Norderstedt. Großveranstaltung steht auf der Kippe. Dafür gibt es einen konkreten Grund. Nun wird eine Alternative erwogen.
Die Nachricht direkt zum Jahresbeginn kommt sehr überraschend. Doch es stimmt: Die derzeit größte Tagesveranstaltung in Norderstedt steht auf der Kippe. Das in der Bevölkerung, bei Vereinen, Verbänden und bei Gewerbetreibenden überaus beliebte und sogar deutschlandweit preisgekrönte Ulzburger Straßenfest könnte 2024 ausfallen. Darauf deutet schon jetzt im Januar einiges hin, auch wenn die Freiluft-Party selbst eigentlich erst (voraussichtlich) am 22. September stattfinden sollte.
Aber warum? 30.000 Menschen waren 2023 dabei und feierten zwischen Waldstraße und Harckesheyde mit, zusammen mit Tanzgruppen, Musikensembles, es gab unzählige Stände, an denen insbesondere ehrenamtliche Organisationen, ob nun aus dem Sport oder dem Sozialwesen, sich und ihre wichtige Arbeit vorstellten. Ein Höhepunkt war wieder der bunte Umzug „Movimento“. Und für den Initiativkreis Ulzburger Straße und dessen Mitglieder aus Handel, Handwerk und Gastronomie ist das seit 2008 bestehende autofreie Fest mit seinem Schwerpunkt auf umweltfreundlicher Mobilität schon immer eine perfekte Werbung gewesen.
Norderstedt: Die Stadt hat noch keinen Doppelhaushalt für 2024/25
An der Bereitschaft liegt es auch diesmal nicht. Doch die Stadt Norderstedt hat noch keinen Doppelhaushalt für 2024/2025. Hier laufen aktuell die politischen Beratungen in sämtlichen Ausschüssen, die Verwaltung bringt mit ihren jeweils zuständigen Fachbereichen Wünsche und Änderungsvorschläge ein, die Verhandlungen könnten knifflig werden. Erwartet wird, dass die Stadtvertretung in ihrer Sitzung am 28. Februar über den Finanzrahmen abstimmen wird.
Und genau das könnte zu spät sein. Der Umweltausschuss muss am Mittwoch, 17. Januar (18.30 Uhr, Sitzungsraum 2), darüber diskutieren, wie es weitergehen soll. „Im Jahr 2024 wird der Haushalt absehbar erst so spät verabschiedet, dass eine Veranstaltung im gewohnten Format nicht mehr realisiert werden kann. Hierfür ist der Vorbereitungsaufwand derart umfangreich, dass damit zu Jahresanfang begonnen werden muss. Die notwendige professionelle Unterstützung müsste bis Ende Januar beauftragt werden.“ Das schreibt die Verwaltung, und zwar die hier zuständige Stabsstelle „Nachhaltiges Norderstedt“, in ihrer Vorlage.
Derzeit ist es nicht möglich, eine Eventagentur zu beauftragen
Denn für die aufwendige Organisation und die Durchführung brauchen Stadt und Initiativkreis fachkundige Hilfe. Die Firma „Morgenwelt“, eine Eventagentur mit Sitz in Hamburg, hatte das bereits 2023 übernommen, und zwar zur allseitigen Zufriedenheit. Für 2024 gibt es eine Option, die allerdings durch die Stadt erst noch gezogen werden muss. Aber: „Ohne einen rechtskräftig beschlossenen Haushalt ist es jedoch laut Gemeindeordnung nicht zulässig, dieses Angebot zu beauftragen.“
Aus Sicht der Stadt bedeutet das: „Für eine erneute Ausschreibung der erforderlichen Unterstützungsleistungen nach Inkrafttreten des Haushalts und die nötigen Vorarbeiten eines derartigen Großereignisses fehlt 2024 die Zeit. Auch ohne professionelle Unterstützung, das heißt als komplette Eigenleistung, ist eine derartige Veranstaltung nicht umsetzbar.“
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Die Europäische Mobilitätswoche gibt es logischerweise trotzdem. Und denkbar ist, dass es statt eines großen Festes mehrere kleinere Veranstaltungen geben könnte. Anfang der 2000er-Jahre war das bereits schon einmal so, aber eben nicht mit dieser Strahlkraft. Der Umweltausschuss müsste nun das Rathaus damit beauftragen, relativ kurzfristig ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten, dessen Kosten dann auch im Haushaltsentwurf berücksichtigt sein müssten.
Norderstedt: Initiativkreis Ulzburger Straße will „unbedingt weitermachen“
Der Initiativkreis Ulzburger Straße kann da nur machtlos zuschauen und abwarten. Das Abendblatt hat Henning Schurbohm, Sprecher der Gemeinschaft und Geschäftsführer von Elektro-Alster-Nord, auf die Situation angesprochen. „Es ist eine politische Debatte, wir sind in die Vorgänge nicht involviert. Wir wollen, dass es bleibt, es ist das größte Fest in Norderstedt.“ Er erinnert daran, wie gut die Resonanz gewesen sei, als 2023 endlich wieder ohne Corona-Einschränkungen gefeiert werden konnte.
„Und es sind ja nicht nur Norderstedter, die Leute kommen auch aus dem Umland, andere Städte sprechen Norderstedt darauf an. Es ist ein echtes Pfund.“ Und auch für Vereine sei es eine wichtige Veranstaltung, diese könnten sich hier kostenfrei präsentieren.“ Und daher hofft er, dass Politik und Stadt, vielleicht auch die neue Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder, schnell Ideen entwickeln. Denn: „Wir wollen unbedingt weitermachen, das wünschen wir uns sehr, und ich denke auch, dass es die Bürger möchten.“