Tangstedt. Neue Kita, neues Wohngebiet: Über die Eignung einer Fläche in Tangstedt gehen die Meinungen bei Bürgern und Politik auseinander.

Rund um den Dorfteich zieht ein Graureiher seine Kreise. Nichts deutet hier darauf hin, dass direkt an dem idyllischen Gewässer in Wilstedt eine Straße gebaut werden könnte, eine Zufahrt zu einer neuen Kindertagesstätte und in ein neues Wohngebiet. Doch genau das ist nach jetzigem Stand langfristig sehr gut möglich. Und wie so oft bei Fragen der Ortsentwicklung in Tangstedt: Es gibt einen öffentlichen Streit über das Vorhaben, wie sich nun in der letzten Sitzung der Gemeindevertretung vor der Kommunalwahl deutlich zeigte.

Zunächst: Ende 2022 wurde ein neuer Bebauungsplan „Achtern Diek“ aufgestellt. Das vorrangige Ziel: ein Neubau der Kita Kunterbunt. An der Notwendigkeit gibt es keinen Zweifel – als die Politik vor eineinhalb Jahren die Reihenfolge der großen Projekte neu festlegte, stand die Fläche zwar nur an dritter Stelle, die Betreuungseinrichtung sollte aber unabhängig hiervon vorangebracht werden.

Tangstedt: Eine Straße am Dorfteich? Aufregung um Planung in Wilstedt

An zweiter Stelle im B-Plan nachrangig genannt: die Schaffung von Wohnraum. Eine knappe Mehrheit von CDU, BGT und des fraktionslosen Andy Büh genügte schließlich – SPD, Grüne und FDP wollten weitere Beratungen. Sie befürchten unter anderem, dass eine Planung der kolportierten 30 Wohneinheiten den Fortschritt beim „Lindenallee“-Vorhaben – dem Projekt mit höchster Priorität – bremsen könnte. Sie sehen sogar einen Verstoß gegen die damals getroffene Vereinbarung mit der Bürgerinitiative „Lindenallee“.

Trotzdem sollte nun, und das im nichtöffentlichen Teil der Sitzung, ein städtebaulicher Vertrag mit dem Grundeigentümer der Fläche geschlossen werden. Diese Vereinbarung regelt Auftragsvergaben und Kostenübernahmen. Es ist kein Geheimnis, dass das Areal der Familie des früheren CDU-Gemeindevertreters Christoph Ahrens gehört, der daher bei Beratungen und Abstimmungen aus Befangenheit stets den Saal verlassen hatte. Er hat sein Mandat mittlerweile abgegeben.

Eine sechs Meter breite Straße plus Fußweg

Die Aufregung ist aber nicht deswegen groß. Denn es geht darum, wie Kita und perspektivisch auch Wohnhäuser überhaupt erschlossen werden könnten. In Facebook-Gruppen war die Rede von einer acht Meter breiten Straße, die vom Dorfring abzweigen würde – direkt am Dorfteich-Ufer entlang. Bislang gibt es hier nur einen Feldweg, abgesperrt durch eine Schranke, unter den Bäumen sind Sitzbänke.

„Man muss deutlich sagen: Es ist als acht Meter breite Trasse geplant worden, mit einer sechs Meter breiten Straße und Fußweg“, bestätigte Eckhard Harder (CDU), Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschuss, in der Sitzung. Johannes Kahlke (SPD) fragte noch einmal. Und Harder wiederholte: Wenn es rechtlich in Ordnung sei, dann wäre es „darstellbar“. Ob es Alternativen gebe, so der Sozialdemokrat. „Nein“, war die Antwort.

Bürgermeister Jürgen Lamp meldete sich. Man sei ja noch in einer „Vorstufe“. Und: „Im Planungsverfahren werden Zuwegungen geprüft.“ In der Tat waren in der Vergangenheit auch schon Zufahrten über den Glashütter Weg oder die Tangstedter Straße erwogen worden. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. „Wie belastbar ist die Annahme, dass eine Erschließung am Dorfteich entlang als einzige geeignet ist?“, fragte Stefan Mauel (Grüne).

Dorfteich: Bürgermeister spricht von „Vorstufe“

Das wird sich vermutlich bei einer Verkehrsuntersuchung des Kreises zeigen. Die Sorge nicht nur der Grünen: Man würde wegen der Verkehrssituation „auf die Nase fallen“. Die Frage, ob es nicht doch andere, geeignetere Flächen geben könnte in Wilstedt, steht im Raum. Die CDU hat online sogar einen Faktencheck veröffentlicht, sagt: Es gebe keine anderen Eigentümer, die verkaufen würden.

Aus Sicht einiger Anwohner ist die Idee der Zufahrt vom gerade morgens stark befahrenen Dorfring abwegig, was die Politik auch schon zu hören bekommen hat. Längst gibt es eine Bürgerinitiative, ein Bürgerbegehren scheint wahrscheinlich. Oder, je nach Ausgang der Wahl: Die künftige Gemeindevertretung startet die Planung von vorne.