Der Sommer befindet sich momentan im Streik, kommentiert Jan Schröter. Jetzt bittet er Sepp Blatter um Hilfe.
Die Post streikt mindestens noch bis heute. Eltern werden ihre Kinder wohl neuerdings wieder komplett alleine erziehen müssen, da die Tarifeinigung im Kita-Streik voraussichtlich auf sich warten lässt, bis die heutige Krabbelgeneration das Abituralter erreicht. Die GDL streikt zwar gerade mal nicht, aber die in ihr organisierten Lokführer fallen trotzdem aus: Wegen der langen, streikbedingten Fehlzeiten haben sie das Lokfahren verlernt und müssen zur Nachschulung. Gleiches gilt für Piloten, Fluglotsen und Sicherheitspersonal an den Passagierkontrollen. Oder streiken die gerade wieder?
Weshalb die genannten Berufsgruppen streiken, ist immerhin bekannt. Es geht ums Geld, so viel ist klar. Aber was, frage ich, was ist eigentlich mit dem Wetter los? Der Sommer streikt. Ich war über Pfingsten zum Paddeln auf dem Plöner See. Man konnte die Eskimo-Rolle unter arktischen Bedingungen zelebrieren. Zumindest am sonnigen Sonntag. Ab Pfingstmontag ließen die Möglichkeiten für entspannten Wassersport stark nach. Zu viel Treibeis. Nach Sichtung erster Eisbären brach ich den Kurzurlaub ab. Könnte bitte mal jemand dem Sommer ein Angebot machen? Damit ich endlich meine mühsam antrainierte Bikinnifigur (Bikinni = Doppelkinn) in luftigen Klamotten der Öffentlichkeit präsentieren kann, ohne Gefrierbrand zu riskieren? Ich weiß, es ist schwierig. Keiner ahnt, was der Sommer eigentlich will, womit man ihn aus der Reserve lockt. Ganz klar, das ist ein Fall für Spezialisten.
Zum Glück wird vielleicht demnächst der Spezialist aller Spezialisten für Angebote, die man einfach nicht ablehnen kann, sein Amt los und damit frei für die Aufgabe des Sommer-Verführers: Sepp Blatter, übernehmen Sie! Wer es – mit welchen Mitteln auch immer – schafft, eine Fußball-WM nach Katar zu schachern, ist zweifellos auch in der Lage, einen widerspenstigen Sommer zu entfrosten. Alles nur ein Ding von Angebot und Nachfrage. Mach es, Blatter, gib dem Sommer endlich, was er will. Dann stehen wir auch klaglos anno 2022 am Glühweinstand beim Public Viewing auf dem Weihnachtsmarkt und gucken deine blöde Wüsten-WM.
Hauptsache, es wird endlich warm.