb darauf angewiesen, dass die Züchter einen „sehr guten Job machen“. Insgesamt könne man damit in der Spitze auf eine Anbaumenge von 220 Kilogramm Cannabis jährlich kommen.

Der Name „Forever 420 e.V.“ kommt nicht von ungefähr: 420 (gesprochen: four-twenty) ist ein Codewort für den Konsum von Cannabis und die Verwendung symbolisiert oftmals, dass man sich mit der Cannabis-Kultur identifiziere. Ursprünglich kommt der Name von kalifornischen High-School-Schülern im Jahr 1971, die sich jeden Tag nachmittags um 4.20 Uhr zum Kiffen trafen. Angeblich suchten sie zudem nach einer Cannabis-Plantage. Laut Claussen stehe die 420 für ihn jedoch viel mehr für die „Versinnbildlichung der Cannabis-Kultur“.

Anbau erfordert Mithilfe der Mitglieder

Für den CSC „Forever 420“ symbolisiert das Codewort allerdings nicht nur den Cannabiskonsum als solchen, sondern auch die vorgesehene Mitgliederzahl von 420 Mitgliedern. Laut Cannabis-Gesetz wären sogar bis zu 500 Mitglieder in einem CSC erlaubt, allerdings wolle sich der CSC durch die 420 von anderen Cannabis Clubs abheben. „Forever“ bedeute in diesem Fall auch, dass es bei 420 Mitgliedern bleiben solle. Claussen zufolge seien schon jetzt knapp 100 Voranmeldungen eingegangen, sie alle „haben richtig Bock“, bekräftigt der Gründer.

Um erfolgreich Cannabis anzubauen, sei eines der Gründungsmitglieder dafür zuständig, eine Personalplanung zu führen. Danach müssen die „Mitglieder kommen und mithelfen“, erklärt Claussen. Schon jetzt achte man auf die Talente der Bewerber, zum Beispiel darauf, wer als Handwerker, Elektriker oder im Büro helfen könne. In der derzeitigen Voranmeldungsphase müssen Bewerber online Fragen beantworten, zeitnah werde ein richtiger Mitgliedsantrag folgen.

Mitgliedschaft kostet 69 bis 99 Euro

Eine Mitgliedschaft ist erst ab einem Mindestalter von 21 Jahren erlaubt. Auch er selbst habe erst im Alter von 21 Jahren angefangen, Alkohol zu trinken und zu rauchen. Neben einer einmaligen Anmeldegebühr von 42 Euro rechnen die Gründer voraussichtlich mit einem monatlichen Mitgliedsbeitrag von circa 69 bis 99 Euro. Der genaue Betrag ist allerdings noch nicht sicher. Denn die exakten Kosten für den Social Club sind derzeit schwer kalkulierbar, da die praktische Umsetzung von Nebensätzen im Gesetzestext noch unklar sei und zu Mehrkosten führen könnte.

Auch für die Prävention ist gesorgt: Der Verein wird einen Präventionsbeauftragten in Vollzeit beschäftigen. Dabei handelt es sich um einen Schulfreund von Claussen, der bereits in Suchtkliniken gearbeitet habe und derzeit Suchtpräventionskurse besuche.

Claussen kritisiert das Gesetz an einigen Stellen

Claussen sieht eine Lücke im Gesetz, was den „Gelegenheitskonsumenten“ angeht. Also den, der nur alle paar Monate einen Joint rauchen möchte und somit in etwa auf einen Jahresverbrauch von zwei Gramm komme, sagt der Gründer. Für den lohne es sich nicht, Mitglied in einem CSC zu werden und monatlich einen Mitgliedsbeitrag zu leisten. Diese Art von gelegentlichen Konsum decke das Gesetz nicht ab.

Der Gründer des „Forever 420“ sieht es außerdem kritisch, dass man nicht im Verein kiffen dürfe. Denn dadurch verlagere sich der Konsum auf die Straße und man belästige Nachbarn und Anwohner. „Es geht auch um den Präventionsaspekt“, fügt Claussen hinzu. Denn wenn man nicht gemeinsam konsumiere, bekomme man es auch nicht mit, wenn es einem Mitglied mit dem Konsum nicht gut ginge oder besonders viel täglich konsumiere.

Zudem ist derzeit noch unklar, welche Behörde in Schleswig-Holstein ab dem 1. Juli die Anträge der Anbauvereinigungen bearbeiten soll. Auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums ist lediglich von der „zuständigen Landesbehörde“ die Rede, welche von den Bundesländern bestimmt wird. Da man den Antrag frühestens ab dem 1. Juli einreichen könne, vermutet Claussen, dass man ab dem 1. Oktober starten könne. Es könnte allerdings auch noch länger brauchen.

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Modellprojekt als Chance

In einer zweiten Stufe soll es ein Modellversuch in ausgewählten Regionen geben. Dabei sollen Unternehmen Cannabis produzieren und in Fachgeschäften verkaufen dürfen. Dies soll in einem staatlich kontrollierten Rahmen stattfinden und wissenschaftlich begleitet werden.

Zukünftig will Joey Claussen die Chance erhalten, Teil des Modellprojekts zu werden. Für ihn soll es ein neuer Geschäftszweig werden. Es sei der Traum des Unternehmers und das „langfristige Ziel in den nächsten fünf bis zehn Jahren“, damit einmal den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Allerdings sieht er diese Chance frühestens in den nächsten zwei bis drei Jahren gegeben. Dann hätte man bereits Erfahrung im Anbau gesammelt und „in dem Moment den Fuß in der Tür“. Dies ist allerdings nur möglich, wenn das Gesetz nicht von einer möglichen Nachfolgeregierung rückgängig gemacht werde.