Norderstedt. Heimkehr der Olympiasieger aus Berlin. Wer bis zuletzt bangen musste, und warum ein ganzes Stadion für einen unserer Athleten sang.
Emotionale Rückkehr von den Special Olympics World Games in Berlin. Als der Bus um 15.37 auf den Hof der Norderstedter Werkstätten einbog, standen dort bereits Familie und Freunde und jubelten den Athleten zu. Auf einem der Spruchbänder stand: Herzlich Willkommen Olympiasieger.
Die weltweit größte Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung war für das Team Norderstedt ein voller Erfolg: Die Sportlerinnen und Sportler holten etliche Medaillen: dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze.
Special Olympics in Berlin: Unvergessliche Tage – Norderstedts Olympia-Team ist zurück
Umwerfend! Überwältigend! Unvergesslich! Mit diesen Worten haben die Sportler die Zeit in Berlin beschrieben. In jeder der Sportarten, in denen die Norderstedter angetreten waren, gab es mindestens eine Medaille. „Jeder hat eine Medaille für das Team gewonnen“, sagte Franz Bechler (34) und betonte immer wieder, dass jeder von ihnen das Team stolz machen wollte.
Das sind Norderstedts erfolgreiche Olympiasieger
Franz Bechler: Er holte mit dem Mini-Speer das erste Gold für das Team Norderstedt
Nach seinem letzten Wurf kamen ihm die Tränen: Franz Bechler (34) hat für die Norderstedter Werkstätten die erste Goldmedaille bei den Special Olympics World Games in Berlin gewonnen. Im Mini-Speer-Finale sicherte sich der 34-Jährige mit einer Weite von 17,78 Metern den ersten Platz auf dem Siegertreppchen.
Es war die erste – aber nicht einzige – Medaille für den Norderstedter. Im 100 Meter Sprint sicherte sich der Sportler zudem die Silber-Medaille und erreichte mit der 4x100-Meter-Staffel einen guten 5. Platz.
Jan Brückner: Bestzeit im 200-Meter-Sprint und Silber über 400 Meter
Obwohl Jan Brückner (32) vom ersten Tag an alles gab und im 200-Meter-Sprint mit 27,4 Sekunden seine persönliche Bestzeit aufstellte, musste er lange auf die erste Medaille warten. Nachdem er im Finale über 200 Meter auf Platz 5 landete, war die Enttäuschung zunächst groß – doch dann sicherte sich der 32-Jährige sogar noch zwei Medaillen: Silber im 400-Meter-Lauf und Bronze in der 4x400-Meter-Staffel.
Robin Schmidt: Er wird im Weitsprung 5. und feiert den Geburtstag seines Lebens
Diesen Geburtstag wird Robin Schmidt nie vergessen, da ist er sich sicher: Er ist bei den Special Olympics Jahre 26 alt geworden und hat von seinem Team ein T-Shirt der Weltspiele mit allen Unterschriften seiner Mannschaftskameraden bekommen. Aber das Beste: Am Sonntagmorgen im Stadion haben alle für ihn „Happy Birthday“ gesungen. Gänsehaut!
Es waren die ersten World Games für Robin Schmidt – und er ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Bei strömenden Regen sprang er beim Weitsprung auf Platz 5 und erlief sich einen 5. Platz auf 100 Meter und mit seiner Staffel auf 4x100-Meter einen siebten Platz.
Annabell Behrmann und Christian Schlaikier: Gold nach emotionalen Tennis-Finale
Es war ein emotionalen Finale, nach dem auf beiden Seiten viele Tränen flossen: Bei den Special Olympics World Games in Berlin ist es zu einem deutsch-deutschen Endspiel gekommen. Ausgerechnet die Unified-Teams aus Norderstedt und Hamburg standen sich im Wettbewerb um Gold und Silber gegenüber.
Im Finale mussten Abendblatt-Redakteurin Annabell Behrmann (30) und ihr Partner Christian Schlaikier (48) gegen die Geschwister Timo und Gina Hampel antreten – und holten für Norderstedt die Gold-Medaille. „Auch wenn wir uns über den Sieg freuen – es war furchtbar, gegen unsere Teamkameraden anzutreten. Schließlich gehören wir alles zu einem Team“, so Annabell Behrmann, die gemeinsam mit Christian Schlaikier und einem weiteren Unified-Duo im Team Cup zudem einen 4. Platz holte.
Valentina Beck lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen auf ihrem Dreirad
Valentina Beck aus Norderstedt liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen über 1000 Meter und landete nach einem spannenden Finale auf dem dritten Platz – zunächst. Weil eine ihrer Konkurrentinnen disqualifiziert wurde, rückte die 31-Jährige jedoch auf den zweiten Platz vor und gewann Silber. Diese Medaille tröstete sie darüber hinweg, dass sie im 500-Meter-Rennen nicht wie erhofft Gold gewann, sondern auf dem 6. Platz landete. Für Valentina jedoch kein Grund, traurig zu sein. Im Gegenteil: „Ich bin überglücklich“, sagte sie bei ihrer Heimkehr.
Nora Neuenroth und Alexander Knaub segeln als Unified-Team auf Gold-Kurs
Es waren ihre ersten gemeinsamen Spiele – und sofort ein voller Erfolg: Nora Neuenroth (43) und Alexander Knaub (45), segelten als Unified-Team Segeln zu einer Gold-Medaille. Beachtlich, schließlich ist der Wassersport für Alexander Knaub Neuland, er war Jahrelang in der Leichtathletik zu Hause, bevor er bei einem Schnupperkurs das Segeln für sich entdeckte. Bevor der 45-Jährige Gold einfahren konnte, musste er jedoch erst eine neue Sprache lernen, denn beim Segeln gibt es viele Fachbegriffe. Doch gemeinsam meisterte das Inklusive Duo Neuenroth/Knaub auch diese Herausforderung.
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Die Trainer Oliver Zöbisch und Maike Rotermund fieberten mit ihrem Team
Sie haben in den letzten Tagen alles gegeben: motiviert und getröstet, aufgebaut und angespornt. Vom Rand aus gebangt und geklatscht: Oliver Zöbisch (60) und Maike Rotermund (60) haben die Sportler als Coaches begleitet und alles aus ihnen rausgeholt. Maike Rotermund hat den Sport bei den Norderstedter Werkstätten vor 38 Jahren aufgebaut, der Job ist ihre Berufung. Physiotherapeut Oliver Zöbisch unterstützt das Team seit zehn Jahren als Coach der Radsportler. Das Fazit: „Mehr Sport als bei Special Olympics geht nicht. Wir haben der Welt gezeigt, wie Olympia geht“, so Maike Rotermund. In vier Jahren stehen die nächsten Weltspiele an – in Australien – und sie alle träumen jetzt schon davon, wieder dabei zu sein.