Norderstedt. Was ist seit der Verurteilung des Verantwortlichen auf dem Gieschen-Areal passiert? Wann rücken Bagger an? Die Antworten.

Ein halbes Jahr liegt es zurück, dass der ehemalige Betreiber der Gieschen Containerdienst GmbH schuldig gesprochen wurde. Das Amtsgericht Norderstedt sah es als erwiesen an, dass er zwischen den Jahren 2015 und 2019 einen Müllberg von 2330 Kubikmetern mit potenziell krebserregenden, asbest- und teerhaltigen Stoffen auf dem Gelände am Umspannwerk in Friedrichsgabe angehäuft hat.

Die Konsequenz: Der Verantwortliche wurde wegen des unerlaubten Umgangs mit Abfällen und des unerlaubten Betreibens einer Anlage, jeweils in einem besonders schweren Fall, zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Außerdem muss er 598.000 Euro zahlen sowie 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. So weit, so klar. Aber was ist seitdem passiert?

Müllberg Norderstedt: Räumung verzögert sich – Müll bleibt wohl auch 2023 liegen

Wer an dem vermüllten Grundstück vorbeiläuft, sieht: Hier hat sich nichts verändert. Der Müll türmt sich nach wie vor bis zu fünf Meter in die Höhe. Insgesamt lagern hier rund 15.000 Kubikmeter Abfall. Weil es sich laut Gericht auch um Altlasten handele, wurde der frühere Betreiber nur für einen kleinen Teil zur Rechenschaft gezogen. Viele Norderstedterinnen und Norderstedter warten schon seit Jahren darauf, dass der Müllberg, der zum Schandfleck in ihrer Stadt geworden ist, endlich geräumt wird. Doch wann ist es soweit? Wann rücken die langersehnten Bagger an?

Müllberg-Prozess in Norderstedt: Der ehemalige Betreiber der Gieschen Containerdienst GmbH wurde unter anderem zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt.
Müllberg-Prozess in Norderstedt: Der ehemalige Betreiber der Gieschen Containerdienst GmbH wurde unter anderem zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. © Annabell Behrmann

Auf Nachfrage des Abendblattes erklärt das zuständige Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR): „Eine vollständige Räumung noch 2023 ist inzwischen unwahrscheinlich.“

Abfall-Skandal: Firma für die eigentliche Räumung wird gesucht

Bereits Ende des vergangenen Jahres ist ein Auftrag an ein Büro vergeben worden, das die Planung sowie fachgutachterliche Begleitung der Räumung übernimmt. Derzeit erarbeitet die beauftragte Firma die Unterlagen für die Ausschreibung der eigentlichen Räumung. „Dabei ergaben sich klärungsbedürftige Fragen, die einen Zeitverzug gegenüber den ursprünglichen Annahmen zur Folge hatten“, erklärt Martin Schmidt, Sprecher des LLUR. Und weiter: „Mit der Ausschreibung ist im Laufe des Sommers zu rechnen.“

Wann danach die eigentliche Räumung beginnen kann, hänge vom Ergebnis dieser Ausschreibung ab, sagt Schmidt. Bis dahin sind lediglich vorbereitende Arbeiten wie zum Beispiel die Ertüchtigung der Zufahrt möglich. Das Ende des Müllbergs zögert sich also weiter hinaus. Bereits der Gerichtsprozess hat sich lange hingezogen, da der Verantwortliche zunächst nicht auffindbar war.

Müllberg Norderstedt: Stadt findet Verzögerung „bedauerlich“ – aber unausweichlich

Die Stadt Norderstedt findet die Verzögerung zwar „bedauerlich“, aber im Sinne einer fachgerechten Entsorgung der dort gelagerten – und bisher nicht vollständig bekannten – Abfälle sei sie nicht zu vermeiden. „Wir haben ein ebenso großes Interesse wie das Land daran, dass die Räumung fachgerecht erfolgt und die dafür wichtigen, noch offenen Fragen im Vorfeld ausreichend geklärt werden“, sagt die Stadtverwaltung.