Norderstedt. Immer wieder kommt es zu Raubüberfällen in Norderstedt. „Mondschein-Ticket“ soll junge und alte Menschen sicher nach Hause bringen.
- Immer wieder werden insbesondere junge Menschen rund um die U-Bahnhöfe Norderstedt-Mitte und Garstedt überfallen.
- Kinder- und Jugendbeirat will vergünstigtes „Mondschein-Ticket“ für 15- bis 26-Jährige einführen.
- Seniorenbeirat schließt sich Idee an.
Immer wieder werden junge Menschen rund um die U-BahnhöfeNorderstedt-Mitte und Garstedtüberfallen, ausgeraubt und teilweise schwer verletzt. Die Täter sind meistens ebenfalls jugendlich. Seit Monaten berichtet das Abendblatt über die Serie von Überfällen und Raubdelikten in Norderstedt. Besonders abends und nachts fühlen sich viele Bürgerinnen und Bürger an diesen Orten nicht mehr sicher. Auch die Jugendlichen der Stadt lassen die Vorfälle nicht kalt.
„Ich habe nicht wirklich Angst, aber mehr Respekt vor dem Heimweg“, sagt Tom Marcinkowski. Der 16 Jahre alte Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums schließt sich meistens mit Freunden zusammen, wenn er in der Nacht nach einer Feier nach Hause muss. Manchmal zahlen ihm seine Eltern ein Taxi. Jonas Schüttauf (15) wird entweder abgeholt, nimmt das Fahrrad oder geht zu Fuß nach Hause. „Die Busse fahren nachts nur unregelmäßig“, sagt er.
„Mondschein-Ticket“: Jugendliche fahren Taxi zum halben Preis
Die Schüler gehören beide dem Kinder- und Jugendbeirat (KJB) in Norderstedt an. Um dafür zu sorgen, dass die Jugendlichen der Stadt nach Partys, Konzerten oder Festivals sicher nach Hause kommen, schlägt der KJB im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr (Donnerstag, 15. Februar) eine besondere Idee vor: Die Verwaltung soll die Einführung eines sogenannten „Mondschein-Tickets“ prüfen.
In der Region Itzehoe wurde das Ticket bereits eingeführt und gilt für alle junge Menschen – egal, ob Schüler, Studenten oder Azubis – im Alter von 15 bis 26 Jahren. Es ermöglicht ihnen, Taxis in der Zeit von 21 bis 6 Uhr zum halben Preis zu nutzen. „Wir haben davon auf Instagram erfahren und finden, dass die Idee auch Norderstedt guttun würde“, sagt Tom Marcinkowski.
„Auffällig, dass viele Jugendliche Messer bei sich tragen“
Das Prinzip funktioniert wie folgt: Die Gutscheine bzw. Tickets haben einen Wert von 5 Euro, für junge Menschen kosten sie aber nur 2,50 Euro. Die andere Hälfte des Gutscheins zahlt die Stadt Itzehoe. Sie können entweder bei der Verwaltung oder in einer App erworben werden. Wenn sich nun zum Beispiel zwei Jugendliche nach einer Party ein Taxi teilen und das Taxameter am Ziel 20 Euro anzeigt, kostet die Fahrt für sie nur die Hälfte. Am Ende zahlt jeder von ihnen für die Strecke also nur fünf Euro – und kommt sicher zu Hause an.
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Der KJB hält das „Mondschein-Ticket“ für eine gute Lösung, um Eltern nachts ruhiger schlafen zu lassen und den Heimweg ihrer Kinder sicherer zu machen. „Ich finde es auffällig, dass viele Jugendliche inzwischen Messer bei sich tragen, um sich verteidigen zu können – oder andere anzugreifen“, sagt Tom Marcinkowski. Er selbst habe zum Glück noch keinen Überfall miterlebt, „aber ich bin vorsichtiger geworden“, sagt er. In seinem Bekanntenkreis sei jemand im Willy-Brandt-Park überfallen worden. „Dem wurde das Portemonnaie entrissen“, berichtet er.
Auch Jonas Schüttauf weiß: „Zwischen 2 und 3 Uhr nachts sollte man lieber nicht mehr am Bahnhof in Norderstedt-Mitte sein.“
Der KJB betont ausdrücklich, dass Norderstedts Stadtverwaltung erst einmal nur Zahlen vorlegen soll, wie viel das „Mondschein-Ticket“ überhaupt kosten würde. „Wir wissen, wie angespannt die Haushaltslage ist“, sagt Tom Marcinkowski. Sollte das Ticket derzeit zu viel kosten und nicht realisierbar sein, könne man auch über eine spätere Einführung nachdenken.
Seniorenbeirat schließt sich Prüfantrag an
Aber nicht nur Jugendliche werden in Norderstedt rund um die Bahnhöfe Opfer von Gewalt – auch ältere Menschen werden überfallen und fühlen sich zunehmend unsicher. Aus diesem Grund begrüßt der Seniorenbeirat der Stadt den Vorschlag des KJB und beantragt, den Prüfauftrag zu erweitern: Ihrer Auffassung nach sollten auch Renten- und Pensionsbezieher ab 65 Jahren für ein „Mondschein-Ticket“ berücksichtigt werden.
„Gerade älteren Bürgern sollte auch ein sicherer Heimweg von öffentlichen und privaten Veranstaltungen gewährleistet werden, damit sie auch am gesellschaftlichen Leben gefahrlos und sicher teilnehmen können“, schreibt der Seniorenbeirat an den Vorsitzenden des Ausschusses für Stadtentwicklung und Verkehr, Nicolai Steinhau-Kühl (SPD). Der Busverkehr sei nachts nicht ausreichend. Zusätzliche Busse mit wenigen Fahrgästen sind aus Sicht der Senioren „sicher auch keine Lösung“. Vielmehr könne der „Mondscheintarif“ mit Taxen eine „preiswerte Alternative“ sein.