Henstedt-Ulzburg. Das Einkaufszentrum in Henstedt-Ulzburg hat keinen guten Ruf. Jetzt soll ein neues Konzept die Wende und neue Mieter bringen.

  • Viele Ladenflächen im CCU in Henstedt-Ulzburg stehen zum Ärger der Kundschaft leer
  • Das Einkaufszentrum gehört mittlerweile einem Investmentfonds mit Sitz in Dublin
  • Die Gemeinde und die Eigentümer verhandeln derzeit über eine Umstrukturierung

Der 16. Oktober war in Henstedt-Ulzburg ein Feiertag. Zumindest wurde in der Großgemeinde ein Ereignis zelebriert: die Eröffnung des City Centers Ulzburg, also eines neues Einkaufszentrums in der Ortsmitte. Das ist jetzt etwas mehr als neun Jahre her. Heute hat das CCU keinen guten Ruf, der Standort steckt tief in der Krise, der Leerstand ist dramatisch. Das jüngste Beispiel: Am 29. Juni wandte sich Stephan Busch, Geschäftsführer von B & R Postenhandel, via Facebook an seine Kunden. Es wird ein Abschiedsgruß an jene, die im Obergeschoss des CCU in den letzten zwölf Monaten eingekauft hatten.

„Es ist ein bisschen Wehmut dabei. Wir sind über ein Jahr jetzt in Henstedt-Ulzburg, aber leider gab es keine Einigung hier vor Ort. Aus diesen Gründen müssen wir leider den Standort verlassen und machen stattdessen den Ausverkauf.“ Er bedankt sich, „es war eine tolle Zeit mit euch“. Die Resonanz ist enorm. Der Beitrag, und auch die Nachricht „Ab sofort geschlossen“, die am 3. Juli erscheint, werden jeweils weit über 100-mal kommentiert. „Tja, die Betreiber vom CCU bekommen den Hals nicht voll. Der Postenhandel hat das CCU deutlich belebt. Fragt sich nur wann auch der letzte Laden seine Pforten im CCU schließt. Ich wünsche dem Postenhandel an einem neuen Standort mehr Erfolg“, schreibt zum Beispiel jemand.

Leerstand im Obergeschoss: Der B & R Postenhandel machte Ende Juni dicht.
Leerstand im Obergeschoss: Der B & R Postenhandel machte Ende Juni dicht. © Christopher Mey | Christopher Mey

Henstedt-Ulzburg: Zahlreiche Leerstände seit vielen Jahren im CCU

In einem Kommentar ist allerdings davon die Rede, dass der Postenhandel Insolvenz angemeldet hat. Vielleicht ging es auch um eine gescheiterte Mietminderung, vermuten einige Facebook-Nutzer. Das Abendblatt konnte Stephan Busch, der auch einen Feuerwerkshandel betreibt, nicht erreichen, um das zu verifizieren. Doch wer sich in diesen Tagen im CCU umschaut, kann die dramatische Situation sowieso nicht übersehen. B & R ist lediglich der jüngste Abgang, quasi ein Symptom für die Krise. Sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock gibt es eine Vielzahl an Leerständen, teilweise seit langer und sogar seit Eröffnung des Zentrums. Verrammelte Läden, triste Atmosphäre – der Ruf des CCU in der Großgemeinde könnte besser sein.

Mit Kaufland gibt es einen unverzichtbaren, gut frequentierten Ankermieter, vor dem dortigen Kassenbereich befinden sich zweimal Gastronomie, ein Frisör, eine Reinigung mit Änderungsschneiderei, ein Tabak- und Postladen. Auch C & A und Ernsting‘s sind noch im CCU, dazu die Discountkette Tedi, ein Telefonladen, ein Nagel-Designstudio, ein weiterer Modeladen, ein Schmuckhändler.

CCU: Schon bei der Planung gab es Kritik an dem Projekt

Die unbefriedigende Bestandsaufnahme ist eine Bestätigung für die Menschen im Ort, die schon 2011, als die Gemeinde und eine Immobiliengruppe den Vertrag für den Neubau besiegelten, meinten, das Projekt sei eine Nummer zu groß für Henstedt-Ulzburg und angesichts großer Konkurrenz in der Region riskant.

Leerstand im Erdgeschoss: Dass es hier keinen Bäcker mehr gibt, ist für viele Kunden ein großes Manko.
Leerstand im Erdgeschoss: Dass es hier keinen Bäcker mehr gibt, ist für viele Kunden ein großes Manko. © Christopher Mey | Christopher Mey

Doch im Nachhinein recht zu haben, ändert am Status quo natürlich nichts. Die ursprünglichen Investoren haben das City Center Ulzburg mittlerweile verkauft an Greenman. Dieses Unternehmen mit Sitz in Dublin ist ein Investmentfonds mit Schwerpunkt auf Immobilien – konkret: Einkaufsmeilen. Das CCU wird von Berlin aus verwaltet, hierfür gibt es mit GFORM ein gesondertes Management, das nach eigenen Angaben ein Portfolio im Wert von 1,13 Milliarden Euro betreut. Dort müssten also Weichen gestellt, um den Einzelhandel neben dem Rathaus voran zu bringen.

Eigentümer: „Großteil des Einkaufszentrums restrukturieren“

Und, das wird viele in Henstedt-Ulzburg überraschen, die nicht in die Gespräche involviert sind: Im Hintergrund tut sich tatsächlich eine Menge. Auf Nachfrage des Abendblatts berichtet Lilly Gerlach, Sprecherin der PR-Agentur Yes&, die ebenso zu Greenman gehört, ausführlich über die Pläne. Zunächst: „Über die nächsten Jahre plant Greenman OPEN, Eigentümerin des Objektes, in Zusammenarbeit mit ihrer Schwestergesellschaft GFORM, die das Center verwaltet, einen Großteil des Einkaufszentrums zu restrukturieren, um es an die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse von Kund:innen und Mieter:innen anzupassen.“

Im vergangenen Monat seien die Pläne der Gemeinde präsentiert worden. Und jetzt wird es interessant: „Ein zentrales Element dieses Vorhabens ist es, in enger Zusammenarbeit mit der [Gemeinde] und der VHS Henstedt-Ulzburg e. V., die Einrichtung einer Bildungs- und Begegnungsstätte [...] zu schaffen. Nach dem Vorbild sogenannter „Dritter Orte“ wurde das CCU aufgrund seines zentralen Standortes inmitten der Gemeinde als geeigneter Ort für eine Gemeindebibliothek mit integriertem Café identifiziert. Es steht in Aussicht, dass die [Gemeinde] eine Fläche von rund 1200 Quadratmetern anmieten und für diese Zwecke nutzen wird.“

„Dritte Ort“: Moderner Lern- und Kulturtreffpunkt könnte im Erdgeschoss entstehen

Jener „Dritte Ort“ ist seit Jahren in Planung, schon 2018 war hiervon die Rede. Der niederländische Architekt Aat Vos, der auch das Bildungshaus in Norderstedt realisiert, wurde hierfür engagiert. Jochen Brems, Geschäftsführer der VHS, leitet das Projektteam. Als das Vorhaben im März 2022 vorgestellt wurde, hatte man noch einen Umbau samt spektakulärer Modernisierung der Gemeindebücherei im Sinn. Das wurde letztlich verworfen. Aus der Politik wurden Sorgen laut, die Kosten könnten ähnlich exponentiell steigen wie beim Bildungshaus. Doch ein Problem, so Jochen Brems, war insbesondere, dass die Gemeindebücherei nicht im Erdgeschoss ist.

Ankermieter: Kaufland ist für das CCU unverzichtbar.
Ankermieter: Kaufland ist für das CCU unverzichtbar. © Christopher Mey | Christopher Mey

Das wäre im CCU anders. „Die Fläche wäre genauso groß“, sagt Brems. Der „3. Ort“ könnte dort entstehen, wo sich derzeit das „Zentrum der Hilfe“ befindet, also der Treffpunkt, wo Flüchtlinge, Ehrenamtliche und Vereine mehrfach pro Woche zusammenkommen. Dieses kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs gestartete Angebot wird sehr gut angenommen, es müsste aber ein neuer Standort gefunden werden.

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CCU: Gespräche mit Interessenten – unter anderem dem Fitness-Bereich

Derzeit laufen die Verhandlungen über einen Mietvertrag, mehr Details nennen beide Seiten daher aktuell nicht. Aber grundsätzlich soll sich im CCU noch mehr ändern. „Im Rahmen der Revitalisierung des Centers planen wir zudem, die Mietflächen im Erdgeschoss neu anzuordnen, um ein verbessertes Einkaufserlebnis zu schaffen. Kaufland ist ein wichtiger Ankermieter vor Ort und wir streben an, weitere Mietflächen effizienter zu gestalten. Auch Mietflächen im Obergeschoss sollen neu vermietet werden. Hierbei sind wir bereits in Gesprächen mit potenziellen Mietern aus den Bereichen Fitness und modernes Arbeiten“, so Lilly Gerlach.

Es könnte sehr bald losgehen. „Unser vorgesehener Zeitplan zielt auf einen Baubeginn im Sommer nächsten Jahres ab, mit dem Ziel, das Projekt bis zum ersten Quartal 2025 abzuschließen. Als Eigentümer und Investor des Objektes ist es uns ein zentrales Anliegen, in Maßnahmen zu investieren, um den Standort zu optimieren und den Besucher:innen ein erstklassiges Einkaufserlebnis und eine hohe Lebensqualität zu bieten.“