Norderstedt. Stadt appelliert an Norderstedter und bereitet sich darauf vor, Menschen in Sporthallen unterbringen zu müssen.
Die Unterbringung von geflüchteten Menschen wird zu einer immer größeren Herausforderung für Norderstedt. Deshalb fordert die Stadt mehr finanzielle Unterstützung vom Land, damit die den Kommunen zugewiesenen Flüchtlinge auch angemessen untergebracht und versorgt werden können.
Die derzeitigen Mittel reichten nicht aus, um den Druck von den Kommunen zu nehmen, konstatieren Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder und Sozialdezernentin Katrin Schmieder. Zusätzlich rufen sie Norderstedterinnen und Norderstedter dazu auf, weiterhin freien Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen.
Norderstedt: Wer kann Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung stellen?
Beide sind heute schon dankbar, dass so viele Norderstedterinnen und Norderstedter bereits Wohnraum anbieten und den eigenen teilen: „Das ist ein wirklich starkes Zeichen an gelebter Solidarität!“, heiß es in einer Mitteilung.
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Elke Christina Roeder sagt: „Wir haben in Norderstedt eine einmalige Situation: Die Zahl der uns zugewiesenen Flüchtlinge ist schon jetzt höher als im Jahr 2015. Wir verspüren den Druck deutlich, uns mangelt es an Kapazitäten.“ Die Stadt bereitet sich darauf vor, über die Wintermonate Flüchtlinge in Sporthallen unterbringen zu müssen.
Sporthalle musste bisher nicht in Anspruch genommen werden
Zu Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine war eine Sporthalle entsprechend ausgestattet worden, musste als Notlösung bisher jedoch nicht in Anspruch genommen werden. „Das ist ein Zustand den auch jetzt keiner haben will“, sagt Sozialdezernentin Katrin Schmieder, „daher appellieren wir an alle in Norderstedt, die auch kurz-, mittel- und langfristig Wohnraum zur Verfügung haben, Kontakt mit der Stadt aufzunehmen.“
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Seit der Flüchtlingskrise 2015 sei es weder der Stadt Norderstedt, noch anderen Kommunen trotz intensiver Integrationsarbeit gelungen, allen in den vorhandenen Unterkünften lebenden Geflüchteten dauerhaften Wohnraum anzubieten und damit Platz in den Unterkünften zu schaffen.
Elke Christina Roeder: „Wir sehen die Entwicklung mit Sorge“
„Erfahrungsgemäß kommen im Herbst und Winter noch mehr geflüchtete Menschen hinzu. Das wird nun auch mit der anhaltenden Kriegssituation in der Ukraine sicher der Fall sein. Wir sehen die Entwicklung mit Sorge“, sagt Elke Christina Roeder. Das Land stehe daher auch in der Pflicht, größere Landesunterkünfte wieder aufzumachen. Andernfalls würden die Kommunen schon bald vor sehr ernsten Problemen stehen.
Wie Sozialdezernentin Katrin Schmieder betont, gebe es nur bedingt die Möglichkeit, Sporthallen für die Flüchtlingsunterbringung zu nutzen. „Die für eine Unterbringung notwendige Infrastruktur ist nicht überall gegeben, denn neben einem Bett brauchen die Menschen auch Sozialräume und Verpflegung. Das müssen wir zudem sicherstellen. Das ist eine schwierige Ausgangslage“, sagt Katrin Schmieder.
„Werden als Stadt tun, was wir können, um den Menschen zu helfen“
Auch Wohncontainer aufzustellen sei derzeit keine Option, da der Markt leer sei und zur Verfügung stehende Flächen nicht kurzfristig erschlossen wären. Dass in der Nachbarstadt Hamburg bereits auf Zelte zurückgegriffen wird, sieht die Stadtverwaltung als Sinnbild für die Dramatik der aktuellen Lage.
Die Oberbürgermeisterin warnt angesichts der herausfordernden Situation vor einer Stigmatisierung der Geflüchteten. Elke Christina Roeder: „Niemand flüchtet zum Spaß. Dessen sollten sich alle Menschen bewusst sein. Wir werden als Stadt tun, was wir können, um den Menschen zu helfen und uns weiterhin solidarisch in dieser Krisenlage zeigen. Wichtig ist und bleibt, dass wir alle in dieser Krise zusammenhalten.“
Norderstedt: Aktuell sind in der Stadt etwa 2100 Geflüchtete untergebracht
Aktuell sind in Norderstedt annähernd 2.100 Geflüchtete untergebracht. Aktuell 848 Menschen sind aus der Ukraine zugereist, von diesen sind aktuell 490 privat untergebracht und 358 in den städtischen Unterkünften.
Derzeit werden der Stadt Norderstedt monatlich etwa 50 zusätzliche Geflüchtete zugewiesen. Für die weitere Unterbringung hat die Stadt Norderstedt zwischenzeitlich ein zweites Hotel angemietet. Mit den Wohnungsbaugesellschaften werden in Kooperation weitere Räumlichkeiten für die Unterbringung vorgehalten.
Norderstedterinnen und Norderstedter, die Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellen können, werden dringend gebeten, sich mit der Stadt Norderstedt unter E-Mail ukraine-hilfe@norderstedt.de Kontakt aufzunehmen. Jeder Raum zählt.