Nordersted. „Angespannter Wohnungsmarkt“: Im Ranking der Landesregierung SH liegt Norderstedt weit vorn. Wer noch in den „Top Ten“ ist.

Auf Platz 1: die beliebte Nordseeinsel Sylt. Gleich dahinter: Norderstedt, die stetig wachsende Stadt direkt vor den Toren Hamburgs. Doch in diesem Ranking geht es nicht etwa um Tourismus oder Attraktivität, hier wie dort dürfte die Platzierung für wenig Freude sorgen. Denn untersucht wurde das Thema Wohnungsknappheit.

„Ergebnis der gutachterlichen Bewertung zur Angespanntheit eines Wohnungsmarktes nach Paragraf 201 a Baugesetzbuch“ steht über der Liste, die die Pressestelle des Kieler Innenministeriums auf Abendblatt-Anfrage verschickt. Je schwieriger die Lage, desto höher die Position.

Norderstedt bei Wohnungsknappheit auf Platz 2 – hinter Sylt

Das Gutachten wurde im Rahmen des neuen „Baulandmobilisierungsgesetztes“ erstellt. Es soll, wie berichtet, Abhilfe gegen Wohnungsknappheit in Schleswig-Holstein schaffen und am 10. Februar in Kraft treten.

Zuvor hatte das Innenministerium alle 1106 Städte und Gemeinden in Schleswig-Holstein unter die Lupe genommen und 67 Kommunen identifiziert, in denen der Wohnungsmarkt besonders „angespannt“ sei. Neben Norderstedt gehören im Kreis Segeberg auch Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg, Bad Bramstedt, Bad Segeberg und Ellerau dazu.

Zunächst waren diese 67 Kommunen allerdings nur in alphabetischer Reihenfolge genannt worden. Nun liegt die neue Liste vor, die eine Art Ranking vornimmt. Kaltenkirchen liegt hier auf Platz 6, Henstedt-Ulzburg auf Platz 19, Bad Bramstedt auf Platz 33. Auf Platz 34 folgt Bad Segeberg, auf Platz 36 Ellerau.

Auch hier ist der Wohnraum knapp – und sehr beliebt: Sylt, vom Süden aus gesehen.
Auch hier ist der Wohnraum knapp – und sehr beliebt: Sylt, vom Süden aus gesehen. © Getty Images/iStockphoto

Wohnung mieten in Norderstedt: Es gibt kaum Brachflächen

Handlungsbedarf besteht also offenbar – besonders in Norderstedt. Doch ob das Gesetz hier die gewünschte Wirkung erzielen wird, ist mehr als umstritten. Mehrere Lokalpolitiker haben bereits ihre Skepsis geäußert, Kritik kam auch vom Eigentümerverband Haus & Grund und vom Mieterverein.

Ein Kernelement des Gesetzes ist es, dass die Stadt leichter Brachflächen aufkaufen und dann in Bauland verwandeln kann. Aber solche Flächen gebe es in Norderstedt gar nicht, heißt es immer wieder. Andere Vorschläge, was in Norderstedt helfen könnte, gibt es einige: eine städtische Mietpreisbremse etwa, oder die Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft.

Die Debatte dürfte – vor dem Hintergrund der Kommunalwahlen am 14. Mai – durch diesen eher unrühmlichen 2. Platz nun noch befeuert werden.