Auch auf Pendlerradwegen gibt es Stoßzeiten. Wozu das führen kann, zeigt sich bei der Tour de France: Kollektive Krankschreibung.

Fahrbahnabsenkung, Baustelle, Stau. Aber ich will nicht wieder über die Autobahn 7 jammern. Zumal es vielleicht bald echte Alternativen gibt. Verkehrsplaner der Metropolregion Hamburg lassen prüfen, ob bestimmte Routen für Fahrrad-Schnellwege zur Verkehrsentlastung beitragen können. Der Plan: Eine separate Trasse speziell für Radfahrer, vier Meter breit, in beide Richtungen befahrbar, mit Überholspur, möglichst ampelfrei.

In der Verlosung sind fünf mögliche Fernrouten gen Hamburg: ab Bad Oldesloe, Winsen, Tostedt, Pinneberg und Norderstedt.

Pendler werden also demnächst vier Stunden täglich in die Pedalen klotzen, zusätzlich zum Hauptjob. Das wird unsere Gesellschaft wesentlich verändern. Wir werden alle unverschämt gesund sein, weshalb es die Rente leider erst mit 85 gibt.

Die Scheidungsquote tendiert gegen Null, weil alle viel zu kaputt für Seitensprünge sind – und wer trifft sich noch nach der Arbeit mit der oder dem Geliebten, wenn man hinterher mit dem Rad nach Hause muss? Leider zeichnen sich noch weitere Probleme ab. Auf einem Pendlerradweg gibt es bestimmt auch Stoßzeiten. Auf etlichen Kilometern Geschiebe im Pulk.

Man kennt das von der Tour de France und weiß daher auch, was passiert, wenn vorne einer stürzt: Kollektive Krankschreibung für ein paar Hundert Fahrradpendler. Und was ist eigentlich mit denen, die aus irgendwelchen Gründen nicht Radfahren können?

Wir müssen größer denken. An Fernreitwege, beispielsweise. Aus ein-stigen Tankstellen werden dann Mietställe, im Angebot haben sie Hafer bleifrei und Coffee to ride. Eigenpferdbesitzer können ihren Gaul von der Steuer absetzen und kassieren vom Finanzamt Kilometerpauschale. Fernjoggerbahnen. Pendlerskiloipen. Man kann so viel machen. Natürlich auch solche Radtrassen, welche die Verkehrsplaner unserer Metropolregion gerade erwägen.

Ich hoffe jedoch auch hier auf eine konditionsverträgliche Lösung mit zwei parallelen Trassen. Trasse 1 beginnt auf dem Plateau eines eigens aufgeschütteten und per Fahrradseilbahn erreichbaren Berges in Norderstedt und verläuft mit stetem Gefälle bis Hamburg, Trasse 2 funktioniert baugleich in Gegenrichtung. Dann wäre ich dabei – wenn die Sonne scheint.