Spekulatius und Geleekringel in der Schultüte: Ein kluger Schachzug der Süßwarenindustrie, findet Jan Schröter.

Was für ein perfektes Timing: Die Erstklässler werden eingeschult, zeitgleich rollt das Weihnachtsgebäck in die Supermärkte. Die Lütten kriegen die Schultüten mit Schokowichteln, Geleekringeln und Spekulatius zugeknallt, die Süßwarenindustrie reibt sich die Hände.

Das nennt man Synergieeffekt. Bis Abc-Schützen so ein schweres Wort schreiben können, vergehen Jahre. Wie Synergien funktionieren, begreifen sie allerdings intuitiv. Rechnen, das erfuhren sie bereits im Laufe ihrer Kita-Karriere, kann man viel einfacher mit der App auf dem Smartphone. Falls die garstigen Eltern so ein praktisches Gerät bislang verweigert haben sollten, können Schul-Debütanten dank der sensationellen Konstellation Schulanfang/Weihnachtsgebäck in diesem Jahr wenigstens auf einen Klassiker zurückgreifen: Rechnen mit Dominosteinen. Wer sich nach der Rechenstunde die schweißnassen Schokohändchen am Pulli des Sitznachbarn abwischt, sorgt sofort für zwischenmenschliche Interaktion und Verbalinjurien bis hin zur physischen Eskalation. Wer das alles verstehen will, braucht schon mindestens einen Bachelor und das, liebe Kinder, ist in diesem Falle nicht der junge Mann, der in Muttis Lieblingssendung im Fernsehen immer die Rosen verteilt. Oh nein. Ein Bachelor ist der Bildungsabschluss, den ihr mindestens haben müsst, um überhaupt zum Pfandflaschensammeln zugelassen zu werden. Denn, das merkt ihr bald, in dieser Welt ist man selten auf Rosen gebettet. Und wenn, liegt man garantiert immer auf dem dornigen Ende.

Es sei denn, ihr baut unsere Welt einfach mal um. Ihr könnt gar nicht früh genug damit anfangen. Beginnt mit den Dominosteinen aus der Schultüte, die lassen sich locker so gut verbauen wie Lego, und wenn das Ergebnis nicht gefällt, kann man sie immer noch wegnaschen.