Kolumnist Jan Schröter beschäftigt sich mit dem Ursprung des Wortes Urlaub. Dabei stößt er auf den Robbie Williams des Mittelalters.

Derzeit haben jede Menge Leute Urlaub. Grund genug, sich damit zu befassen, was dieses Wörtchen eigentlich bedeutet. Urlaub. Ur-Laub? Prähistorische Blätter sind ja wohl kaum damit gemeint, was also dann?

Die Recherche führt zurück ins Althochdeutsche, die Sprache der Minnesänger und Barden vom Schlage eines Walther von der Vogelweide: „Urlaub“ meint den althochdeutschen Begriff „urloup“. Damit bezeichnete man die Erlaubnis, sich verabschieden zu dürfen. Der Ritter bat seinen Lehnsherren um „urloup“, der Pächter den Gutsbesitzer. So steht es in den Nachschlagewerken. Aber wie kam es zu diesem Brauch? Das steht nur hier:

Walther von der Vogelweide, der Robbie Williams des Mittelalters, haute schon frühmorgens Verse raus wie: „Ich saz uf eime Steine / dar uf satzt ich den ellenbogen / ich hete in mine hant gesmogen / daz kinne und ein min wange“. Dieses Lied gibt es übrigens heute noch, und zwar als Coverversion von Bob Marley: „No woman, no cry“. Jedenfalls reimte Walther ohne Ende, zupfte dazu die Laute, tourte durch die Lande und ließ auch sonst nichts anbrennen: „Under der linden / an der heide / da unser zweier bette was…“. Walther beherrschte die Minne-Charts und räumte in jeder Burg beim Poetry-Slam den Hauptgewinn ab. „Tandaradei, schöne sang di nahtegal“ – diese Poesie toppte in Deutschland erst Heinz Ehrhardt, aber das war 700 Jahre später.

Irgendwann hatten die Leute genug. Sie flehten Walther von der Vogelweide an, endlich mal „urloup“ zu machen – aber der sang unbeirrt weiter, immer weiter. Also flüchteten alle anderen und machten Urlaub, vorzugsweise auf Malle, weil Walther nicht wusste, wie Charterfliegen geht und deshalb nie dort hin kam. So wurde aus dem Urlaub eine Massenbewegung.

Der Begriff „Ferien“ geht übrigens aufs 15. Jahrhundert und das lateinische Wort „feriae“ als Bezeichnung für Feier- oder Festtage zurück. Aber wie das passieren konnte, erkläre ich Ihnen ein anderes Mal. Ich habe jetzt nämlich Urlaub.

Die nächste Wochenschau unseres Kolumnisten Jan Schröter können Sie am Sonnabend, 15. August, lesen