Norderstedt. Pächtern des Strandhauses in Norderstedt wird vorgeworfen, sich nicht an Vereinbarungen zu halten. Wer die Leidtragenden sind.
Seit mehr als eineinhalb Jahren tobt ein erbitterter Streit zwischen den Pächtern des Strandhauses am Stadtparksee und den Stadtwerken Norderstedt, denen die Veranstaltungslocation gehört. Ein Ende scheint noch lange nicht in Sicht zu sein. Der neuste Streitpunkt: Den Betreibern des Strandhauses ist es künftig untersagt, private Veranstaltungen durchzuführen. Diese Nachricht hat besonders die Menschen schockiert, die bereits ihre Hochzeits- oder Geburtstagsfeiern im Strandhaus geplant haben. Die Pächter weisen die Schuld von sich und machen die Stadtwerke verantwortlich. Nun äußert sich erstmals der städtische Energieversorger und erläutert die Hintergründe.
Norderstedt: Streit um Strandhaus geht auch nach Prozess weiter
Rückblick: Bereits im Spätsommer 2020 haben die Stadtwerke den Mietvertrag mit den Pächtern nach einem Streit um das gastronomische Angebot im Stadtpark gekündigt. Die Strandhaus Norderstedt GmbH ist gegen die Kündigung gerichtlich vorgegangen. Während der rechtlichen Klärung haben Stadtwerke und Pächter im März des vergangenen Jahres einen Vergleich vor dem Landgericht Kiel geschlossen, der schriftlich festhält, dass bestimmte, bereits vereinbarte Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen. Diese Feiern wurden in einer Liste dokumentiert. Sie enthält insgesamt 75 Veranstaltungen für 2021, 2022 und 2024.
Doch bereits im August 2021 soll das Strandhaus eine nicht in der Liste vereinbarte Feier veranstaltet haben, beklagen die Stadtwerke. Spätestens nach einer Verhandlung vor dem Landgericht Kiel im Februar 2022 hätte dem Strandhaus klar sein müssen, dass private Veranstaltungen möglich, aber genehmigungspflichtig seien, so die Stadtwerke.
Christoph Clauß, kaufmännischer Leiter des Strandhauses, behauptet hingegen, dass es in den vergangenen zehn Jahren nicht eine Veranstaltung gegeben hätte, die genehmigt werden musste. „Es hat nie ein Problem gegeben. Wir haben über jede Feier informiert. Wenn sie jetzt nicht stattfinden, ist es die Schuld der Stadtwerke.“ Bisher seien gebuchte Termine in eine WhatsApp-Gruppe geschickt worden, erklärt Clauß. Zu dieser Gruppe gehörten Ex-Arriba-Chef Ruud Swaen und seine Assistentin. Beide arbeiten inzwischen nicht mehr für die Stadtwerke. Swaen musste gehen, nachdem herausgekommen war, dass er den Pachtvertrag mit den jetzigen Betreibern ohne Kenntnis seines Arbeitgebers um 20 weitere Jahre verlängert hatte.
Norderstedt: Wer hat das Dienst-Handy des Ex-Arriba-Chefs?
Das Strandhaus schickt nach eigenen Angaben Termine weiterhin in die besagte WhatsApp-Gruppe. Wer und ob jemand das Diensthandy von Swaen übernommen hat, ist unklar. Die Stadtwerke hingegen sagen, dass dem kaufmännischen Leiter des Strandhauses bereits im November 2021 schriftlich per Boten eine extra eingerichtete E-Mail-Adresse mitgeteilt worden sei, um weitere Veranstaltungen anzumelden. In diesem Postfach liege bis heute kein Antrag für weitere Feiern vor, so die Stadtwerke.
„Der Durchführung einer für April 2022 unangemeldet geplanten Veranstaltung haben wir daher widersprochen“, sagt Sprecher Oliver Weiß. Von einer Reihe weiterer Veranstaltungen, denen die Stadtwerke nicht zugestimmt haben, hätten sie erst durch ein anwaltliches Schreiben vom 23. März und aus den Medien erfahren. „Die Leidtragenden unter der aktuellen Situation sind diejenigen, die auf die Verlässlichkeit einer Buchung beim Betreiber des Strandhauses vertraut haben und nun feststellen müssen, dass ihnen Termine eigenmächtig und ohne Grundlage zugesagt wurden“, sagt Weiß. Und weiter: „Nun weist das Strandhaus jegliche Verantwortung von sich und fordert öffentlich, die Veranstaltungen zu erlauben und damit nachträglich ihre wiederholten und umfangreichen Verstöße zu billigen. Von einem Geschäftspartner, der dies für 20 bis 30 Jahre sein möchte, müssen wir zum Wohl der Gäste des Strandhauses und des Stadtparks mehr Verlässlichkeit und weniger Eigennutz erwarten.“
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Norderstedt: Stadtwerke bieten Unterstützung an
In diversen Gerichtsprozessen haben sich beide Parteien um die vom ehemaligen Arriba-Chef Ruud Swaen unterzeichnete Verlängerung vom Mai 2020 gestritten. Erstmals erheben die Stadtwerke öffentlich schwere Vorwürfe. Im Januar 2022 hatte das Unternehmen die „Formwirksamkeit“ der Vertragsverlängerung beanstandet. Daraufhin habe das Strandhaus erstmals eine weitere, von Swaen unterzeichnete Fassung präsentiert. „Datiert einen Tag nach der umstrittenen Verlängerung und nun ohne beanstandete Mängel“, sagen die Stadtwerke.
Allerdings hätte sich diese Fassung – im Unterschied zu der bisher strittigen – nicht in den Unterlagen befunden, die der Arriba-Manager bei seinem Ausscheiden übergeben habe. Deswegen haben die Stadtwerke eine außerordentliche fristlose „Verdachtskündigung“ gegenüber den Pächtern ausgesprochen. Christoph Clauß wollte sich zu diesen Vorwürfen nicht äußern, da er zum Zeitpunkt der Verlängerung noch nicht kaufmännischer Leiter war.
Vor diesem Hintergrund sei es den Stadtwerken nicht möglich, neue zusätzliche Mietverträge für private Feiern abzuschließen, sagen sie. Allen, die Hochzeiten und sonstige Veranstaltungen im Strandhaus gebucht haben, bieten die Stadtwerke an, „Belege zur Regelung und Wahrung ihrer Interessen zur Verfügung zu stellen“. „Wir bieten den Menschen an, sie zu unterstützen. Wir geben aber ausdrücklich keine Handlungsempfehlung“, stellt Oliver Weiß klar.