Tangstedt. Bürgermeister von Tangstedt zur Lage: Investor für Camping, Tiny House und Co gesucht – so lange bleibt alles, wie es ist.

Je mehr Menschen an heißen Tagen zur Costa Kiesa in Tangstedt kommen, desto mehr treffen hier auch unterschiedliche Interessen aufeinander. Das zeigt sich in diesen Wochen. Nachdem das Abendblatt bei einem Rundgang am Badesee fröhliche Gäste getroffen und gesprochen hatte, der (mittlerweile nicht wiedergewählte) Bürgermeister Jürgen Lamp (CDU) die Lage als ruhig einschätzte, meldeten sich die Ganzjahresbader zu Wort. Der Verein „Freunde Costa Kiesa“ skizzierte ein ganz anderes Bild, berichtete von nächtlichen Partys, einem Müllproblem, offenem Feuer und anderen Problemen.

Was stimmt denn nun? „Die Costa Kiesa ist voll“, bestätigt Jens Kleinschmidt, seit 14. Juni der neue Bürgermeister im Ort. Umsonst, eine hervorragende Wasserqualität – das macht das Ausflugsziel so attraktiv, gerade für Familien aus der Region. Mehrere Tausend Besucher sind an Wochenenden hier.

Dass Tangstedt im Sommer 2021 die politische Entscheidung traf, hier eine unbewachte Badestätte zu schaffen, hat darauf keinen Einfluss gehabt. Zur Erinnerung: Während der Pandemie hatte hier unter hohem Aufwand täglich ein Sicherheitsdienst patrouilliert, es wurde der heute noch vorhandene Zaun gebaut – all das verursachte Kosten von fast einer halben Million Euro.

Costa Kiesa: kurzfristig unbewacht – langfristig Camping?

Heute gibt es keine Security, auch keine Rettungsschwimmer, aber eben auch keine sanitären Anlagen oder einen Kiosk. Wer sich hier sonnt und baden geht, bringt alles selbst mit – und nimmt Essensreste, Müll, Flaschen und andere Überreste bestenfalls mit nach Hause.

Das wiederum klappt nicht optimal, es gibt zwar Mülltonnen, die sind aber schnell überfüllt. „Der Bauhof ist dreimal in der Woche hier und macht sauber“, so Kleinschmidt.

2021: Jens Kleinschmidt (l.), damals noch stellvertretender Bürgermeister, und Koordinator Raymund Haesler geben die Öffnung der Costa Kiesa als unbewachte Badestelle bekannt.
2021: Jens Kleinschmidt (l.), damals noch stellvertretender Bürgermeister, und Koordinator Raymund Haesler geben die Öffnung der Costa Kiesa als unbewachte Badestelle bekannt. © Privat

Vorwürfe, hier werde nachts gefeiert, sodass es bis nach Wilstedt-Siedlung hörbar sei, kann er so nicht bestätigen. „Ich habe von unserer Feuerwehr nichts gehört, auch nicht von der Polizei.“ Grundsätzlich gilt: Die Badestelle ist nur von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Aber zur Wahrheit gehört eben auch: Ob sich außerhalb dieses Zeitraums Menschen an der Costa Kiesa aufhalten, wird mangels Personal in der Regel nicht kontrolliert.

Sicherheitsdienst? Vermutlich fehlt der politische Wille

Kleinschmidt wird nicht auf eigene Faust einen Sicherheitsdienst beauftragen – auch wenn sich sogar einer bei der Gemeinde gemeldet und angeboten hat. „Wir müssten das in der Gemeindevertretung besprechen.“ Es ist aber kaum vorstellbar, dass die Fraktionen hier ein Budget freigeben würden.

Mit Raymund Haesler hatte Tangstedt einen Koordinator für alle Fragen rund um die Costa Kiesa – aber nur bis zur Umwandung in besagte unbewachte Badestätte. Haesler, auch über Jahrzehnte für die SPD kommunalpolitisch aktiv, ist eigentlich Dorfarchivar, zudem seit 2022 auch Wegewart. „Da bin ich eigentlich nicht zuständig für die Costa Kiesa.“

Beschwerde: Hunde laufen am Strand, sind im Wasser – trotz Verbot

Aber trotzdem wenden sich Menschen an ihn. So wie kürzlich: „Eine Beschwerde besagt, dass Hunde am Strand und im Wasser sind, angeleint und nicht angeleint, und dass die Leute die Hinterlassenschaften nicht entfernen.“ Für Tiere, ob Hunde oder Pferde, gilt ein Verbot. „Wir haben eine Hausordnung, aber da wird sich nicht immer dran gehalten“, so Haesler.

Eine Hausordnung regelt eigentlich, was erlaubt ist und was nicht – aber Kontrollen finden in der Regel nicht statt.
Eine Hausordnung regelt eigentlich, was erlaubt ist und was nicht – aber Kontrollen finden in der Regel nicht statt. © Burkhard Fuchs

Aber auch er verweist auf die nicht vorhandene Kontrollinstanz – denn das Ordnungsamt aus Itzstedt ist auch nicht präsent, das ist letztlich eine Frage der verfügbaren Kräfte.

Zukunft: Machbarkeitsstudie für Freizeitareal ist in Arbeit

Immerhin: Langfristig könnte alles anders werden. Nach jahrelanger Beratung haben Tangstedt und die große Nachbarstadt Norderstedt im April eine Machbarkeitsstudie für eine grundlegende Neugestaltung des gesamten, fast 20 Hektar großen Areals von Kringelweg im Norden bis Harksheider Straße und Schleswig-Holstein-Straße im Süden in Auftrag gegeben.

Es geht um die Zeit nach dem Kiesabbau durch die Firma Eggers. Wann dieser enden wird, steht noch nicht fest. Aber die Ideen für eine Renaturierung und zugleich ein Erholungsgebiet mit Gewerbe, dass sich in Richtung Freizeit orientiert, liegen in der Schublade. Allen voran ein Campingplatz, möglich wären auch Tiny Houses, eine professionell betriebene Badeanstalt, Naherholung in der Natur mit Wanderwegen, eventuell auch Mountain-Biking – an Vorschlägen mangelte es bislang nie.

Costa Kiesa: Investor für Großprojekt wird noch gesucht

Nur, wer all das bezahlen würde, ist offen. Der Gemeinde fehlt das Geld, Eggers konzentriert sich auf sein Kerngeschäft – das Kapital muss von extern kommen. Gespräche mit Investoren soll es in den letzten Jahren auch durchaus gegeben haben, öffentlich ist aber niemand aufgetreten.

Vermutlich werden die Ergebnisse der Studie erst 2024 vorliegen. Sollte es hier tatsächlich zu dem Megaprojekt kommen, würde sich eine Umsetzung definitiv in die 2030er-Jahre hinziehen. Bis dahin werden noch viele Sommer vergehen, viele Tausend Gäste und auch immer wieder Streit um Müll, Lärm und schlechtes Benehmen. Das sieht auch Raymund Haesler so. „Solange nicht ein Investor kommt, müssen wir das ertragen.“