Norderstedt. Bund stellt 815.000 Euro für die Sanierung der Vicelin-Schalom-Kirche in Norderstedt bereit. Wofür das Geld verwendet wird.
Die Vicelin-Schalom-Kirche hat rund 815.000 Euro für die weitere Sanierung der Vicelin-Schalom-Kirche am Lütjenmoor 13 in Norderstedt erhalten. Damit können endlich die Instandsetzungsarbeiten im Foyer des Schalom, in der Seiten-Kapelle, im großen Kirchsaal und in den Gemeinde- und Sanitärräumen fortgesetzt werden. Die Förderung beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestags am 21. Juni.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt, zuständig für die Kreise Segeberg und Stormarn, hat das Geld jetzt dem Vorstand der Kirche überreicht. „Das ist für uns ein großer Schritt vorwärts“, freut sich Michael Hein, Vorsitzender des Kirchengemeinderats.
Norderstedt: Nach sieben Jahren wird die Schalom-Kirche endlich saniert
Die Summe kommt aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm XII der Bundesregierung. Auf den Weg gebracht hat sie Gunnar Urbach, Pastor und im Kirchenkreis Niendorf für Fundraising zuständig. Er überzeugte Bengt Bergt, das Geld für die Sanierung der denkmalgeschützten Innenräume der Vicelin-Schalom-Kirche am Lütjenmoor in Berlin auf die Tagesordnung zu setzen.
Unterstützt wurde das Vorhaben vom Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein, das die Innenräume der Kirche 2008 als wichtiges Zeitdokument unter Denkmalschutz stellte.
„Wir haben den Antrag in enger Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalpfleger entwickelt“, sagte Urbach, der Bengt Berg bei einem Besuch in der Schalom-Kirche auch von der Dringlichkeit der Sanierung der Innenräume, die seit Jahren eine Baustelle sind, überzeugen konnte.
Norderstedt: Gesamtkosten der Sanierung betragen 1,63 Millionen Euro
„Es war sofort zu sehen, wie wichtig der Ort für die Bürgerinnen und Bürger ist, und dass wir jetzt schnell handeln müssen“, sagte Bergt. Eile war ohnehin geboten, sollte der Förderantrag noch rechtzeitig in den Haushalt einfließen können.
„Wir haben jeden Tag auf die Dringlichkeit der Sanierung hingewiesen und hatten zum Glück auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn auf unserer Seite“, sagte Urbach. Hagedorn sitzt seit 2002 im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags und ist damit die dienstälteste Haushälterin in Berlin.
„Dass der Bund nach Norderstedt 815.000 Euro gibt, ist einfach großartig“, freut sich auch Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD). Jetzt muss die Kirchengemeinde die zweite Hälfte der Gesamtsumme von 1,63 Millionen Euro lockermachen – intensive Gespräche mit dem Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein laufen. Die Gemeinde hofft auch auf weitere Spenden aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.
Vicelin-Schalom-Kirche: Wieder-Einweihungstermin steht noch nicht fest
„Wenn wir alle Anforderungen der Vergabeordnung erfüllt haben, können wir mit der Ausschreibung starten, und wenn wir dann alle Gewerke an Bord haben, können wir endlich mit der weiteren Sanierung beginnen“, hofft Michael Hein vom Kirchengemeinderat. Einen Wieder-Einweihungstermin indes mochte er noch nicht nennen.
Die Sanierung des Christen-Hauses wird begleitet von, Pleiten, Pech und Pannen. Nachdem die Außenarbeiten zwar fertiggestellt waren, fehlte das Geld für den Innenausbau. Die Holzfassade der 1974 erbauten Kirche musste rekonstruiert werden, die Fenster erneuert, ein geplanter Anbau wurde aus Geldmangel verworfen.
Ein Versammlungsort für alle Bürgerinnen und Bürger
Jetzt soll der große, fast quadratische Innenraum wieder seine ursprüngliche Architektur erhalten und nicht nur für Gottesdienste genutzt werden, sondern auch als Forum für die Gemeindeglieder, als Treffpunkt für Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und Vorträge, als Versammlungsort für alle Bürgerinnen und Bürger, so wie er von Anfang an auch konzipiert war und jahrzehntelang genutzt wurde.
„Der Innenraum fordert zu einer anderen liturgischen Gestaltung des Gottesdienstes auf, und das ist uns sehr wichtig“, sagte schon Vicelin-Pastor Ingmar Krüger, der die Sanierung bis vor Kurzem maßgeblich betreute.
Besondere Architektur: Der Pastor steht eher in der Ecke als im Mittelpunkt
Der Kerngedanke der Kirche mit ihrer architektonischen Einmaligkeit ohne christliche Symbole wie Kirchturm mit Glocken, Wetterhahn und Orgel war, der Gemeinde ein Forum zu bieten, in dem der Pastor eher in der Ecke als im Mittelpunkt steht.
„Im Hebräischen steht Schalom für Frieden als Prozess, der immer weiterentwickelt und gepflegt werden will, doch Frieden ist im Jüdischen auch immer Wohlfahrt“, beschrieb einmal Pastor Christian Stehr das der Kirche zugrundeliegende Konzept.
Anfang 2016 rückten endlich Handwerker an. Doch die Kosten stiegen immer weiter
Gebetet aber wird im Schalom-Kirchsaal schon seit November 2014 nur noch sporadisch, beispielsweise bei einem Baustellenfest in der Adventszeit. Anfang 2016 rückten endlich Handwerker an. Doch die Kosten stiegen von 2,9 Millionen auf vier Millionen Euro. Der Bau wuchs den Organisatoren der örtlichen Kirche über den Kopf, sie gaben das Bau-Projekt ans Bauwerk des Kirchenkreises Niendorf ab.
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Weitere Rückschläge ließen die Planung erneut aus den Fugen geraten: Schimmelbefall und ein Wasserrohrbruch, der das Kellergeschoss von zirka 300 Quadratmetern flutete.
Der kirchliche Entwurf sah ursprünglich einen Bau mit bis zu sieben Stockwerken vor
Erste Pläne für einen Neubau gab es vor fast 14 Jahren. Doch im November 2010 kritisierte der Norderstedter Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr die Kirchenpläne: zu groß, zu hoch und viel zu teuer. Der kirchliche Entwurf sah einen Bau mit teilweise bis zu sieben Stockwerken vor und einen alles überragenden Kirchturm, den die Schalom-Kirche, wegen ihrer humanen Kirchenasylpolitik auch „Rote Kapelle“ genannt, noch nie hatte.
Um den Kirchenraum sollten Kindergarten, Büros, ein Café mit Terrasse zum Willy-Brandt-Park und Läden für Eine-Welt- und weitere Umweltprodukte arrangiert werden. Auch Sozial-Wohnungen, unter anderem für betreutes Wohnen und behinderte Menschen, sollten entstehen. Aber diese neue Kirchen-Wohnwelt kostete auch – und zwar schon vor 14 Jahren bis zu zwanzig Millionen Euro.
Norderstedt: Vicelin-Schalom-Kirche ist noch immer auf Spenden angewiesen
Spenden für die Sanierung der Innenräume der Vicelin-Schalom-Kirche am Lütjenmoor gehen an Vicelin Schalom Kirche, Volksbank Raiffeisen Bank eG, IBAN DE83201901090031748590.