Henstedt-Ulzburg. Handelskette will in Henstedt-Ulzburg außergewöhnlichen Standort schaffen. Für Norddeutschland wäre das ein Novum.

Es ist eine äußerst unschöne Brache in bester Lage. Seitdem der Autohändler Dello 2020 seine Filiale im Gewerbepark Nord in Henstedt-Ulzburgnach 25 Jahren schloss, stehen die alten Verkaufsräume leer, das Grundstück an der Gutenbergstraße, gegenüber von Hesebeck, ist durch Bauzäune verrammelt. Doch nun gibt es eine Idee, die an diesem Donnerstag im Planungsausschuss (18.30 Uhr, Ratssaal) erstmals der Ortspolitik sowie der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Denn der Handelskonzern Rewe will an dieser Stelle einen hochmodernen Supermarkt bauen, den es so im Norden noch nicht gibt.

Gerüchte hierzu hatte es in der Vergangenheit immer mal gegeben, doch sowohl das Unternehmen als auch die Wirtschaftsförderung äußerten sich auf Nachfragen stets nicht. Jetzt ist das Vorhaben aber offiziell: Rewe will das Dello-Gebäude abreißen und dort, so heißt es, „einen sehr zeitgemäßen und nachhaltigen Rewe-Markt in Holzbauweise mit einer Verkaufsfläche von ca. 2000 Quadratmetern“ bauen.

Supermarkt: Bisher gibt es nur in Hessen einen vergleichbaren Rewe-Standort

Und das ist bei Weitem nicht alles. Vorbild für das Projekt ist ein Standort im hessischen Wiesbaden. Und dort werden Lebensmittel nicht nur verkauft, sondern auch selbst produziert. Und das funktioniert so: In 13 Bassins werden 20.000 Fische, und zwar Barsche, gezüchtet, daraus entsteht pro Monat rund eine Tonne Fleisch – und das kommt direkt in den Handel. Doch diese Fischfarm hat einen weiteren Zweck, denn sie ist Teil eines Kreislaufs.

Nach 25 Jahren hatte der Autohändler Dello den Standort in Henstedt-Ulzburg 2020 aufgegeben.
Nach 25 Jahren hatte der Autohändler Dello den Standort in Henstedt-Ulzburg 2020 aufgegeben. © Norderstedt | Frank Knittermeier

Auf dem Supermarkt-Dach ist ein Gewächshaus, dort wird Basilikum angepflanzt. Den Dünger liefern die Fische mit ihren Ausscheidungen. Und auch das Wasser wird doppelt genutzt, was laut Rewe „90 Prozent weniger Wasserverbrauch gegenüber herkömmlicher Landwirtschaft“ ermögliche. In Wiesbaden werden auf diese Weise 14.000 Basilikumpflanzen in der Woche geerntet. Laut Unternehmen seien auf dem Dach „nahezu alle Salat-, Pflanzen- und Kräuterarten“ anbaubar.

Henstedt-Ulzburg: Der Handelskonzern hat im Ort sein Logistikzentrum für den Norden

Von Vorteil ist, dass Rewe nur fünf Minuten entfernt seinen großen Logistikstandort für die Region Nord hat. „Geplant ist, die Produktionserzeugnisse der Fischfarm und der Basilikumfarm in den bestehenden Lieferverkehr des Supermarktes zu integrieren.“ Damit seien durch das „Green Farming“ keine zusätzlichen Verkehre zu erwarten.

Photovoltaik, ein Parkplatz mit E-Ladestationen sowie weniger versiegelten Flächen und generell eine hohe Energieeffizienz sollen den zukunftsweisenden Markt ausmachen. Ebenso soll auf dem Areal ein weiteres Gewerbeobjekt entstehen – die Nutzung ist offen, weiterer Einzelhandel ist aber nicht vorgesehen.

Henstedt-Ulzburg: Rewe präsentiert Konzept für modernen Supermarkt mit Fischfarm und Basilikum-Dach. Bundesweit gibt es nur einen vergleichbaren Standort.
Henstedt-Ulzburg: Rewe präsentiert Konzept für modernen Supermarkt mit Fischfarm und Basilikum-Dach. Bundesweit gibt es nur einen vergleichbaren Standort. © Rewe | REWE

Was noch fehlt, ist die politische Weichenstellung. Der Bebauungsplan muss geändert werden, es muss ein Sondergebiet entstehen für großflächigen Einzelhandel, eine Verkehrsuntersuchung ist genauso nötig – es wird auch ein Ausbau der Gutenbergstraße geprüft werden.

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Im Rathaus werden die Rewe-Pläne ausdrücklich begrüßt. „Die Verwaltung sieht in dieser Neuansiedlung eine Chance, Innovationen in den Gewerbepark Nord einzubringen, welche einen Multiplikationseffekt erzielen können“, heißt es aus der Ortsplanung. Allerdings: Das Vorhaben könne erst abschließend bewerten werden nach einer Verkehrsuntersuchung sowie einer „notwendigen Einzelhandelsbetrachtung über die Kaufkraftverteilung“.

Sprich: Die Politik muss bewerten, ob eine Ansiedlung hier gewünscht ist, und zwar auch unter der Berücksichtigung des im Gewerbepark bereits vorhandenen Einzelhandels. Rewe selbst kalkuliert gemäß der Vorlage, die am Donnerstag besprochen wird, mit monatlich 40.000 Kunden. Die Konkurrenz in der Umgebung ist groß. Denn neben dem Discounter Penny, der zur Rewe Group gehört, gibt es in direkter Nachbarschaft auch Marktkauf, Aldi und Denn‘s.