Norderstedt. Stadt und Ehrenamtliche rechnen im Winter mit mehr Menschen, besonders aus der Ukraine. Was Sie jetzt tun können.
Das Willkommen-Team Norderstedt, das Geflüchtete nach ihrer Ankunft in Norderstedt unterstützt, bereitet sich auf einen schwierigen Winter vor. Die ehrenamtlichen Helfer rechnen mit der Ankunft vieler neuer Menschen, besonders aus der Ukraine. Fast jede Art von Hilfe wird deshalb ab sofort dringend gebraucht.
„Wir befürchten, dass in den kommenden Monaten immer mehr Menschen aus der Ukraine flüchten müssen. Russland zerbombt dort ja gezielt die Infrastruktur“, sagt Ilka Bandelow, Erste Vorsitzende des Vereins. Ganz ähnlich ist die Einschätzung in der Norderstedter Stadtverwaltung. Man bereite sich auf die Ankunft von mehr Geflüchteten im Herbst und Winter vor, sagte kürzlich Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD).
Norderstedt: Mehr Flüchtlinge erwartet – Willkommen-Team braucht Hilfe
Das Problem: Schon jetzt wird es laut Stadtverwaltung immer schwieriger, die Menschen unterzubringen. Rund 2100 Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber leben aktuell in der Stadt, etwa 850 von ihnen sind aus der Ukraine. Pro Woche, so die Verwaltung, kommen aktuell etwa 20 bis 50 Menschen hinzu. Die Stadt appelliert deshalb auch an Privatleute, freie Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Und sie plant, als Notlösung eine Turnhalle des Schulzentrums Süd zur temporären Flüchtlingsunterkunft umzurüsten.
Besonders diese Vorstellung erfüllt Ilka Bandelow „mit Sorge“, wie sie sagt. Dass Menschen, die in einer ohnehin sehr schwierigen Lage sind, auf engstem Raum in einer Turnhalle leben müssen – Probleme wären wohl absehbar. Aber genau auf diese Situation bereitet sich das Willkommen-Team nun vor. „Da sind wir dann gefordert, um die Leute aufzufangen und Konflikte abzufedern“, sagt sie.
„Es geht erst einmal darum, da zu sein, etwas Zeit zu schenken“, sagt Imke Wallert
Und dafür brauchen die derzeit rund 220 Mitglieder des Teams vor allem Verstärkung. „Es geht erst einmal darum, einfach da zu sein, Zeit zu schenken“, sagt Imke Wallert, die im Willkommen-Team mitarbeitet. Jeder könne helfen, auch Personen, die beruflich und familiär stark eingebunden und sind und von daher nicht so flexibel.
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„Wenn zum Beispiel jemand sagt, ich habe mittwochs abends ab 19 Uhr Zeit, dann ist das gut. Dann kann er oder sie zur Unterkunft kommen, zum Beispiel einen Kaffee oder Tee mit einer neu angekommenen Person trinken, oder mit Kindern ein Spiel spielen – so etwas ist schon eine Menge wert“, so Wallert.
Es kommen auch ehemalige Ortskräfte aus Afghanistan
Natürlich kommen aktuell nicht nur Menschen aus der Ukraine, sondern auch aus anderen Krisengebieten – das betont Ilka Bandelow. Auch Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder hatte kürzlich darauf hingewiesen, dass beispielsweise ehemalige Ortskräfte aus Afghanistan, also Menschen, die mit der Bundeswehr zusammengearbeitet hatten, nun mit ihren Familien nach Norderstedt kämen. Und es gebe leider zahlreiche weitere Krisenregionen, aus denen Menschen flüchten müssen.
Das Willkommen-Team gründete sich im Jahr 2014 und ist über die Jahre zu einem unverzichtbaren Akteur in der Stadt geworden. Die Geflüchteten werden auf vielfältige Art begleitet, ab der Ankunft in Norderstedt. „Jeder wird persönlich von uns begrüßt“, sagt Ilka Bandelow.
Team begrüßt pro Woche 12 bis 15 Menschen in Norderstedt
Pro Woche seien das derzeit zwölf bis 15 Personen, darunter etwa zwei Drittel Menschen aus der Ukraine. Die Geflüchteten, die neu in eine der insgesamt 18 städtischen Unterkünfte einziehen, bekommen auch eine Art Starter-Set, in dem sich Dinge wie Geschirr, Besteck, Waschzeug und Handtücher befinden.
Außerdem leistet das Willkommen-Team wichtige Hilfe im Alltag, begleitet etwa Geflüchtete zu Ärzten, organisiert Sprachkurse und Sprach-Patenschaften und bietet auch spezielle Seminare an, wie den „Wohnungs-Führerschein“, der Neuankömmlingen mit Informationen zur ersten eigenen Unterkunft versorgt – was es also zu wissen gibt zu Verträgen, Mietrecht, Mülltrennung, Hausordnung und Energiekosten.
„Wir suchen Begrüßer, Willkommensbeutel-Packer, Übersetzer, Sprachpaten“
In all diesen Bereichen kann das Willkommen-Team nun neue Mitstreiter gebrauchen. „Wir suchen Begrüßer, Willkommensbeutel-Packer, Übersetzer, Sprachpaten und Personen, die Sprachkurse geben können“, zählt Ilka Bandelow auf. Eine andere Gruppe im Willkommen-Team hilft Geflüchteten dabei, Jobs zu finden. Auch hier wird immer Hilfe gebraucht, „zum Beispiel dabei, Lebensläufe zu verfassen“, sagt Imke Wallert, die selbst schon mehreren Geflüchteten dabei geholfen hat, eine Arbeit zu finden.
Wer handwerklich begabt ist und helfen möchte, kann das Team in der Fahrradwerkstatt unterstützen, oder bei anderen anfallenden Tätigkeiten. Der Verein versorgt die Zimmer der Geflüchteten nämlich auch mit Vorhängen – die gehören in den Unterkünften der Stadt nicht zur Standard-Ausstattung.
Geschirr und Handtücher werden gebraucht – und ganz besonders Fahrräder
Auch Sachspenden wie Handtücher, Geschirr und Besteck sind sehr willkommen. „Außerdem suchen wir händeringend Fahrräder!“, sagt Ilka Bandelow. Ein Grund sei, dass das Neun-Euro-Ticket nun weggefallen ist. „Da merken viele, dass der öffentliche Nahverkehr schon ganz schön teuer ist. Aber in Norderstedt lässt sich vieles ja auch sehr gut mit dem Fahrrad erreichen“, sagt Ilka Bandelow.
Sachspenden können beim Willkommen-Team abgegeben werden, das sein Büro in der ehemaligen Schule Fadens Tannen hat, die mittlerweile als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird. Es sollte aber vorher ein Termin vereinbart werden. Kleiderspenden hingegen nimmt das Team nicht an. Spenden dieser Art können aber bei der Kleiderkammer des Deutschen Roten Kreuzes in Norderstedt, Ochsenzoller Straße 124, abgegeben werden.
Norderstedt: Was das Team für Kinder zu Weihnachten plant
Mit dem Winter steht auch das Weihnachtsfest vor der Tür. Auch das bedeutet viel Arbeit für das Team, denn schließlich sollen die Kinder trotz allem ein schönes Fest haben. So wird aktuell eine Weihnachts-Rallye für geflüchtete Kinder vorbereitet. Und es werden auch Geschenke gesammelt und gepackt. Wer hier mitmachen möchte – oder auf irgendeine andere Art Hilfe anbieten kann – meldet sich einfach beim Willkommen-Team.
Ilka Bandelow und Imke Wallert sagen, dass das Team „durchaus gut zu tun“ hat. Aber den beiden Frauen ist auch anzumerken, dass diese Tätigkeit für besondere Glücksmomente sorgen kann. Imke Wallert: „ Bei mir sind ganz besondere Freundschaften zu Geflüchteten entstanden. Und das geht vielen Helfern so.“
Wer Kontakt mit dem Willkommen-Team aufnehmen will, meldet sich telefonisch unter 040/63 86 12 61 oder unter 0162/746 14 80 oder schreibt eine E-Mail an buero@willkommen-team.org. Das Büro ist an der Straße Fadens Tannen 30 in Norderstedt zu finden. Weitere Infos auf der Webseite des Teams.