Tangstedt. Baggersee in Tangstedt wird nach langem Hin und Her unbewachte Badestelle. Was in Zukunft an der „Kiesa“ gilt.
Die Costa Kiesa in Tangstedt wird voraussichtlich bereits in diesem August wieder für den öffentlichen Badebetrieb geöffnet sein. Das hat die Gemeindevertretung überraschend beschlossen und damit nichts anderes als eine 180-Grad-Wende vollzogen. Schließlich war man in den letzten Wochen und Monaten immer davon ausgegangen, dass eine Benutzung nur möglich sei, wenn erstens die drei Badebereiche eingezäunt und zweitens sowohl Rettungsschwimmer als auch ein Sicherheitsdienst anwesend seien.
Costa Kiesa: Baden auf eigene Gefahr
Was nun aber Raymund Haesler, seit Mai Koordinator für alle Themen rund um den in vielerlei Hinsicht komplizierten See, präsentierte, war eine pragmatische Lösung. Demnach sei das Amt Itzstedt, zu dem Tangstedt gehört, jetzt Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Ein Rechtsanwalt, der diesen Verein berät, habe empfohlen, die „Kiesa“ nicht wie bisher immer geplant in ein Naturbad umzuwandeln, sondern es bei einer unbewachten Badestelle zu belassen. Auch der Schleswig-Holsteinische Gemeindetag habe ihm diesen Rat gegeben, so Haesler.
„Die Definition einer Badestelle ist, dass sie unbewacht ist und das Baden auf eigene Gefahr geschieht. Die Verantwortung wird an den Nutzer gegeben“, teilte er den verblüfften Fraktionen mit. Anlagen wie Badeinseln, Stege oder Rutschen seien nicht erlaubt – Parkplätze oder sanitäre Einrichtungen hingegen schon.
Ein Naturbad – zum Beispiel wie in Itzstedt – wäre der See, wenn Eintritt genommen werde und eine Badeaufsicht vor Ort wäre. Rettungsschwimmer, in der Regel von der DLRG, wären vorgeschrieben, diese bräuchten entsprechende Ausrüstung. „Hierbei entstehen der Gemeinde hohe Kosten und mögliche baurechtliche Genehmigungsverfahren“, so der Koordinator.
Kiesa verursacht sechsstellige Kosten 2020 und 2021
All das wäre in diesem Sommer sowieso nicht mehr machbar gewesen. Wie berichtet, hatte die Politik im Frühjahr über ein Konzept mit Gastronomie und Eintrittspreisen diskutiert – vor den Ferien fehlte aber die Zeit für eine Umsetzung. Nur der Zaun um den Strand wurde in Auftrag gegeben für etwa 60.000 Euro.
Mittlerweile steht der Zaun. Dazu wurde ein neuer Sicherheitsdienst engagiert, der teilweise bis in die Nacht patrouillierte. Schon 2020, als das Areal coronabedingt gesperrt war, hatte Bürgermeister Jürgen Lamp (CDU) eine Security mit der Überwachung beauftragt – die Gesamtkosten stiegen auf über 200.000 Euro.
Auch 2021 werden die Ausgaben sechsstellig sein. Aus diesem Grund hatten wiederholt Politiker die Kosten-Nutzen-Frage gestellt – also, ob ein derartiger finanzieller Aufwand gerechtfertigt sei, um abendliche Partys zu verhindern oder Familien vom Planschen abzuhalten. Jetzt wird es genügen, aussagekräftige Hinweistafeln aufzustellen. „Mit Piktogrammen“, so Haesler. „Wenn die Hygienevorschriften angezeigt werden, liegt es in der Eigenverantwortung der Benutzer, sich daran zu halten.“
Wer zahlt bei Badeunfällen an der Costa Kiesa?
Die gängigen Corona-Regeln, also insbesondere was Treffen in der Öffentlichkeit angeht, müssen eingehalten werden. Zusammen mit der Leiterin des Itzstedter Ordnungsamtes habe er andere Gemeinden mit unbewachten Badestellen kontaktiert und sich vergewissert, dass diese Praxis üblich sei. Für Notfälle würden entsprechende Telefonnummern auf den Schildern vermerkt sein.
Die Amtsverwaltung hat auch die Haftungsfrage geklärt, sollte es zu Badeunfällen kommen. Der Bürgermeister müsse in zivilrechtlichen Fragen nicht mit seinem Privatvermögen haften, bei strafrechtlichen Angelegenheiten greift der Kommunale Schadensausgleich.
Bis die Hinweistafeln geliefert und aufgestellt sind, soll es zwei bis drei Wochen dauern. Die neue Regelung gilt ganzjährig, was die Ganzjahresbader freuen wird, die seit einigen Monaten im Verein „Freunde der Costa Kiesa“ organisiert sind – und genau die Lösung vorgeschlagen hatten, die nun umgesetzt wird. Auch für den Sommer 2022 wird die Costa Kiesa eine unbewachte Badestelle sein. Eine Einschränkung wurde allerdings hinzugefügt: Das Betreten ist nur von 6 bis 22 Uhr erlaubt. Und Jürgen Lamp wird sich nach eigener Aussage die Option Sicherheitsdienst offen halten, wenn die Beschwerden aus der Bevölkerung wieder zunehmen sollten.