Henstedt-Ulzburg. Politik in Henstedt-Ulzburg stimmt für Bauleitverfahren. Umsetzung des Vorzeigeprojektes ist aus mehreren Gründen offen.
Der Einzelhandelsriese Rewe und die Gemeinde Henstedt-Ulzburg sind fraglos eng miteinander verbunden. Das ist die Realität, seitdem das Kölner Unternehmen hier 2022 seinen Verwaltungs- und Logistikstandort für den Norden eröffnet hat. Die Planung hierfür hatte zehn Jahre vorher begonnen, sie wurde begleitet von intensiven Diskussionen über das Für und Wider. Jetzt plant Rewe wieder ein Vorzeigeprojekt, wenn auch in kleinerem Rahmen: einen hochmodernen Supermarkt, gebaut nach Nachhaltigkeitskriterien, mit einem Kreislaufsystem zwischen Gewächshaus und Fischzucht, hoher Energieeffizienz, alles unter dem Motto „Green Farming“.
Die Idee an sich trifft in Verwaltung und Politik zwar auf Zustimmung. Doch ob der Markt so in den Ort passt, davon scheint niemand restlos überzeugt zu sein. Das zeigte auch die Sitzung des Ausschusses für Planung, Ortsentwicklung und Mobilität. Zwar votierte eine Mehrheit dafür, das nötige Bauleitverfahren in die Wege zu leiten. Aber: Das bedeutet keineswegs, dass Rewe sein Bauvorhaben auf einem Teil der ehemaligen Dello-Fläche an der Gutenbergstraße tatsächlich umsetzen wird.
Rewe-Supermarkt in Henstedt-Ulzburg: Planung kann beginnen
Die Hauptsorge bleibt: Die bestehende Einzelhandelsstruktur in der Region, die sowieso labil ist, könnte durch den nachhaltigen Supermarkt einen Schaden davontragen, der ebenso nachhaltig wäre. Bürgermeisterin Ulrike Schmidt berichtete, dass sich die Nachbarn bei ihr gemeldet hätten. „Ich will darauf hinweisen, dass wir Mitteilungen von Kaltenkirchen und Kisdorf erhalten haben, die der Ansiedlung eines Supermarktes mindestens sehr kritisch gegenüberstehen – wenn nicht ablehnend.“
Das war nicht alles. Wie vor zwei Wochen bekannt wurde, wendete sich auch der große Konkurrent von Rewe, nämlich Edeka, an Politik und Rathaus. Henstedt-Ulzburg sei im Bereich des Lebensmitteleinzelhandels bereits „erheblich überversorgt“, hieß es. Rewe kalkulierte in einer Präsentation mit monatlich rund 40.000 Kunden für den Supermarkt. Und formulierte offen: „Ein Großteil der Umsätze wird durch Umverteilung generiert: Marktkauf, Aldi, Lidl und Penny.“
Edeka warnt: Marktkauf könnte gefährdet sein
Marktkauf ist Teil des Edeka-Verbunds, zog 2022 in die einstige Real-Immobilie. Ein Edeka-Markt wiederum befindet sich in Kisdorf. Diese beiden Standorte könnten gefährdet sein, so die Botschaft.
Im Ausschuss stellten sich weitere Fragen: Was ist mit dem übrigen Teil des Dello-Areals? Hier dürfe sich keinesfalls eine Spedition oder ähnliches ansiedeln, stellte Jens Iversen (BFB) klar. „Und wir würden gerne die Standorte von Rewe in der Schulstraße und auf dem Rhen vertraglich erhalten.“ Am liebsten für 15 Jahre.
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Ein neuer Kreisverkehr? Der Chef des Bauamtes sieht kaum eine Chance
Die mögliche Verkehrsbelastung sorgt für weitere Skepsis. Die Idee eines Kreisels Gutenbergstraße/Autobahnzubringer geisterte wieder durch die Runde. Volker Duda, Leiter des Bauamtes, antwortete beinahe resigniert. „Zum Kreisverkehr habe ich schon so oft mit geringem Erfolg mit dem Landesbetrieb diskutiert, ich glaube, seit 1998. Wir nehmen das gerne wieder mit auf und schauen, ob da was geht.“ Übersetzt: Er sieht da höchstens eine Mini-Chance.
Das Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans 59 (Gewerbegebiet Ulzburg – Kirchweg/Gutenbergstraße) wird sowohl eine Analyse zur möglichen Auswirkung auf den Einzelhandel als auch eine Verkehrsuntersuchung beinhalten. Eine Mehrheit von SPD, BFB, CDU und FDP stimmte dafür, die WHU war dagegen, die Grünen enthielten sich. „Wollen wir den Weg mit der Rewe-Gruppe gehen oder nicht gehen?“, diese vom Ausschussvorsitzenden Leon Schwark (CDU) gestellte Frage dürfte erst irgendwann 2024 beantwortet werden.