Norderstedt. Erster Einblick: Der neue Plenarsaal in Norderstedt setzt Maßstäbe. Was den Raum so besonders macht.

Hier sind fast keine Wünsche offen geblieben. Ab sofort, beginnend mit der Konstituierung am Dienstag, 27. Juni (19 Uhr), tagt die Stadtpolitik in Norderstedt in einem frisch sanierten Plenarsaal. „Das neue Wohnzimmer“, so stellt es Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder vor.

Im Mai 2022 hatten die Arbeiten begonnen, die Umsetzung geschah unter Hochdruck, während die Stadtvertretung provisorisch in der ehemaligen Horst-Embacher-Schule am Aurikelstieg tagte. Und auch wenn einige Stilelemente klassisch geblieben sind – für fast 2 Millionen Euro ist vor allem modernste Technik eingebaut worden.

Norderstedt: Ein Wohnzimmer voller High-Tech – hier tagt die Stadtpolitik

Das war auch dringend nötig. 40 Jahre alt ist der Saal, wurde über Jahrzehnte nicht maßgeblich verändert. Dabei sind die Anforderungen mittlerweile gänzlich andere, genauso wie – dank der Digitalisierung – die Möglichkeiten.

Und deswegen befindet sich das Herzstück nun in einer hinteren Ecke, nämlich eine Schaltzentrale, die von geschulten Veranstaltungstechnikern bedient werden muss. Sofort fällt auf: Es gibt drei Kameras. Die Sitzungen werden live gestreamt, verfügbar sind auch Zoom- und Schwenkfunktionen.

Während der Corona-Zeit hatte es zwar schon Onlineübertragungen gegeben, allerdings aus der TriBühne. Jetzt ist das anders, was auch bedeutet, dass die 57 Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter permanent im Bild sein werden. Roeder: „Es war ein Beschluss der Stadtvertretung, dass übertragen wird. Wir haben das umgesetzt. Wer es nicht möchte, muss sich in die hintere Reihe setzen.“

Damit der Akku niemals leer wird: An jedem Platz haben die Politikerinnen und Politiker Anschlüsse für USB und Strom.
Damit der Akku niemals leer wird: An jedem Platz haben die Politikerinnen und Politiker Anschlüsse für USB und Strom. © Christopher Mey

Allerdings werden die Videos nicht aufgezeichnet, auch das ist so abgesprochen, nicht zuletzt aus Datenschutzgründen. Links und rechts an der Wand hängen große Monitore, hier werden wichtige Sitzungsinhalte gezeigt, Präsentationen, Vorlagen zur Tagesordnung. Diejenigen, die vorne sitzen, also zum Beispiel die Oberbürgermeisterin, die Dezernenten und die Stadtpräsidentin, müssen nicht ihre Hälse verrenken, für sie wurden ausfahrbare Bildschirme installiert.

Mit drei Kameras werden alle Sitzungen aus dem Rathaus in Norderstedt live aufgenommen und online gestreamt.
Mit drei Kameras werden alle Sitzungen aus dem Rathaus in Norderstedt live aufgenommen und online gestreamt. © Christopher Mey

Vergangenheit ist auch das leicht schummrig-gelbliche Licht. „Es ist das modernste an Lichttechnik, das man einbauen konnte.“ Das Licht kann gedimmt werden, je nach Bedarf wärmer oder kälter sein. Auch das zentrale Rednerpult – übrigens mit verstellbarer Höhe – kann ausgeleuchtet werden.

„Unser Norderstedter Wappen kommt wesentlich besser zur Geltung.“ Dieses ist unverändert geblieben, was auch für die Holzvertäfelung gilt. Auch da votierte die Politik dafür, den historischen Charakter zu erhalten. Ersetzt wurden dafür die Lüftungs- und auch die Sprinkleranlage.

An den Arbeitsplätzen – neue Tische, neue Stühle – haben alle Politikerinnen und Politiker zwei USB-Anschlüsse und eine Steckdose. Mikrofone haben die Fraktionsvorsitzenden und die Stellvertreter. Für die Einwohnerfragen steht ein extra Pult bereit. Insgesamt haben bis zu 120 Gäste Platz.

Von diesem Pult können die Einwohner Fragen an Politik und Stadtverwaltung stellen.
Von diesem Pult können die Einwohner Fragen an Politik und Stadtverwaltung stellen. © Christopher Mey

„Was nicht mehr verschoben werden kann, sind die Tische“, sagt die Oberbürgermeisterin. „Beim alten Plenum konnten wir noch alle Stühle herausräumen.“ Deswegen ist die neue Sitzordnung auch ein wenig spezieller. „Wir haben die Herausforderung, dass nicht alle Fraktionen in einem Block zusammensitzen können.“

Norderstedt: Ungewöhnliche Sitzordnung für die Parteien

SPD und Linke sitzen als Fraktionsgemeinschaft linksaußen, zum Teil sind dort auch die Grünen, die wiederum auch in der Mitte zusammen mit der CDU sind. Rechtsaußen sind die weiteren Christdemokraten, die FDP, aber auch die Gemeinschaft aus WiN und Freien Wählern, dann die AfD und ganz hinten der alleinige Vertreter der Basis.

Roeder: „Mit 57 Stadtvertreterinnen und Stadtvertretern wird es nicht einfach sein, die Sitzung zu leiten. Noch haben wir kein digitales Abstimmungssystem. Wir sind in der Beschaffung. Auf Dauer ist es wesentlich einfacher, wenn alle ihre kleinen Geräte haben.“