Norderstedt. Seit einem heftigen Streit befindet sich die Gastronomie im Tiefschlaf. Kurz sah es danach aus, als könnte sich dies bald ändern.

Am 1. Mai strömten die Norderstedterinnen und Norderstedter zur Saisoneröffnung in ihren Stadtpark. Bei Sonnenschein, Musik und fröhlichem Getümmel ist der Park erwacht – nur das Strandhaus am Stadtparksee befindet sich seit dem Streit zwischen den Stadtwerken Norderstedt und den Pächtern weiterhin im Tiefschlaf. Kurz sah es danach aus, als könnte sich dies bald ändern.

Laut Betreibern des Strandhauses wollten die Stadtwerke, denen das Veranstaltungshaus am See gehört, im Mai die Räumlichkeiten für eine Veranstaltung an Dritte vermieten. „Das haben wir mit Interesse zur Kenntnis genommen. Im Sinne der Gleichstellung müssten uns Veranstaltungen dann ja auch erlaubt sein“, sagt Christoph Clauß, kaufmännischer Leiter des Strandhauses.

Stadtpark Norderstedt: Bizarrer Streit um Strandhaus: Runder Tisch wird gefordert

Zur Erklärung: Die Pächter dürfen Geburtstage, Hochzeiten und sonstige Feiern im Strandhaus nur noch mit Erlaubnis der Stadtwerke veranstalten. Das hat das Landgericht Kiel entschieden. Da die beiden Parteien aber miteinander im Clinch liegen, gestattet das städtische Unternehmen den aktuellen Betreibern derzeit keine Veranstaltungen. Laut Pachtvertrag wäre es den Stadtwerken wiederum aber möglich, das Strandhaus an Dritte zu vermieten oder für eigene Zwecke zu nutzen.

Das sollen die Stadtwerke laut Christoph Clauß geplant haben. Mittlerweile sei die Veranstaltung aber dann wieder abgesagt worden. Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß betont hingegen, dass es keine Veranstaltungen vonseiten der Stadtwerke im Strandhaus gab oder gibt. „Zum jetzigen Zeitpunkt existiert keine konkrete Planung, in den kommenden Wochen Veranstaltungen durchzuführen“, so Weiß.

Stadtwerke wollten vor dem Streit 1,4 Millionen Euro investieren

Zudem könnten die Stadtwerken nach dem aktuell und noch 28 weitere Jahre laufenden Pachtvertrag nur eingeschränkt zu eigenen Veranstaltungen im Strandhaus einladen oder das Haus für Dritte anbieten, sagt Weiß. Um dauerhaft und regelmäßig diese Feiern oder Veranstaltungen anbieten zu können, müssten „langfristige infrastrukturelle Voraussetzungen“ geschaffen werden, sagen die Stadtwerke.

Noch vor dem Streit waren die Stadtwerke bereit, etwa 1,4 Millionen Euro in die Gastronomie am Stadtparksee zu investieren. Doch diese Kosten müssten entsprechend durch Mieteinnahmen gedeckt werden, erklärt Oliver Weiß. „Dafür bräuchte es eine Neuausschreibung für den gesamten Gastronomiebetrieb im Strandhaus.“

Eine solche Neuausschreibung ist derzeit allerdings nicht möglich. Das Landgericht hat in einem Urteil entschieden, dass der Mietvertrag zu unveränderten Konditionen fortbesteht. Die Stadtwerke haben Berufung eingelegt – das Urteil von Oktober ist also noch nicht rechtskräftig.

Ob Strandhaus während der Badesaison öffnet, ist noch ungewiss

Die Strandhaus-Betreiber erklärten in der Vergangenheit wiederholt ihre Bereitschaft, die Pachtdauer zu verkürzen und eine höhere Miete für Veranstaltungen zu zahlen. Die Stadtwerke ließen sich darauf nicht ein. Aus verschiedenen Quellen ist zu hören, dass es vor einiger Zeit eine Mediation zwischen den Pächtern und den Stadtwerken gegeben haben soll – offenbar erfolglos. Und so führt die verfahrene Situation dazu, dass im Strandhaus seit Monaten gar nichts passiert.

Das liegt zum einen an den Stadtwerken, die keine Veranstaltungen erlauben. Zum anderen an den Pächtern, die während der Badesaison nach wie vor Getränke sowie kleine Snacks an die Gäste des anliegenden Strandbades verkaufen dürften, im vergangenen Jahr aus wirtschaftlichen Gründen aber darauf verzichteten. Ob es in diesem Sommer einen Tagesbetrieb im Strandhaus geben wird, steht noch nicht fest. Beide Parteien müssen sich für eine Entscheidung zusammensetzen.

Strandhaus-Streit: FDP-Fraktionsvorsitzender spricht sich für runden Tisch aus

Tobias Mährlein, Fraktionsvorsitzender der FDP in Norderstedt, spricht sich für einen runden Tisch im Strandhaus-Streit aus.
Tobias Mährlein, Fraktionsvorsitzender der FDP in Norderstedt, spricht sich für einen runden Tisch im Strandhaus-Streit aus. © HA

Für Tobias Mährlein, Fraktionsvorsitzender der FDP in Norderstedt, ist das kein Zustand. Er spricht sich für einen weiteren runden Tisch aus, an dem zwei bis drei Vertreter der Politik mit der Geschäftsführung der Stadtwerke und des Strandhauses zusammenkommen. „Ohne Juristen“, betont der Kommunalpolitiker, „sondern lösungsorientiert und mit gesundem Menschenverstand.“

Mährlein würde von den Pächtern des Strandhauses gern aus erster Hand erfahren, warum sie sich bisher gegen eine Öffnung während der Badesaison entschieden haben. „Das finde ich sehr schade für die Parkgäste“, sagt er.

Stadtpark Norderstedt: Strandhaus war im Wahlkampf kein Thema

CDU-Fraktionschef Peter Holle verspricht indes: „Wir werden das Thema nach der Kommunalwahl auf jeden Fall anpacken.“

Im Wahlkampf war das Strandhaus für die Parteien kein Thema. „Das Gerichtsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Es macht keinen Sinn sich zusammenzusetzen und am Ende ist dann doch alles obsolet“, erklärt Reimer Rathje von Wir in Norderstedt (WiN). Erst einmal müsse feststehen, wie das Gericht urteilt. „Wenn das Ergebnis da ist, kann man auf Grundlage dessen einen Kompromiss finden“, sagt Rathje.