Norderstedt/Kreis Segeberg. Alles wird teurer: Warum die Stadt Norderstedt und der Wegezweckverband ab Januar von Bürgern mehr Geld verlangen müssen.
Alles wird teurer – sogar der Müll. Die Gebühren für die Entsorgung der Abfälle in Norderstedt und im gesamten Kreis Segeberg werden im kommenden Jahr steigen.
In Norderstedt sorgen Inflation, CO₂-Bepreisung und die Steigerungen der Personalkosten um 5 Prozent für eine Anhebung der Gebühren, teilte die Stadtverwaltung im Umweltausschuss mit. Zudem hätten sich die Vermarktungserlöse für Papier, Pappe, Kartonage und andere Wertstoffe verschlechtert.
Kosten stiegen, Erlöse sanken
Aus diesen Gründen sei eine Anpassung der Abfallgebühren unvermeidlich. Zum 1. Januar 2024 wird die Gebühr für Restabfallbehälter ohne Transportweg je nach Volumen um rund 4 Prozent Prozent steigen. Für die von den Norderstedter Haushalten meistgenutzten Restabfallbehälter mit 60 oder 120 Liter Volumen und 14-täglicher Leerung ohne Transportweg bedeutet dies eine monatliche Steigerung der Gebühr von 30 Cent (60 l-Behälter) beziehungsweise 0,61 Cent pro Monat (120 l-Behälter), was im Jahr Mehrkosten von 3,60 Euro oder 7,32 Euro entspricht.
Die gute Nachricht: Die Bioabfallgebühr wird für 2024 um rund 9 Prozent reduziert. „Dies ist vor allem auf eine steigende Zahl von Behältern zurückzuführen“, so die Stadt. Mit Abstand meistgenutzter Bioabfallbehälter ist die 60-Liter-Tonne. Diese kostet bei zweiwöchentlicher Leerung ohne Transportweg bislang 5,09 Euro pro Monat und künftig 4,63 Euro – für einen durchschnittlichen Norderstedter Haushalt eine Ersparnis von 0,46 Cent pro Monat oder 5,52 Euro pro Jahr.
Auch der WZV sei Schuld an der Kostensteigerung
Die Stadt betont, dass die Abfallgebühren seit 1998 auf einem konstanten Niveau gehalten werden konnten. „Erst im Jahr 2019 zwang der WZV die Stadt Norderstedt durch eine einseitige Erhöhung der Abschlagszahlungen für den damals gemeinsamen Betrieb des Recyclinghofes in der Oststraße dazu, die Restabfallgebühren anzupassen“, kritisiert die Stadt. Die Entwicklung der Abfallbenutzungsgebühren liege unterhalb des Anstiegs für die allgemeine Lebenshaltung.
Für die etwa 70.000 Kunden des Wegezweckverbandes (WZV) in den 94 Mitgliedskommunen des Kreises Segeberg werden Abfuhr und Entsorgung ihres Hausmülls künftig um etwa zehn Prozent teurer zum Jahreswechsel.
94 Gemeinden des WZV zahlen ab Januar zehn Prozent mehr
So erhöht sich die Grundgebühr je Monat und Wohneinheit von 5 auf 5,25 Euro, was einer Anhebung um fünf Prozent entspricht. 63 statt bisher 60 Euro sind dafür dann im Jahr fällig. Für jede Entleerung der 30 bis 1100 Liter fassenden Tonnen sind dann je nach Größe 5,67 bis 48,40 Euro monatlich zu entrichten. Bislang waren das 4,92 Euro bis 45,65 Euro. Je Liter Abfall wären es zwischen 4,4 bis 18,9 Cent im Monat statt vorher 4,2 bis 16,4 Cent je Liter und Monat. Die 30-Liter-Tonne wird also um 15,2 Prozent teurer, der 1,1 Kubikmeter fassende Container um sechs Prozent. Alle anderen Größen bewegen sich in etwa dazwischen.
Die Kosten für die am häufigsten genutzten Behälter verändern sich so: Die 90-Liter Tonne für die Restabfälle verteuert sich je Leerung von 7,11 auf 7,92 Euro und damit um 11,4 Prozent. Die 120 Liter fassende Restabfalltonne kostet künftig 9,12 Euro statt bisher 8,25 je Abfuhr und damit 10,5 Prozent mehr als vorher. Die 240 Liter Tonne steigt von 12,69 auf 13,71 Euro (plus 8 Prozent) je Leerung.
Bioabfallkosten beim WZV stabil
Die Entsorgung der Bioabfalltonnen bleibt beim WZV stabil. Sie kosten bei der 80 Liter Tonne 2,59 Euro im Monat, bei 120 Litern 3,88 Euro und bei 240 Litern 7,76 Euro im Monat. Die Entsorgung der Papierabfälle bleibt für die Bürgerinnen und Bürger kostenlos.
Hier zwei typische Beispiele: Ein Vier-Personen-Haushalt mit einer 120 Liter-Restabfall- und einer 80-Liter Bioabfalltonne zahlt also künftig 203,52 Euro an den WZV statt bisher 190,08 Euro, also insgesamt 7,1 Prozent mehr als vorher. Ein Zwei-Personen-Haushalt müsste mit 80-Liter-Bio- und 120 Liter-Restabfalltonne bei nur sechs Entleerungen (Mindestmenge) im Jahr 148,74 Euro (bisher 140,45 Euro, plus 5,9 Prozent) zahlen. Bei einer 120-Liter-Biotonne kämen in beiden Fällen jeweils 15,48 Euro im Jahr hinzu.
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Verbandsvorsteher Peter Axmann begründet die Gebührenanhebung ebenfalls mit der Inflationsrate sowie der CO₂-Bepreisung für die Verbrennung der Restabfälle. „Das betrifft alle Entsorgungsfirmen in Deutschland“, sagt Axmann. „Insofern sind wir hier in guter Gesellschaft.“
Auf jeden Fall hätten jetzt alle 65.000 Haushalte und rund 2500 gewerbliche Kunden ihre Gebührenbescheide erhalten. Eine EDV-Panne hatte – wie berichtet – die Zustellung erst im Oktober möglich gemacht. Etwa 40 Kunden hätten deshalb um Ratenzahlung gebeten.
Streit mit der Stadt Norderstedt: WZV hofft auf Schmieder
Mit der Einführung der Abfallgebühren, die seit Anfang 2023 die Entgelte abgelöst haben, habe die Kostensteigerung nichts zu tun, sagt Axmann. Im Gegenteil. Dadurch sei die jetzige Anpassung eher glimpflicher ausgefallen, da der WZV mit der Umstellung etwa zehn Prozent seiner Ausgaben bei der Abfallentsorgung habe einsparen können, die um die 20 Millionen Euro im Jahr ausmachten, erläutert Axmann. „Ohne die Umstellung würden die Gebühren um zehn bis zwölf Prozent höher liegen.“
Was den juristischen Streit zwischen WZV und der Stadt Norderstedt angehe, so erhofft sich Axmann mit der neuen Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder einen „besseren Dialog“. Weil sich Norderstedt weigert, die Umschlags- und Transportkosten, die der WZV am Recyclinghof in der Oststraße für die Stadt Norderstedt erledigt, zu zahlen, seien hier inzwischen rund zwei Millionen Euro aufgelaufen, die einen Rechtsstreit verursachten. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit Norderstedt zu einem besseren Austausch kommen. Die Themen sind so wichtig, dass es besser wäre, sie im Gespräch bei einem Kaffee zu klären als vor Gericht auszutragen“, sagt Axmann. Auch wenn natürlich beide Seiten die Interessen ihrer Gebührenzahler zu vertreten hätten.